Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
Patrick Stäuble gründete mit Teylor ein Unternehmen, das in weniger als zehn Minuten Firmenkredite an KMUs vergibt. Das langfristige Ziel: Banken sollen ihre Kreditprozesse zukünftig über Teylor abwickeln.
Eigentlich fing Patrick Stäubles Karriere nicht im Finanzsektor an – und eigentlich habe ihn klassisches Banking und Consulting auch nicht sonderlich interessiert, erzählt der Schweizer. Dennoch gründete Stäuble mit Teylor ein Unternehmen, das in weniger als zehn Minuten Firmenkredite an KMUs vergibt. „Bei Teylor lösen wir ein zweiseitiges Problem: Die meisten Banken nutzen den gleichen Vergabeprozess für KMU-Kredite, egal ob 50.000 € oder 500.000 €. Somit sind kleinere Kredite für die Bank weniger attraktiv, da die Bank den gleichen Arbeitsaufwand hat wie bei größeren Krediten. Teylor vereinfacht diesen Prozess und senkt die Bearbeitungskosten“, erzählt der Schweizer. Deshalb hat er mit seinem Unternehmen den Prozess digitalisiert und automatisiert – statt also etwa die üblichen fünf Wochen auf einen Kredit zu warten, werde dieser innerhalb von zwei Tagen ausbezahlt, so Stäuble. Die Genehmigung dazu dauert nur zehn Minuten.
Dabei fing für Stäuble alles ganz anders an. Während seines Volkswirtschaftsstudiums an der Universität Zürich gründete er Studenttranslate, das sich auf Übersetzungen spezialisierte. Zweisprachige Studenten mit Fachwissen in einem bestimmten Bereich wie etwa Medizin oder Recht konnten pro Stunde 40 CHF verdienen, verkauft wurden die Übersetzungen dann für 70 CHF.
Die Idee dazu kam nicht von ungefähr: Stäubles Vater arbeitete in der Ölindustrie, deshalb war seine Familie viel in der Welt unterwegs. So lernte er von klein auf Englisch und fing an, während seines Studiums seine Übersetzungskünste anzubieten. Wenig später folgte dann Studenttranslate.
Seine Karriere im Finanzsektor begann dann als Praktikant beim Fintech Numbrs, das sich auf die Entwicklung mobiler Banking-Softwareanwendungen konzentriert. Letztendlich arbeitete Stäuble dort vier Jahre lang und war die letzten zwei Jahre Head of Business Development. Dort fiel ihm auf, dass klassische Banken bei der Kreditvergabe KMUs vernachlässigen. Also gründete er Teylor und holte seinen ehemaligen Chef von Numbrs, Martin Saidler, als Investor an Bord.
Gegründet wurde 2018, gelauncht Anfang 2019, doch schon jetzt scheint das Start-up auf einem guten Weg zu sein: „Seit wir live sind, hat sich unser Umsatz monatlich verdoppelt. Mittlerweile bieten wir auch White-Label-Software für Banken an, damit sie ihre Prozesse mit unseren Tools automatisieren können“, erzählt Stäuble. Von seiner Idee sind auch die Investoren überzeugt. Die Finanzierungsrunde im Juni 2018 brachte 250.000 CHF ein, im März 2019 folgten noch einmal eine Million CHF; Stäuble konnte damit strategische Investoren wie Steinbeis, eine Plattform für Unternehmensgründungen, sowie weitere Privatinvestoren und Family Offices für sein Start-up gewinnen. Partnerbank von Teylor ist die Solarisbank.
Das langfristige Ziel steht für Stäuble auch schon fest: Banken sollen ihre Kreditprozesse zukünftig über Teylor abwickeln – schaut man sich die Geschwindigkeit an, in der sich sein Unternehmen entwickelt, dürfte das in nicht allzu weiter Ferne liegen.
Patrick Stäuble ist Mitglied der Forbes DACH 30 Under 30-Liste 2019. Mehr über Patrick Stäuble lesen.
Der Artikel ist in unserer Juni-Ausgabe 2019 „30 Under 30“ erschienen.