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Koenig & Bauer war lange Zeit für Maschinen für den Zeitungs- und Magazindruck bekannt. Als die Branche in den 2000ern unter Druck geriet, richtete sich das Unternehmen neu aus: Von nun an sollten Maschinen für den Verpackungs- und Digitaldruck hergestellt werden. Der profitable Banknotendruck half dem Unternehmen ebenfalls durch die Krise.
Schaut man sich in einem Supermarkt um, sieht man Cornflakes-Schachteln, Chips-Packungen, Aluminiumdosen, Glasflaschen und Milch im Tetra Pak – alles Verpackungen, die über Maschinen von Koenig & Bauer laufen. „Ein Großteil aller Verpackungen ist über unsere Druckmaschinen gelaufen“, sagt Andreas Pleßke, CEO des Druckmaschinenherstellers, über die Artikel im Supermarkt. „Und dann schauen Sie in die Kassa – die Geldscheine dort wurden auch mit unseren Maschinen gedruckt.“
Koenig & Bauer ist laut eigenen Angaben der älteste Druckmaschinenhersteller der Welt und gilt als einer der Weltmarktführer in dem Bereich. Lag der Geschäftsschwerpunkt früher noch auf Maschinen für den Zeitungsdruck, baut das Unternehmen aus Würzburg heute hauptsächlich Maschinen, die Verpackungen von Konsumgütern bedrucken – und andere, die Geld drucken: Mit einem Marktanteil von über 80 % ist Koenig & Bauer laut eigenen Angaben der Weltmarktführer im Banknotendruck. 2024 erwirtschaftete der Konzern einen Umsatz in Höhe von 1,3 Mrd. € und ein operatives EBIT von 25,8 Mio. € (bereinigt von Kosten für ein Fokusprogramm und die Weltleitmesse Drupa). Davon kommen ca. 40 % aus Europa; Asien und Pazifik machen rund ein Viertel aus, Nordamerika etwas weniger. Der Rest des Geschäfts teilt sich auf Afrika und Lateinamerika auf.
Der Deutsche kam 2014 als CRO zum Unternehmen, was in diesem Fall nicht für „Chief Revenue Officer“ steht, sondern für „Chief Restructuring Officer“: Pleßke wurde an Bord geholt, um das Unternehmen umzukrempeln. Dieses verdiente den Löwenanteil des Geldes damals noch mit Maschinen für den Zeitungs- und Magazindruck – davon wurden (und werden) aber immer weniger gebraucht; bei Koenig & Bauer brach die Nachfrage ein. Ist Pleßke der Turnaround gelungen? Und wie kam es, dass der Maschinenbauer auch Maschinen für den Banknotendruck herstellt?
Vor über 200 Jahren, im Jahr 1817, unterzeichneten der Bauernsohn Friedrich Koenig und der Techniker Andreas Bauer einen Gesellschaftsvertrag. „Die beiden hatten eine fundamentale Idee“, beginnt Pleßke die Geschichte des Unternehmens: „Das Druckbild bestand damals zum Großteil noch aus beweglichen Lettern, man musste es also immer heben und neues Papier darunterschieben. Die Herrn Koenig und Bauer erkannten, dass das viel schneller geht, wenn man das Druckbild auf einer Walze hat, die sich kontinuierlich dreht.“ Der erste Kunde war die Londoner Tageszeitung The Times, die, so Pleßke, mit der neuen Druckmaschine fünf bis zehn Mal so viele Kopien drucken konnte wie davor. „Diese neue Geschwindigkeit hat den Druck damals zum wichtigsten Informationskanal der Welt gemacht“, so Pleßke.

Koenig & Bauer expandierte sowohl organisch als auch durch Zukäufe. In den 1950er-Jahren begann eine Kooperation, die 2001 zu einem dieser Zukäufe führte: Gualtiero Giori, der aus einer Familie von Wertpapierdruckern aus Mailand stammte, hatte die Idee, die Technik, mit der die Mailänder Rüstungsmacher in der Renaissance ihre Rüstungen verziert hatten, auf den Banknotendruck zu übertragen. Er brauchte nur einen Partner, der die Maschinen für seine „Intaglio“-Methode herstellen konnte – und Koenig & Bauer stand gerne zur Seite. Gioris Methode revolutionierte nach dem Zweiten Weltkrieg den vielfarbigen Druck von Geldscheinen – und heute wird überall auf der Welt Geld mit den Maschinen von Koenig & Bauer gedruckt. 2001 kaufte das deutsche Unternehmen die De la Rue Giori SA, die zu einer Tochtergesellschaft wurde. Das Segment „Special“, zu der auch das Geschäft mit den Banknotendruckmaschinen gehört, macht heute rund 32% des gesamten Umsatzes aus.
Im Jahr 2014 startete schließlich der jüngste Wandel in der Geschichte von Koenig & Bauer. Pleßke, der Volkswirtschaftslehre und Jura studiert hat und lange Zeit bei verschiedenen deutschen Industrieunternehmen gearbeitet hatte, sagt über die Zeit: „Wir waren sehr stark im Zeitungsdruck positioniert und mussten uns neu ausrichten.“ Die schwindenden Auflagenzahlen der Zeitungen griffen auch auf den Druckmaschinenhersteller über: 2008 machte Koenig & Bauer noch rund zwei Drittel des Umsatzes mit Maschinen zum Drucken von Zeitungen, Katalogen, Zeitschriften oder Plakaten; 2018 machten solche Maschinen laut Manager Magazin nur noch ein Zehntel aus. Die
Finanzkrise in den Jahren 2007 und 2008 stellte einen weiteren Tiefschlag dar – 2.000 Mitarbeiter wurden in den Jahren danach entlassen. Als Pleßke sein Amt antrat, war klar: Das neue Koenig & Bauer sollte Verpackungen bedrucken.
Gemeinsam mit dem damaligen Vorstand schrumpfte Pleßke das Unternehmen. Zwei von sieben Werken wurden geschlossen, rund 1.400 von 6.200 Angestellten verloren ihre Jobs. Außerdem wurde der Konzern neu strukturiert. „Der Konzern war damals eine große Einheit. Wir haben ihn in verschiedene Bereiche aufgeteilt, damit sie sich eigenständig entwickeln konnten“, erzählt Pleßke. Außerdem wurden die einzelnen Werke spezialisiert. Der CEO erklärt das Konzept vereinfacht: „Wir hatten zum Beispiel mehrere Fabriken, die Druckzylinder produziert haben, und mehrere, die Zahnräder produziert haben. In der Restrukturierung haben wir uns spezialisiert und Volumen gebündelt, das heißt, die Fabriken so aufgestellt, dass alle Druckzylinder an einem Standort produziert wurden und alle Zahnräder an einem anderen.“ Gleichzeitig investierte der Konzern in neue Maschinen für den Verpackungs- und Digitaldruck.
Zwei Jahre dauerte der Prozess. Die Aktie stieg von 12,54 € im Januar 2014 auf ihr Hoch von 73,89 € im April 2018 – doch von dort fiel sie wieder. Heute ist sie 15,26 € wert (Stand: 19. März 2025). Pleßke schiebt den Absturz auf die Coronapandemie, die Lieferketten-Engpässe, die darauf folgten, und den Ukraine-Krieg, der vielen internationalen Unternehmen Unsicherheit brachte. Trotz allem, versichert Pleßke, sei Koenig & Bauer heute gut aufgestellt: Mit Ende 2024 sei ein „Rekordauftragsbestand in den Büchern“.
Dass die nächsten Jahre wohl ebenfalls unsicher werden, sieht Pleßke ähnlich gelassen: Die Strategie von Koenig & Bauer sei solide. „Die Menschen werden weiterhin in den Supermarkt gehen, ihre Cornflakes oder Dosen kaufen und auch weiterhin mit Geldscheinen bezahlen“, so Pleßke, bevor er hinzufügt: „Und wenn ein Unternehmen 208 Jahre unterwegs ist, dann hat es bewiesen, dass es mit schwierigen Situationen umgehen kann.“
Andreas Pleßke studierte Economics an der University of Boulder, Colorado, und Jura an der Universität Regensburg. Er war als Anwalt und in mehreren Industrieunternehmen tätig, bevor er 2014 zu Koenig & Bauer wechselte. Seit 2024 ist er dort CEO. Ab Juni 2025 wird Stephen Kimmich neuer CEO sein – Pleßke geht Ende des Jahres in den Ruhestand.
Text: Erik Fleischmann
Fotos: Koenig & Bauer