Es ist ein grauer Tag in Biel, doch im Büro von Haute Capital Partners herrscht gute Stimmung. Das ist kein grosser Zufall, denn bei der von Thibault Leroy Bürki gegründeten Investmentgesellschaft läuft es blendend: Seit dem Börsengang im Mai 2022 stieg der Kurs um fast 200 %, was eine jährliche Wachstumsrate von rund 50 % bedeutet. Konkret stieg der Kurs von 41,8 CHF auf zuletzt 120,30 CHF (alle Zahlen zu Redaktionsschluss). Bürki führt die Performance auf eine simple Erklärung zurück: «Wir investieren in die Zukunft. Wer an unsere Vision glaubt, wird langfristig profitieren», so der 35-Jährige.

Die Idee von Haute Capital Partners ist relativ simpel: Das Un­ter­nehmen investiert breit ­diversifiziert in unterschiedliche Asset­klassen. Dazu gehören unter anderem Aktien, Anleihen, Immobilien, Private Equity, Krypto­währungen oder Commodities. Kunden können Aktien an der Muttergesellschaft kaufen und somit indirekt vom Erfolg von Haute Capital Partners profitieren. Ins­gesamt zwölf Mitarbeiter sorgen bei Haute Capital Partners dafür, nicht nur die richtigen Investmententscheidungen zu treffen, sondern auch die optimale Allokation zu finden. Wie genau diese aktuell quer über die verschiedenen Assetklassen aussieht, will Bürki nicht sagen; dieser detaillierte Einblick ist Investoren vorbehalten: «Wir sind ein offenes Buch», so Bürki über die Transparenz seines Unternehmens, «unsere Investoren können jederzeit einsehen, wie ihr Geld angelegt ist.»

Die über 360 Aktionäre von Haute Capital Partners haben sehr unterschiedliche Hintergründe, aber eine Gemeinsamkeit: Sie sind beruflich erfolgreich – aber haben nicht ausreichend Zeit, sich ihrem Geld zu widmen. «Die meisten Leute haben keine Zeit, sich um ihre Investitionen zu kümmern. Wir bieten ihnen die Möglichkeit, alles aus einer Hand zu bekommen», erklärt Bürki. Zu den Kunden gehören Unternehmer, Ärzte, Architekten, Anwälte und Young Professionals. Rund zwei Drittel sind jedoch über 50 Jahre alt, so Bürki.

Das Gute am Geschäftsmodell: Mehr Wachstum bedeutet nicht zwingendermassen mehr ­Kosten. Das zwölfköpfige Team umfasst Investmentanalysten, die sich auf Risikomanagement und Anlage­strategien konzentrieren, sowie ­Broker, die Beziehungen zu Inves­toren und Aktionären pflegen.

Doch die Expansion führt nicht unbedingt zu mehr Headcount, wie der CEO erläutert: «Wenn man mehr Geld verwaltet, braucht man nicht unbedingt mehr Leute.» Denn Bürki setzt auch stark auf Technologie, um bessere Entscheidungen zu treffen: «Wir nutzen fortschrittliche Analysen, die auf künstlicher Intelligenz basieren, um unsere Anlage­allokationen zu optimieren, was uns in volatilen Märkten einen einzig­artigen Vorteil verschafft.»

Für Bürki wird das grosse Wachstum aber sowieso auf einem anderen Spielfeld stattfinden: Ak­tuell wartet Haute Capital ­Partners auf die Erteilung der Lizenz, um ­Wealth Management anbieten zu dürfen. «Wenn alles nach Plan verläuft, können wir bald auch in diesem ­Bereich aktiv werden», sagt Bürki. Der Antrag wurde vor sechs Monaten gestellt, in der Regel dauern solche Prozesse zwölf Monate, so Bürki. Die Lizenz soll Haute Capital Partners die Möglichkeit geben, eine breitere Kundenbasis anzusprechen – denn mit Haute Capital Partners sind Investoren aufgrund der limitierten Anzahl an Aktien begrenzt, was die Investitionssummen angeht. Ein professionelles Wealth-Management-Angebot würde dieses Problem lösen. «Im Wealth Management können wir Büros in Zürich, Genf und weiteren Städten anbieten. Auch eine Internationalisierung wäre dann durchaus denkbar», so Bürki.

Dass eine global denkende Investmentgesellschaft in Biel ansässig ist, ist eher ungewöhnlich. Die Stadt an der Grenze von französisch­sprachiger und deutschsprachiger Schweiz ist vor allem als Sitz des Uhrenproduzenten Swatch bekannt. Doch Bürki wuchs in Biel auf, bevor er in Genf Medien- und Kommuni­kationswissenschaften studierte.

Anschliessend arbeitete er einige Jahre für Risikokapitalgesellschaften in Zürich und London, bevor er 2017 in seine Heimat zurück­kehrte. «Biel ist natürlich bis zu einem gewissen Grad eine ungewöhnliche Wahl, weil es kein grosser Finanzplatz ist. Aber wir benötigen eigentlich nur einen Internetanschluss und ein Telefon, um unser Unternehmen zu betreiben», so Bürki. Mit der Re­krutierung seiner Mitarbeiter hat er jedenfalls kein Problem – diese finde er in der ganzen Region.

Die gute Performance von Haute Capital Partners führt natürlich auch zu einem Anstieg von Bürkis Nettovermögen. Die Markt­kapitalisierung lag zuletzt bei 136 Mio. CHF, Bürki selbst hält noch etwa 30 % der Anteile, womit er persönlich rund 40 Mio. CHF an Assets besitzt. Die Dachgesellschaft hält, neben dem zukünftigen Wealth-­Management-Vehikel, noch zwei weitere Tochtergesellschaften. Die erste ist Haute Capital Properties, die Immobilienprojekte entwickelt und vermarktet. Die Profite kommen indirekt den Investoren von Haute Capital Partners zugute – wie es übrigens auch im Fall des anstehenden Wealth-Management-Geschäfts der Fall wäre. Der Fokus im Immobiliengeschäft liegt auf hochwertigen Bauprojekten in exklusiven Lagen, darunter das prestigeträchtige Projekt «Costa Verde» mit fünf ­luxu­riösen Apartments in den Höhen von Biel, in Magglingen.

«Wir wollen etwas Neues auf den Markt bringen», erklärt ­Bürki. Dabei setzt er auf einen klaren unternehmerischen Ansatz: «Wir ent­wickeln die Immobilien selbst, ­arbeiten aber eng mit Partnern zusammen, um den Bau und die ­Vermarktung zu unterstützen.»

Die zweite Tochter geht in eine ganz andere Richtung: Haute Club ist ein Member Club, der Vernetzung und Austausch von Jungunternehmern ermöglichen soll. «Mir geht es dabei nicht vorrangig darum, mein Geschäft voranzutreiben, sondern darum, eine Community aufzu­bauen», so Bürki – denn als er sein Unternehmen in jungen Jahren startete, fehlte ihm lange Zeit der Austausch mit Gleichgesinnten. «Ich habe immer gewusst, dass ich mein eigenes Unternehmen führen möchte», so Bürki, «doch die ersten Jahre waren sehr hart.» Bürki musste auf Ersparnisse zurückgreifen; und «Menschen zu finden, die ähnliche Herausforderungen zu lösen haben, war nicht so einfach».

Der Club soll genau dafür dienen. Bürki: «Wir hatten bisher drei Events, die allesamt sehr erfolgreich waren. Wir wollen den Club schrittweise ausbauen und als Plattform etablieren, wo sich junge Unternehmer treffen, austauschen und weiterbilden.» Fünf bis sechs Events pro Jahr sind geplant, der Club soll auf 100 Mitglieder limitiert werden. Diese sollen unter anderem auch ­gemeinsam zu besonderen Anlässen reisen, da­runter etwa der Besuch eines ­Formel-1-Grand Prix.

Trotz seines Erfolgs zeigt sich Bürki bescheiden. «Ich hatte nie vor, etwas Riesiges aufzubauen. Ich wollte einfach etwas schaffen, das für alle Beteiligten einen Mehrwert bietet.» Mit Blick auf die Zukunft plant Bürki, die Expansion des Unternehmens voranzutreiben: «Wir wollen uns inter­national aufstellen, aber das Schritt für Schritt.»

Was Haute Capital Partners jedoch von anderen Investmentgesellschaften unterscheidet, ist nicht nur die innovative Anlagestrategie, sondern auch Bürkis Philosophie. «Es geht nicht nur darum, Geld zu verdienen», sagt er. «Wir wollen langfristige Werte schaffen und eine Plattform bieten, auf der Menschen Zugang zu Investitionen haben, die ihnen sonst verwehrt bleiben würden.» Diese Demokratisierung des Finanzmarkts ist ein zentrales Anliegen von Bürki. Mit einem klaren Fokus auf Transparenz, Innovation und langfristigem Wachstum bleibt Haute Capital Partners ein Unternehmen, das nicht nur in der Schweiz, sondern auch international zunehmend an Bedeutung gewinnen dürfte.

Seine Mission beschreibt Bürki folgendermassen: «Unsere Ambition ist es, ein Investment-Ökosystem zu schaffen, das nicht nur Wohlstand generiert, sondern auch zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt beiträgt. Ich bin überzeugt, dass wir die richtigen Grundlagen haben, um eine weltweite Referenz in diesem Bereich zu werden.»

Bis dahin sei es aber noch ein weiter Weg, so der Unternehmer. «Es gibt noch viel zu tun», sagt Bürki, «aber ich bin zuversichtlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.»

Fotos: Florian Spring