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Ohne die 5G-Technologie im Mobilfunksektor wird es weder autonomes Fahren noch einen Siegeszug der Digitalisierung geben. Anlageprofis hören schon jetzt die Kassen klingeln.
5G ist zurzeit in aller Munde. Das Kürzel steht für „Fifth Generation“ und ist das Zauberwort für einen neuen technischen Standard für mobilen Internetzugang und Telefonie. Es lässt Mobilfunkern und Technikern das Wasser im Munde zusammenlaufen – und das aus gutem Grund, schafft 5G doch die Grundlage für neue Kundenerlebnisse wie zum Beispiel Augmented-Reality-Spiele oder die Vernetzung von Maschinen in der Industrie und intelligenten Geräten. Außerdem unterstützt die Technik, die Daten mit bis zu 10 Gigabit pro Sekunde übertragen kann, die Digitalisierung vieler Lebensbereiche. In kurzen Worten: Ohne 5G geht in Zukunft nichts.
In einzelnen Ländern geht es bereits hoch her, denn für diesen neuen Kommunikationsstandard werden zusätzliche Frequenzbänder benötigt, die allerorts bereits versteigert wurden. In Deutschland soll das Netz nächstes Jahr starten, in Österreich ging es schon dieses Jahr los – allerdings nur für rund 200 Kunden. Spanien – das damit neben anderen Ländern wie etwa Großbritannien zu den europäischen Vorreitern gehört – startete am 15. Juni mit 5G-Netzen in 15 Städten. Der für viele Marktbeobachter interessante Aspekt dabei: Der von den USA auf eine schwarze Liste gesetzte und sanktionierte chinesische Huawei-Konzern nahm eine wichtige Rolle beim Start des schnellen 5G-Mobilfunks auf der iberischen Halbinsel ein. Die Spanier ließen also den Vorwurf der Amerikaner, die den chinesischen Anbieter der Spionage bezichtigten, offenbar nicht gelten.
Denn das Unternehmen ist zwar – noch – nicht börsennotiert, aber einer der führenden Ausrüster von Mobilfunknetzen auch in Europa und zugleich der zweitgrößte Smartphoneanbieter der Welt. Auf diesen Technologievorsprung wollte Spanien offenbar nicht verzichten. Huawei hofft auch auf Aufträge von deutschen und weiteren europäischen Telefoniekonzernen. Auch Russland will beim Aufbau des schnellen 5G-Mobilfunknetzes den chinesischen Anbieter ins Boot holen.
In Deutschland soll das 5G-Netz nächstes Jahr starten, in Österreich war das bereits dieses Jahr der Fall, allerdings nur für rund 200 Kunden. In Spanien können Kunden seit 15. Juni in 15 Städten auf 5G-Netze zugreifen.
Doch die US-Sanktionen wiegen schwer, und als dann noch Google den Zugang zu seinem Betriebssystem Android erschwerte, war Feuer am Dach. Das hat die US-Verkäufe der Chinesen in den Keller geschickt –und nicht nur diese: Der Umsatz werde in den kommenden zwei Jahren jeweils um 30 Milliarden US-$ unter den Vorhersagen liegen, ließ Huawei-Chef Ren Zhengfei verlauten. Im vergangenen Jahr hat Huawei noch um umgerechnet gut 100 Milliarden US-$ verkauft. Allerdings erleichtert US-Präsident Donald Trump mit den Sanktionen auch US-Konzernen nicht gerade das Geschäft, denn von den 70 Milliarden US-$, die Huawei im Vorjahr für den Kauf von Komponenten ausgegeben hat, gingen rund elf Milliarden US-$ an Intel, Qualcomm und andere Chiphersteller in den USA. Broadcom hat seine Umsatzprognose für dieses Jahr wegen des Disputs sogar um zwei Milliarden US-$ gesenkt.
Die Frage ist nun, wie lange Huawei dem Druck standhalten kann. Konzerngründer Ren Zhengfei selbst rechnet ab 2021 wieder mit einem normalen Geschäftsgang. Schon davor könnte auch der lange erhoffte Börsengang von Huawei über die Bühne gehen. Insider vermuten in den US-Sanktionen auch das Bestreben von Finanzkreisen, einen Börsengang quasi zu „erzwingen“. Denn trotz aller Querschüsse legte das Umsatzwachstum in den ersten Monaten des Jahres 2019 sogar noch einmal um 36 % zu, nachdem Huawei 2018 schon satte 21 % Plus geschafft hatte. Das weckt Begehrlichkeiten – Investoren sollten jedenfalls ein Auge darauf haben.
Ein Unternehmen, dessen Aktie man sich dagegen schon jetzt zulegen kann, ist Ericsson. Der schwedische Anbieter mischt zum Beispiel auch in Spanien mit und stellt dort Hardware für das Datennetz zur Verfügung. Den Schweden öffnen sich mit den chinesischen Turbulenzen neue Chancen: Fundamental macht sich der Ausbau der 5G-Infrastruktur bereits in der Bilanz von Ericsson bemerkbar und hilft beim Turnaround mit, meint Benedikt Kaufmann vom Anlegermagazin Der Aktionär. Im ersten Quartal haben die Umsätze in Nordamerika um satte 28 % zugelegt. Bei Ericsson heiße es für Anleger „Gewinne laufen lassen“, so Kaufmann. Die Schweizer Bank Credit Suisse hat die Einstufung für Ericsson auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 107 schwedischen Kronen (10,13 €) belassen. Die Margenziele des Netzausrüsters seien herausfordernd, aber nicht ganz außer Reichweite, meinte Analyst Achal Sultania. Kurs bei Redaktionsschluss: rund 90 Kronen (8,52 €), was ein Gewinnpotenzial von fast 19 % bis zum Kursziel eröffnet.
Auch der Telekommunikationsausrüster ZTE mit knapp 75.000 Mitarbeitern und mehr als 85 Milliarden Yuan (umgerechnet elf Milliarden €) Umsatz im Vorjahr zählt zu den 5G-Profiteuren: Das Unternehmen bietet Handys, Router, aber auch Tablets an und hat sich bereits 796 Patente im 5G-Bereich gesichert. Die ZTE-Aktie legte in den letzten drei Jahren um mehr als 120 % zu. ZTE wurde ebenfalls eine Weile vom US-Embargo hart getroffen – die Sanktionen wurden aber im Juni 2018 aufgehoben, nachdem ZTE eine Geldstrafe von einer Milliarde US-$ gezahlt und zahlreichen Auflagen der Behörden zugestimmt hatte.
Auch beim US-Konzern Qualcomm reibt man sich angesichts des 5G-Geschäfts die Hände: Der Halbleiterhersteller und Anbieter von Lösungen für Mobilfunkkommunikation mit Sitz in Kalifornien ist unter anderem in den Bereichen Prozessoren, Mobilfunk sowie drahtlose Kommunikation höchst aktiv. Im 5G-Bereich verfügt Qualcomm über insgesamt 734 Patentfamilien. Das gefällt auch den Analysten der US-Investmentbank Morgan Stanley: Sie haben die Qualcomm-Aktie von „Equalweight“ auf „Overweight“ hochgestuft und das Kursziel von 55 auf 95 US-$ angehoben. Kurs bei Redaktionsschluss: 75 US-$. Die Aktie ist heuer bereits sehr gut gelaufen: Seit dem Eröffnungskurs im Januar ist das Papier bereits um 39 % gestiegen.
Und schließlich mischt auch noch Nokia (mit Alcatel-Lucent) bei 5G ordentlich mit: Die Finnen, die unter anderem Handys, WiFi, aber auch weitere Hard- sowie Software bereitstellen, haben aktuell 306 Patentfamilien im Spiel. 42 kommerzielle 5G-Verträge hat Nokia bereits an Land gezogen. Die Schweizer Großbank UBS hat zwar das Kursziel für die Finnen von 5,90 € auf 5,50 € gesenkt, aber die Einstufung auf „Buy“ belassen. Bei dem Netzwerkausrüster dürfte sich nach einem schwachen Jahresstart das Blatt wenden und die Bruttomargen sollten bald wieder steigen, meinte UBS-Analyst David Mulholland. Der Kurs der Nokia-Aktie lag zum Redaktionsschluss bei 4,50 €.
Auch die Schweizer Credit Suisse fand Gefallen an den Finnen und beließ die Einstufung für Nokia nach einem Treffen mit Managern des Netzwerkausrüsters auf „Outperform“, mit einem Kursziel nahe jenem der UBS von 5,40 €.
Der spanische Kommunikationsriese Telefonica könnte ebenfalls einen Boost durch den 5G-Boom erhalten: Das Ergebniswachstum (Ebitda) im Heimatmarkt sollte sich im Jahresverlauf beschleunigen, meinte die Credit Suisse. Die Schweizer hielten die Einstufung für Telefonica weiter bei „Neutral“, mit einem Kursziel von 8,50 €. Kurs bei Redaktionsschluss: 7,40 € – ergibt ein Gewinnpotenzial von rund 15 %.
Somit bleibt das Rennen um die 5G-Netze spannend – sowohl auf der Ebene der Länder als auch jener der Unternehmen.
Text: Reinhard Krémer
Illustration: Valentin Berger
Der Artikel ist in unserer Juli/August-Ausgabe 2019 „Smart Cities“ erschienen.