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Christian Jäger hat sich mit Verlagsservice, Immobilien und vielen weiteren Standbeinen ein kleines Imperium aufgebaut. Nun macht sich der Tiroler Unternehmer an seinen großen Wurf: einen globalen Healthcare-Konzern aufzubauen. Mit der börsenotierten Easy Motion Skin Tec AG will er das richtige Vehikel dafür bereits gefunden haben. Nun steht das große Wachstum an.
Bei Christian Jäger war die letzten Wochen und Monate viel los. Der Tiroler Unternehmer war nie für seine Untätigkeit bekannt. Die Post-Covid-Zeit hat er aber noch intensiver genutzt. So brachte er 2021 sein Unternehmen Easy Motion Skin, das sich auf Fitnesstraining mit elektrischer Muskelstimulation spezialisiert, an die Börse. Denn Jägers Ziel, das durch die Covid-Pandemie noch verstärkt wurde, ist ein großes: „Ich will einen globalen Healthcare-Konzern aufbauen.“
Doch neben diesem „Leitmotto“ hat Jäger einige andere Projekte, die ihn intensiv beschäftigen. Neben der Leitung seiner Unternehmensgruppe Jäger, bei der er mit rund 20 Unternehmen 200 Mio. € Umsatz erwirtschaftet und sich in Branchen wie Healthcare, Verlagsservice, Immobiliengeschäfte hin zur Vermarktung von Events – etwa die Veranstaltung von Europa-Konzerten bekannter koreanischer Bands („K-Pop“). Seine Tätigkeit im Bereich Risikokapital baut Jäger als Juror der Puls4-Show „2 Minuten, 2 Millionen“ aus – nur wenige Tage nach unserem Interview steht der Dreh der nächsten Staffel an.
Seine Beliebtheit in der Show führte auch dazu, dass Puls4 Interesse an einem eigenen Format mit Jäger zeigte. Doch der Unternehmer ist noch unentschlossen, ob er das tatsächlich umsetzen will. „Das muss für mich einfach passen.“ Und auch wohltätig engagiert sich Jäger: Gemeinsam mit der Desert Flower Foundation der Aktivistin Waris Dirie eröffnet Jäger eine Schule in Sierra Leone, die er seinem verstorbenen Vater widmen wird. „Wir haben dort Platz für 660 Kinder.“ Jäger, der den Mitgründer der Stiftung, Walter Lutschinger, schon länger kennt, übernimmt die Kosten für den Bau sowie den Betrieb für zwei Jahre – anschließend übernimmt die Regierung.
Über allem steht der Wunsch, im Gesundheitsbereich etwas Bleibendes aufzubauen. „Dieses Ziel ist die Nummer eins, was meine Energie angeht, meine Zeit und mein Investitionsvolumen.“ Dass auch sein Vermögen nachhaltig durch dieses Projekt wächst, davon sei er jedoch noch „weit entfernt“, so Jäger. „Alles, was man groß aufbauen will, kostet erst mal Geld.“
Die dem Unternehmen eigene Technologie verspricht einen gesunden und fitten Lebensstil – mit nur 20 Minuten Training pro Woche. Das Training wird dabei in einem speziellen Anzug absolviert, der mit Elektromyostimulation arbeitet. Dabei werden Impulse an die Muskeln geschickt, die die Wirkung und die Effizienz des Trainings verbessern sollen. Jäger spricht vom „kleinsten Fitnesscenter der Welt“. Doch das Projekt, das Jäger bereits seit einigen Jahren vorantreibt, ist nur ein Puzzlestein. 2021 brachte Jäger die Mutter, die Easy Motion Skin Tec AG, in Deutschland an die Börse. Das vor allem, um leichter strategische Zukäufe tätigen zu können.
Genau das tat Jäger dann im Sommer 2023: Das Unternehmen übernahm die Milongroup, die mit ihren Marken Milon und Five elektronisch gesteuerte und intelligente Trainingsgeräte herstellt, die in Fitnesscentern, aber auch Gesundheitseinrichtungen zum Einsatz kommen. Neben inhabergeführten Fitnessstudios sind laut Unternehmensangaben auch 550 Physiotherapieeinrichtungen sowie etwa 150 Kliniken und Reha-Einrichtungen Kunden des Unternehmens. Die Milongroup ist in zehn Märkten in Europa tätig, in der DACH-Region liegt der Marktanteil im Premium-Segment bei rund 47 %. Insgesamt will Jäger – auch durch die Integration – 2023 rund 25 bis 30 Mio. € Umsatz generieren. Doch das soll erst der Anfang sein: „Wir wollen durch die Integration schon dieses Jahr deutlich mehr machen. Wir wollen dynamisch wachsen – was uns auch gelingt.“
Als Vorbild nennt Jäger unter anderem Peloton. Das US-Unternehmen, das Fahrradergometer und Laufbänder mit digitalen Strecken und Wettkämpfen verbindet, boomte insbesondere während der Covid-Pandemie. Seither ist der Hype zwar abgeflaut, dennoch betrug der Umsatz zuletzt 3,58 Mrd. US-$. „Das ist ein Wunschkandidat für eine Kooperation“, so Jäger. „Beide Unternehmen fokussieren sich auf das Thema Gesundheit für den Menschen.“
Das Wachstum wird sich auch anderweitig manifestieren. Denn laut Jäger muss sich die neue Identität auch im Namen widerspiegeln: „Es wird wohl auch eine Namensänderung brauchen. Denn durch die Vielschichtigkeit ist nur der Name Easy Motion Skin nicht mehr ganz passend. Das müssen dann aber die Vorstände entscheiden.“
Denn Jäger betont, dass er selbst nicht operativ tätig ist. Als Mehrheitseigentümer will er vielmehr dafür sorgen, dass die richtigen Personen an den richtigen Stellen sind und das Unternehmen alles hat, um wachsen zu können. Das dürfte sich in naher Zukunft auch nicht ändern: „Ich selber will noch eine ganze Zeit lang über 50 % der Anteile halten.“ Dass der Kurs seit Ausgabe weitestgehend stagniert (der Ausgabepreis 2021 war 7,10 €, heute steht die Aktie bei 7,75 €), sieht Jäger gelassen. „Das Marktumfeld war schwierig, weshalb der Kurs zwischenzeitlich gefallen ist. Das Ganze ist aber ein Langzeitprojekt, wir schauen nicht unbedingt auf kurzfristige Entwicklungen.“
Dass Jäger, der wohl nicht mehr um seine Existenz bangen muss, mit seinen 58 Jahren überhaupt noch ein Projekt von solchen Dimensionen angeht, liegt in seiner Lebensphilosophie begründet. Denn der Unternehmer, der erst die Schule abgebrochen hatte, baute sich dann mit viel Fleiß und Instinkt nach der Wende in Ostdeutschland im Verlagsservice (vor allem durch Zeitschriftenabos) etwas auf. Er diversifiziert, expandiert in Immobilien und ist auch sonst überall dort, wo Geld zu verdienen ist. So besitzt Jäger heute etwa die Europa-Rechte für Events von zwei K-Pop-Bands – der Hype der koreanischen Musikrichtung ist auch auf dem europäischen Kontinent voll angekommen.
Jäger ist überzeugt, dass große Ziele und sinnvolle Arbeit das beste Mittel gegen das Altern seien. „Wer rastet, der rostet. Menschen, die ganz aufhören, altern oft überdurchschnittlich schnell. Jene, die am Ball bleiben, sind oft noch mit 80 oder 90 Jahren voll da – oft zum Ärgernis ihrer Erben.“
Jäger nennt den kürzlich verstorbenen Schweizer Jörg Bucherer, der noch mit Mitte 80 voll im Unternehmen engagiert war. „So sehe ich mich auch.“ Die Zutaten, um das zu schaffen, seien jedenfalls vorhanden, so der Vollblutunternehmer: „Ich habe den Ehrgeiz, den Willen und die Disziplin. Und: Die Arbeit macht mir Spaß.“
Christian Jäger wurde in Tirol geboren, brach die Schule ab, holte dann jedoch die Matura nach. Seine Unternehmensgruppe umfasst mehr als 20 Unternehmen. Mit der Easy Motion Skin Tec AG will er nun einen globalen Healthcare-Konzern aufbauen.
Fotos: Katharina Gossow