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Ein Brett wie eine Motorhaube. Glatt, kühl, makellos. Figuren, so präzise gearbeitet, als hätte man sie direkt aus der Mittelkonsole eines Phantom gefräst.
Rolls-Royce verkauft jetzt Schachspiele. Kein Gag, kein Werbegeschenk, sondern ein echtes Produkt. Exklusiv über die eigenen Showrooms. Wer einen Rolls fährt, kann sich das passende Brettspiel konfigurieren. Lederfarbe nach Wunsch. Holzfurnier abgestimmt auf die Innenausstattung. Alles wie beim Auto – nur kleiner. Und stiller.
Das Material? Handgefrästes Aluminium. Die Oberfläche: lasergraviertes Furnier. Die Figuren? Aluminium mit Keramikbeschichtung, ihre Köpfe aus poliertem Edelstahl. Ein Design, das an die ikonischen Metall-Orgelzüge in Rolls-Royce-Fahrzeugen erinnert. Es klackt beim Ziehen der Figuren – aber nicht wie beim Schachclub im Gemeindezentrum. Eher wie ein Soundeffekt in einem 1-Mio.-US-$-Wohnzimmer.
Offizielle Preise? Gibt es nicht. Wer fragen muss, kann’s sich eh nicht leisten. Nur so viel: Die Fertigungskosten dürften bei rund 20.000 bis 30.000 US-$ liegen, rechnet man Material, Verarbeitung und Individualisierung zusammen. Der Verkaufspreis? Inoffiziellen Quellen zufolge jenseits der 100.000 US-$ Marke – was bei Luxus-Sonderanfertigungen nicht ungewöhnlich ist.
Warum das Ganze? Weil Statusobjekte nicht mehr nur auf der Straße stattfinden. Weil ein Rolls-Royce heute mehr ist als ein Auto. Es ist eine Haltung, ein Lebensraum. Und wer diesen Lebensraum nicht nur fahren, sondern auch darin leben will, bekommt nun das passende Spiel dazu.
Der Markt für Luxus-Schachspiele wächst – langsam, aber stetig. Von 2,2 Mrd. US-$ im Jahr 2023 auf geschätzte 3 Mrd. US-$ bis 2032. Das ergibt ein durchschnittliches Wachstum von 3,4 % jährlich. Kein Hype, sondern eine stabile Nische. Und für Rolls-Royce genau das Richtige. Keine Massenware. Keine Deals mit Kaufhausketten. Sondern ein Artefakt für jene, die beim Schach lieber ihre Ruhe haben – und dafür das Fünfzigfache bezahlen.
Und ja: Auch wirtschaftlich lohnt sich das. Laut Brancheninsidern liegt die Gewinnspanne bei Schachsets zwischen 20 und 40 %. Bei Rolls-Royce? Wahrscheinlich eher in Richtung 50 %. Denn hier geht’s nicht ums Spiel. Sondern ums Gefühl.
Das Set ist nicht das erste Objekt, mit dem Rolls-Royce in den Lifestyle-Bereich expandiert. Der Trend ist klar: Vom Hersteller zum Kurator. Von der Maschine zur Marke. Wer heute einen Rolls kauft, kauft keinen Wagen. Er kauft Zugang – zu einer Welt, in der selbst die Bauern auf dem Schachbrett glänzen.
Und was bedeutet das für die Zukunft? Es ist der nächste Schritt im Wandel vom Autobauer zum Kulturgut. Rolls-Royce wird zur Bühne für alles, was reich und rar ist. Vom maßgeschneiderten Interieur bis zum Designer-Schachbrett. Luxus ist nicht mehr nur eine Frage des Motors, sondern eine Frage des Moments.
Text: Lidija Jovanovic
Foto: Pablo de la Fuente