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Land und Meere sind mit Unmengen an (Plastik)müll bedeckt. Doch unser Verhalten auf der Erde hat auch zunehmende Folgen im Rest des Universums. Forscher belegen: Um unsere Erde kreisen Tonnen von Weltraumschrott, die menschengemacht sind. Wäre es an der Zeit für eine Weltraummüllabfuhr?
Seit die Menschheit in den 1950er Jahren damit begonnen hat, Raketen in die Umlaufbahn zu schießen, hat die Menge des Weltraumülls, der um die Erde kreist, stetig zugenommen. Ausgebrannte Raketenstufen, kaputte Satelliten, verlorene Schraubenzieher und abgesplitterte Lackpartikel gehören da zum Repertoire des außerirdischen Mülls. Angaben der ESA bestätigen: um 8.000 bis 8.500 Tonnen Schrott schweben im Weltraum.
1957 startete der erste Satellit Sputnik von der Erde aus und das kennzeichnete damit den Start von hunderten Explosionen und Kollisionen im Weltraum. Diese Kollisionen verursachten in den vergangen Jahrzehnten eine Masse von mehr als 20.000 Objekten, die mindestens zehn Zentimeter groß sind. Und weiter: Rund eine Million Teile sind größer als ein Zentimeter. 150 Millionen ganz kleine Schrottteile sind knapp einen Millimeter groß.
Die meisten Bruchstücke befinden sich in einem Erdabstand von 800 bis 1.000 Kilometern. Ein anderer großer Anteil befindet sich in einer Höhe von 1.400 Kilometern. Zwischen dem Erdabstand von 1.400 km und 20.000 km klafft eine große Lücke. Auf der Höhe von 20.000 km befinden sich die für uns Menschen überlebensnotwendigen Navigationssatelliten. Und letztlich gibt es eine große Zahl von Trümmern in einer Höhe von circa 36.000 Kilometern. Satelliten in dieser Höhe sind unter anderem für die Übertragung von Fernseh- und Radioprogrammen, Telefongespräche sowie Daten zuständig. Diese werden aber von der Masse an Trümmerstücken gefährdert.
Wenn zwei Satelliten kollidieren, stoßen deren Fragmente wiederum mit anderen Satelliten zusammen und sorgen für noch mehr Bruchstücke. Schließlich stoßen Kollisionsobjekte mit Kollisionsobjekten zusammen und eine Kettenreaktion wird ausgelöst. Diese Kettenreaktion erklärt die zunehmende Vermüllung mit keiner Aussicht auf Verbesserung.
In knapp 60 Jahren Raumfahrt hat sich also einiges an Müll zusammengetragen. Die europäische Raumfahrtagentur ESA hat dafür sogar ein eigenes Büro für Weltraummüll eingerichtet, um fortlaufend Strategien zu entwickeln, Trümmer zu verfolgen, um diese aus dem All zu entsorgen. Die Zukunft des Alls liefe sonst in Gefahr, wie die ESA auf ihrer Website verlautet. Dort heißt es: „Fragmente vergangener Weltraummissionen befinden sich in Erdumlaufbahnen und bedrohen unsere Zukunft im All. Im Laufe der Zeit nimmt die Anzahl, Masse und Verbreitung dieser Trümmerobjekte stetig zu, was das Risiko für funktionierende Satelliten erhöht.”
Auch andere Organisationen sehen die zunehmende Weltraumverschmutzung auch als Gefahr und Bedrohung für die Sicherheit im All. Etwa das Inter Agency Space Debris Coordination Committee, kurz IADC, zu dem neben der NASA und der ESA weitere zehn Raumfahrtagenturen gehören, hat Richtlinien veröffentlicht, um hier gegenzusteuern. Kritiker nennen das IADC auch den Club der Weltraumverschmutzer, weil der größte Anteil des Weltraummülls von den beteiligten weltraumfahrenden Nationen selbst verursacht wurde.
Zur Auswahl der Richtlinien und Empfehlungen gehört unter anderem:
Abfall vermeiden: Raumfahrzeuge sollen in Zukunft weniger Abfall abwerfen. Es ist gängig Abdeckkappen, Adapter und Sprengbolzen im Laufe der Raumfahrt einfach abzuwerfen. Das soll sich ändern.
Explosionen vermeiden: Es soll das Risiko verringert werden, dass Raumfahrzeuge explodieren. Dies geschieht oft planmässig und versehentlich. Treibstofftanks und Batterien vollständig entleeren hilft dabei das Risiko zu senken.
Verglühen in geringer Höhe: Die Testung von Selbstzerstörungsmechanismen soll auf geringer Höhe von Statten gehen, da Trümmerstücke hier schneller in der Atmosphäre verglühen.
Friedhofsbahn: Ausgediente Himmelskörper werden weit weg auf eine Friedhofsbahn gebracht, wo sie für Satelliten und anderen Raumfahrzeuge nicht mehr gefährlich sind.
Datenverfügbarkeit: Kollisionen können vermieden werden, wenn die dafür notwendigen Daten (z:B zu Flugbahnen) verfügbar sind.
Doch viele dieser Lösungsansätze sind nicht neu. Die ESA selbst fordert eine schnelle Umsetzung der Maßnahmen und ruft dazu auf, nachhaltige Investitionen in neue Technologien zur Entsorgung von Missionen zu tätigen. Die ESA selbst arbeitet aktiv daran, die Nachhaltigkeitsziele des UN-Ausschusses für die friedliche Nutzung des Weltraums zu unterstützen. Beispielsweise beteiligt sich die ESA an der Finanzierung der weltweit ersten Mission zur Entfernung eines Trümmerobjekts im Weltraum und unterstützt die Erstellung einer internationalen Nachhaltigkeitsbewertung für den Weltraum. Zudem entwicklet die Raumfahrtbehörde Technologien, die Kollisionsvermeidungen automatisieren und zu einer Verringerung der Auswirkungen von Missionen auf unsere Weltraumumgebung haben soll.
Text: Naila Baldwin
Foto: Unsplash