Wall Street setzt immer stärker auf Aktien – Bargeldanteil so niedrig wie seit 2010 nicht mehr

Die Stimmung an den Finanzmärkten ist euphorisch. Eine aktuelle Umfrage der Bank of America zeigt: Fondsmanager sind so optimistisch wie seit Jahren nicht mehr. Doch es gibt auch Risiken allen voran die Sorge vor einem globalen Handelskrieg.

Investoren setzen auf Aktien
Die befragten Fondsmanager, die zusammen 482 Mrd. US-$ verwalten, halten im Schnitt nur noch 3,5 % ihrer Portfolios in Bargeld das ist der niedrigste Wert seit 2010. Noch im Oktober 2022 lag die Cash-Quote bei über 6 %, als die Angst vor Inflation und steigenden Zinsen ihren Höhepunkt erreichte.

Das geringe Vertrauen in Bargeld zeigt, wie wenig Furcht die Investoren derzeit haben. 82 % der Befragten glauben nicht an eine globale Rezession im nächsten Jahr so optimistisch war man zuletzt im Februar 2022, kurz vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Die USA und Russland wollen nun laut dem US-Außenministerium hochrangige Teams benennen, um über ein Kriegsende zu verhandeln.

US-Aktien: Hoch bewertet, aber weiter gefragt
89 % der Fondsmanager halten US-Aktien für überbewertet ein Rekordwert seit mindestens April 2001. Dennoch treiben „animal spirits“  also ein beinahe euphorischer Marktoptimismus die Kurse weiter nach oben. Laut Bank of America erreicht die „US-Exceptionalism“, also die Ausnahmestellung der amerikanischen Wirtschaft, gerade ihren Höhepunkt.

Schattenseiten des Booms
Trotz der starken Börsenentwicklung bleibt eine Sorge bestehen: ein globaler Handelskrieg. Investoren sehen ihn als das größte Risiko für die Märkte im Jahr 2025 noch vor Inflation und steigenden Zinsen. Besonders die Handelsstrategie von Ex-Präsident Donald Trump sorgt für Unsicherheit. Er kündigte an, Zölle auf alle Importe zu erheben, die den Handelsbarrieren anderer Länder entsprechen.

Gold als sicherer Hafen
Falls es tatsächlich zu einem Handelskrieg kommt, erwarten 58 % der Fondsmanager, dass Gold der beste sichere Hafen wäre weit vor dem US-Dollar (15 %) oder Bitcoin (3 %). Bereits 2025 ist der Goldpreis um 10 % gestiegen und schlägt damit die Performance des S&P 500, der im selben Zeitraum nur um 4 % zulegte.

Hintergrund: Ein überbewerteter Markt?
Die US-Börsen befinden sich weiter im Höhenflug. Der S&P 500 liegt nur 0,1 % unter seinem Rekordhoch vom letzten Monat. In den vergangenen zwei Jahren legte der Index um 50 % zu deutlich mehr als Europas Stoxx 600 (+20 %) oder Chinas CSI 300 (-3 %).

Besonders der Hype um Künstliche Intelligenz treibt die Kurse. Das beste Beispiel: Nvidia. Der Aktienkurs des KI-Giganten aus Kalifornien ist in zwei Jahren um über 500 % gestiegen. Gleichzeitig sind US-Aktien so teuer wie selten zuvor. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P 500 liegt bei 22,3 das sind 36 % über dem historischen Durchschnitt von 16,4. Zwischen 2001 und 2019 lag das KGV nie über 20.

Die Wall Street erlebt einen Boom, wie es ihn seit Jahren nicht mehr gab. Investoren setzen massiv auf Aktien, weil sie an die Stärke der US-Wirtschaft glauben. Doch die hohen Bewertungen und das Risiko eines Handelskriegs werfen erste Schatten auf das glänzende Bild.

Text: Derek Saul
Fotos: Patrick Weissenberger und Lo Lo

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