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Es ist ein in Städten bekanntes Problem: Während Parkplätze auf den Straßen Mangelware sind, stehen Garagen leer. Das führt zu Kosten, Platzverschwendung und Umweltbelastung. Dominik Wegmayer hat das am eigenen Leib erfahren – und 2015 das Start-up Payuca mitgegründet. Im Zuge einer Neuorientierung erweitert sein Unternehmen nun das eigene Portfolio, um Autofahrern, Garagenbesitzern und Hausverwaltern mit Soft- und Hardwarelösungen zu helfen.
Die Idee, sich eines der nervigsten Probleme in Städten vorzunehmen, kam Dominik Wegmayer nicht selbst, wie der Unternehmer offen zugibt. Vielmehr war sie in einem Gespräch zwischen seinen Mitgründern entstanden. Die Herausforderung ist dabei schnell erklärt: Parkplätze auf den Straßen von Großstädten zu finden ist oft kaum möglich, während zahlreiche Stellplätze – egal ob in Tiefgaragen, Hotels oder Wohn- und Bürogebäuden – leer stehen. Das ist nicht nur für die Autofahrer ein Ärgernis, sondern auch städteplanerisch ein Horror, denn Parkplätze verbrauchen Fläche, die anderweitig genutzt werden könnte. Eine Lösung musste her.
Wegmayer kannte das Problem jedoch zumindest aus eigener Erfahrung gut genug, um gleich zu erkennen, wie vielversprechend eine Lösung sein könnte. „Ich weiß, wovon ich spreche – ich kenne nämlich niemanden, der so viele Strafzettel zahlen muss wie ich“, sagt er schmunzelnd. 2015 wurde demnach das Start-up Payuca gegründet, das 2017 mit einer eigenen App an den Start ging, um parkplatzsuchenden Autofahrern leere Stellplätze zu vermieten. Die Plätze mietete Payuca wiederum von den jeweiligen Eigentümern an, die Einnahmen wurden geteilt – Win-win. Das zeigen auch die Zahlen: Mehr als 25.000 registrierte Nutzer zählt Payuca in Wien, im Jahr 2020 parkten diese für mehr als 300.000 Stunden über die App.
Doch für Wegmayer sind das nur Zwischenerfolge: Sechs Jahre nach dem Start und als Einziger der vier Gründer noch an Bord, wagt Wegmayer nun eine Neuorientierung. Zukünftig bietet er unter dem Namen Payuca Parking Solutions Lösungen in drei Bereichen an: Smart Parking, Smart Revenue und Smart Access. „Durch unsere Technologie wird das Handling von Parkplätzen unkomplizierter denn je. Gleichzeitig geben wir Leerständen wieder einen Wert für ihre Eigentümer“, so der CEO.
Im Bereich Smart Parking wird die Payuca-App, die sich an Endkunden richtet, weitergeführt, dabei aber noch klarer als eigener Teil des Portfolios positioniert. Die Trennung von B2C-Geschäft (Smart Parking) und B2B-Lösungen (Smart Revenue, Smart Access) ist laut Wegmayer ein wichtiger Teil der neuen Unternehmensstrategie. Bereits an 60 Standorten können Kurzparker mit der App in Wien Plätze mieten. Die Coronakrise hat nicht nur die Parkdauer im Schnitt um rund 30 % verlängert, sondern auch die Idee an sich noch relevanter gemacht: „Die Menschen arbeiten vermehrt im Homeoffice, wodurch Parkplätze in Zukunft noch flexibler zur Verfügung stehen müssen. Genau diese Flexibilität bieten wir an“, sagt Wegmayer.
Auf der anderen Seite werden weiterhin die Eigentümer der Stellplätze, seien es Immobilienunternehmen oder Stiftungen, angesprochen, die so Erlösquellen für ihre Parkplätze erschließen können. Unter dem Begriff „Smart Revenue“ sollen Leerstände lukrativ genutzt werden. Um diese Erlösquelle aber in der Verwaltung einfach zu gestalten, bietet Payuca nun auch die passenden Hardwarelösungen (unter dem Begriff „Smart Access“) an. Denn Wegmayer bemerkte in Gesprächen, dass der Verwaltungsaufwand oft enorm ist: „Manche Hausverwalter benötigen zwei Stunden pro Tag – fast ein Viertel der Arbeitszeit – für die Verwaltung ihrer Parkplätze.“
Neben der nötigen Hardware – Smart Reader an Ein- und Ausgängen sowie Kameras, die auch die Identifikation über das Autokennzeichen ermöglichen – bietet Payuca auch ein digitales Dashboard an. Dabei können Eigentümer oder Verwalter digital die Parkplätze managen, die Nutzung verfolgen und die Umsätze tagesaktuell überwachen. „Bisher haben wir leere Stellplätze vermietet. Jetzt beginnen wir, den gesamten Parkvorgang – mitsamt all seinen Prozessen – für unsere Kunden zu digitalisieren“, so der CEO.
Dominik Wegmayer
...absolvierte eine HTL für Bauwirtschaft und brach sein Studium ab, um sich dem Unternehmertum zu widmen. Er ist Mitgründer und CEO von Payuca Parking Solutions.
Dominik Wegmayer wurde das Unternehmerleben in die Wiege gelegt: Seine Familie ist im Immobiliensektor tätig, es war früh klar, dass er sich auch ins Abenteuer Unternehmertum stürzen würde. Begonnen hat alles jedoch mit einer HTL-Ausbildung für Bauwirtschaft. „Ich konnte meine Spezialisierung zwischen Hochbau, Tiefbau oder Bauwirtschaft wählen. Letztlich entschied ich mich für den wirtschaftlichen Zweig, da ich einfach ein Gespür dafür hatte“, erzählt der Gründer. Technisches Know-how verknüpfte er also mit wirtschaftlichem Wissen – diese Kombination wollte er im Studium fortführen. Doch es zeigte sich bald, dass Wegmayer nicht für die akademische Welt gemacht war: Im ersten Versuch studierte er berufsbegleitend an der Fachhochschule, brach das Studium jedoch bald ab; auch der zweite Versuch, den Wegmayer an der TU Wien startete, scheiterte – und zwar an Wegmayers Ambitionen: „Ich konnte mir nicht vorstellen, Vollzeit zu studieren, da ich nebenbei arbeiten oder unternehmerisch tätig sein wollte. Das tat ich dann auch.“
Mit seinem Bruder Wolfgang und finanziert durch einen Kredit der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank übernahm Wegmayer 2014 den ersten Franchisestandort von Kurt Frozen Yogurt – ein auf das gleichnamige Produkt spezialisiertes Lokal in der Wiener Innenstadt. Die Brüder eröffneten weitere Franchisestandorte und starteten auch einen mobilen Frozen-Yogurt-Truck. Wirtschaftlich war das Unterfangen jedoch herausfordernd, denn der Hype ebbte irgendwann ab. Doch Wegmayer lernte viel – und fokussierte sich dann Ende 2018 voll auf Payuca.
„Unsere Technologie macht das Handling von Parkplätzen unkomplizierter denn je.“
Dominik Wegmayer, Co-Founder und CEO von Payuca
Das Potenzial ist groß: So gehen laut Inrex, einem Verkehrsdatenanbieter, bis zu 30 % des innerstädtischen Verkehrs auf die Parkplatzsuche zurück. Die Zeit, der Kraftstoff sowie die Abgase führen zu Mehrkosten, in Deutschland beispielsweise rund 40 Milliarden € pro Jahr. Autofahrer brauchen zudem im Schnitt 41 Stunden pro Jahr für die Parkplatzsuche.
Konkrete Ziele nennt Wegmayer nicht. Er sieht Payuca als Teil einer größeren Vision: „Mit der Verlagerung von Autos in bestehende Stellplätze und Garagen schlagen wir eine Brücke zum modernen Mobilitätskonzept der Smart City.“ Und: „Wir wollen unser neues Produkt erfolgreich einführen und das positive Feedback, das wir bis jetzt bekommen haben, nutzen.“ Ein Ziel nennt er dann aber doch: „Wenn uns das gelingt, schreiben wir schon bald schwarze Zahlen.“
Text: Muamer Bećirović, Klaus Fiala
Foto: Payuca, Titelfoto: @john_matychuk via unsplash.com
Diese Advoice erschien in unserer Forbes Daily "Wiener Wirtschaft".