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Montags und dienstags auf der Baustelle und mittwochs, donnerstags sowie freitags auf der ganzen Welt unterwegs – Sandra Hunke ist in zwei Welten zu Hause. „Mal Model, mal Klempnerin, mal Großstadt, mal Dorf“, sagt sie.
Aufgewachsen in Schlangen, einer Kleinstadt mit 800 Einwohnern in der Nähe von Paderborn, war sie als Kleinkind immer von Handwerkern umgeben – ihr Vater sowie ihr Bruder weckten ihr Interesse dafür und brachten ihr alles bei. Damals kam es ihr nicht im Entferntesten in den Sinn, zu modeln. „In der Schule war ich, um es mal harmlos auszudrücken, nicht gerade Everybody’s Darling: rote Haare, Sommersprossen, dünn und schlaksig – das perfekte Mobbingopfer“, so Hunke geradeheraus. So entschloss sie sich, Anlagenmechanikerin SHK (Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik) zu werden.
Dass Hunke dann doch in die Modelwelt fand, war eher Zufall: In ihrem zweiten Lehrjahr überredete eine Freundin sie, sich bei Deutschlands größtem Handwerkercasting des Deutschen Handwerksblatts für die Wahl zur „Miss Handwerk“ zu bewerben. Hunke landete auf dem ersten Platz – und sicherte sich das Cover des Handwerkerkalenders. Als sie von der Wahl nach Hause kam, warteten schon mehrere Anfragen bezüglich Modeljobs auf sie. „Das war der Moment, an dem alles begann“, erinnert sich Hunke.
Sich als Model in der hart umkämpften Branche durchzusetzen ist nicht einfach, auch nicht, wenn man sich Vollzeit darauf einlässt. Und dennoch schaffte es Hunke, von null auf 100 durchzustarten – sie ergatterte etwa Jobs bei der österreichischen Designerin Lena Hoschek und lief mehrmals bei der Berlin Fashion Week. Dafür gebe es mehrere Gründe, wie sie sagt: „Models sind nicht mehr nur eine Werbefläche. Immer öfter sollen Models heute selbst die Botschafterin sein. Dafür muss man eine eigene Persönlichkeit haben.“ Und die hat Sandra Hunke – inklusive eines für Models ungewöhnlichen Werdegangs als Anlagenmechanikerin.
Sobald sie mehr Zeit habe, wolle sie darin auch die Meisterprüfung ablegen. Und das, obwohl das Modelgeschäft deutlich lukrativer ist: Die Tagesgage sei höher als das Monatsgehalt für Handwerker, so Hunke. Und weiter: „Ich würde sofort dafür demonstrieren, dass Handwerker mehr bekommen – oder auch Leute, die in der Pflege tätig sind. Es gibt so viele enorm wichtige Berufe, die viel zu wenig honoriert werden.“
Und so bleibt Hunke trotz der Reisen rund um die Welt und der zahlreichen Modeshows – die ihr alle Spaß bereiten und bereits vieles ermöglicht haben – ihrem Handwerkerberuf treu. Angst davor, in Zukunft weniger Anfragen zu bekommen, hat sie deshalb auch nicht: „Nicht jeder braucht Gucci, Louis Vuitton und Co. Ich kannte diese Luxushäuser als Jugendliche noch nicht mal und habe trotzdem nichts vermisst.“
Text: Sophie Spiegelberger
Foto: Kaldewei / Christian Blanke
Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 9–20 zum Thema „Women“.