Virtual- und Augmented Reality in der Medizin

Von Trainingseinheiten für Medizinstudenten bis hin zu Augendiagnostik bei Patienten, die Virtual Reality- (VR) und Augmented- (AR) Brillen sind in der Medizin keine Seltenheit mehr. Gesundheitsbehörden geben immer öfters grünes Licht für diverse neue Anwendungsgebiete der Brillen und auch Investoren zeigen Interesse am neuen Markt nicht zurück: Zwischen 2021 und 2026 soll dieser jährlich um 35% wachsen und somit bis bis zum Ende dieses Zeitraums auf mehr als 40 Milliarden US-$ anschwellen. Doch inwiefern kann man VR Brillen denn überhaupt in der Medizin einsetzten?

Augenheilkunde

Was den Einsatz von Virtual Reality bei der Augendiagnostik angeht, spielt das Start-up Heru ganz vorne mit. Im Mai 2021 erhielt es 30 Mio US-$ Risikokapital von Investoren und konnte somit bereits im August die ersten Tests auf den Markt bringen. Das Prinzip ist simpel: Mittels VR-Brillen soll bei Patienten das Sichtfeld, die Kontrastempfindlichkeit und das Identifizieren von Farben einfach und schnell getestet werden. Mittels eines intelligenten Cloud Systems, kann das Ergebnis kurz nach dem Testen vom Arzt  aufgerufen werden. So sind schnelle, effiziente und vereinheitlichte Sehtests in jeder Arztpraxis möglich.   

Überwinden von Ängsten

Wer schon einmal ein MRT (Magnetresonanztomografie) von Innen gesehen hat, weiß, dass die Untersuchung keine angenehme ist. In der Uniklinik Düsseldorf versucht man diese Erfahrung für junge Patienten zu erleichtern. Nach dem Motto „Mit Pinguinen Narkosen vermeiden“, hat die Klinik ein Projekt gestartet, welches Kindern der Onkologie dabei helfen soll während einer MRT-Untersuchung ruhig zu bleiben und somit eine mögliche Narkose zu vermeiden. Vor dem geplanten MRT- Besuch wird mittels der VR-Brille die Untersuchung nachgestellt und von 2 freundlichen Cartoon Pinguinen kommentiert, welche den Kindern spielerisch erklären was in der „MRT-Röhre” eigentlich so passiert. So soll es für die Kinder später keine bösen Überraschungen geben und eine Narkotisierung verhindert werden.

Operationen

Kürzlich wurde ein AR-Brillen System für Knie-Operationen von der FDA (Food and Drug Administration)freigegeben. AR-Brillen haben ein durchsichtiges Glas, und können somit virtuelle Bilder und Informationen über die „echte Welt” legen. Chirurgen können daher das Knie, welches gerade operiert wird, gut erkennen, haben aber auch die Möglichkeit andere Details, welche durch die Brille eingeblendet werden, zu sehen. Beispielsweise nutzt die Brille eine Kamera, um die Ausrichtung der Instrumente und des Kniegelenks im Sichtfeld des Chirurgen zu beurteilen, ohne dass dieser seine Operationstechnik ändern muss. Dabei wird das einzusetzende Kniegelenk mit QR-Codes gekennzeichnet, die von der Kamera gelesen und in einem dreidimensionalen Raum verfolgt werden können.

Training für Studenten

Operationen sind nicht einfach und brauchen oft viel Erfahrung und Können. An der Universitätsklinik Bonn, werden jungen Medizinstudenten mittels VR in die Chirurgie eingeführt und lernen so ohne Stress und Verantwortung, mittels „Dimensionaler Animationen“, mehr über die menschliche Anatomie. Auf der Uni Klinik Ulm können Studenten außerdem mittels VR-Brille als Avatar mit virtuellen Patienten kommunizieren. Diese besondere Trainingsmethode wurde Corona-bedingt eingeführt, da das Pflicht-Praktikum in der Rettung ausfiel. Aber nicht nur Patienten-Kontakt, sondern auch simple Tätigkeiten wie Blutabnahme und chirurgisches Nähen können die Studenten so mittels VR-Brille lernen.

Text: Lela Thun
Fotos: Unsplash

Lela Thun,
Redakteurin

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