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Die Coronavirus-Pandemie hatte weitreichende Folgen für alle Bereiche unseres Lebens. Die vielleicht größten Umwälzungen sehen wir jedoch in der Art und Weise, wie wir arbeiten: Videocalls machen Geschäftsreisen obsolet, digitale Geschäftsmodelle boomen, Homeoffice ist mehr Norm als Ausnahme geworden.
Während sich einige Dinge zum Positiven verändert haben, sehen wir auch zahlreiche negative Effekte, darunter für die Rolle von Frauen in der Wirtschaft: Einem Bericht der Vereinten Nationen zufolge haben informell beschäftigte Arbeiterinnen in Europa im ersten Monat der Pandemie rund 70 % ihres Einkommens verloren. Da Frauen überproportional viel Arbeit in den Bereichen Pflege und Haushalt leisten, konnten viele von ihnen nach Einbruch der Pandemie nicht mehr ihrer bezahlten Arbeit nachgehen.
Der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge ist die Beschäftigung von Frauen weltweit zwischen 2019 und 2021 um 4,2 % gesunken – das sind 54 Millionen Stellen. Noch dazu wird prognostiziert, dass dieses Jahr (2021) nur 43 % der arbeitsfähigen Frauen in Beschäftigung sein werden; bei den Männern liegt diese Zahl bei 69 %.
Auch Frauen in Führungspositionen waren betroffen. Im April 2020 gab etwa das deutsche Softwareunternehmen SAP bekannt, dass Jennifer Morgan, Co-CEO und erste Frau an der Spitze eines DAX-Konzerns, nach nur sechs Monaten wieder gehen muss. Die Begründung: In einer Krise brauche der Konzern „klare Führung“ und „entschlossenes Handeln“. Anschei- nend konnte Morgan diese Anforderungen (als Frau?) nicht erfüllen. Laut Recherchen der schwedisch-deutschen Allbright-Stiftung ist der Frauenanteil in Vorständen von DAX-Konzernen im Jahr 2021 auf den Stand von 2017 gesunken.
Doch während man ob solcher Nachrichten verzweifeln könnte, gibt es auch zahlreiche Erfolgsgeschichten: Angela Merkel und die neuseeländische Regierungschefin Jacinda Ardern führten ihre Staaten erfolgreich und medienwirksam durch die Krise, Kamala Harris wurde 2020 die erste Vizepräsidentin der USA – und Bumble-Gründerin Whitney Wolfe Herd nutzte die Krise, um im Alter von nur 31 Jahren zur jüngsten Selfmade-Milliardärin der Welt zu werden, und das mit einem zweijährigen Kind. Auch Melanie Perkins, Mitgründerin der australischen Designplattform Canva, schraubte die Bewertung ihres Start-ups auf 40 Milliarden US-$ nach oben. Um der Diskrepanz bezüglich Geschlecht in der Tech-Industrie entgegenzuwirken, implementierte Perkins bei Canva geschlechtergerechte Einstellungspraktiken: Der Frauenanteil in ihrem Unternehmen beträgt 41 % (in der Branche liegt der Durchschnitt bei nur 28 %).
Und auch bei den DAX-Unternehmen hat sich etwas getan: Mit Belén Garijo (bei Merck) steht wieder eine Frau an der Spitze eines Konzerns aus dem deutschen Leitindex. Hoffentlich traut man ihr entschlossenes Handeln zu.
Auch wenn die Statistik nicht vielversprechend ist, gibt es also doch zahlreiche Beispiele dafür, dass sich etwas bewegt. Und obwohl Medien Realitäten abbilden müssen, wollen wir durch das Erzählen solcher Geschichten all jenen Hoffnung machen, die glauben, dass Veränderung weiterhin möglich ist.
Text: Sophie Spiegelberger
Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 8–21 zum Thema „Women".