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Mit der Wahl von Donald Trump und seiner Rückkehr ins Weiße Haus erwartet die Wall Street einen neuen Boom bei Fusionen und Übernahmen (M&A). Trump will die Regierung umstrukturieren, und eine Neuausrichtung der Federal Trade Commission (FTC) steht laut Insidern ganz oben auf seiner Prioritätenliste.
Unter der Biden-Regierung waren Übernahmen durch eine strenge Regulierungspolitik und die Zinserhöhungen der US-Notenbank eingebremst worden. Doch nun haben Zinssenkungen seit September die Rahmenbedingungen deutlich verbessert. Laut Goldman Sachs könnten die M&A-Aktivitäten im Jahr 2025 um 20 % zulegen, nachdem sie 2024 noch um 15 % zurückgegangen waren.
Besonders mittlere Unternehmen (Mid-Caps) könnten ins Visier größerer Konzerne und privater Investoren geraten. Mid-Cap-Aktien – mit einem Börsenwert zwischen 2 Mrd. und 15 Mrd. US-$ – sind seit der Jahrtausendwende besonders stark gewachsen. Eine Investition von 10.000 US-$ in den MDY-ETF, der den S&P Midcap 400 Index abbildet, wäre heute 92.260 US-$ wert. Zum Vergleich: Der S&P 500 hätte denselben Betrag auf 65.560 US-$ anwachsen lassen.
Branchen mit Übernahmepotenzial
Experten sehen vor allem in den Bereichen Technologie, Gesundheitswesen, Konsumgüter und Industrie Chancen. Technologiekonzerne verfügen über hohe Cash-Bestände und sind bereit, in kleinere Wettbewerber zu investieren. Auch in den Sektoren Industriegüter und Materialien könnten attraktive Übernahmekandidaten schlummern, so die Einschätzung von Analysten wie Andrew Peck von Baron Capital und Sam Stovall von CFRA.
„Zukünftig werden Käufer wahrscheinlich selektiv bleiben und sich auf Deals konzentrieren, die greifbaren Mehrwert für die Aktionäre durch Umsatzsynergien, Marktexpansion und operative Effizienz schaffen.“
Kurt Havnaer
Welche Unternehmen stehen im Fokus?
Forbes hat eine Liste mit potenziellen Übernahmekandidaten erstellt. Diese basiert auf Faktoren wie Marktkapitalisierung, Umsatzwachstum und Rendite auf investiertes Kapital (ROIC). Besonders Unternehmen mit einer Rendite von über 15 % und einer guten Finanzlage rücken ins Blickfeld.
An der Spitze der Listen steht Dropbox, ein Cloud-Storage-Anbieter mit einem Börsenwert von 8,5 Mrd. US-$. Trotz eines Kursrückgangs von 7 % in diesem Jahr beeindruckt Dropbox mit einer ROIC von 55,6 %. Ebenfalls attraktiv: Konsumgüterfirmen wie Bath & Body Works (ROIC: 37 %), Dillard’s (28 %) und Crocs (26 %), auch wenn deren Aktienkurse 2024 wenig Bewegung zeigten.
Zu den wachstumsstarken Kandidaten zählen Unternehmen wie Frontdoor, ein Anbieter von Hauswartungsplänen, die Biotech-Firma Lantheus Holdings und der Modehändler Abercrombie & Fitch. Diese Aktien konnten 2024 dank solider Geschäftsergebnisse deutlich zulegen – Abercrombie & Fitch und Frontdoor verzeichneten ein Plus von über 50 %, während Lantheus um 20 % stieg.
Chancen und Risiken
Einige Experten warnen jedoch vor überzogenen Erwartungen. Laut Kurt Havnaer, Manager des Jensen Quality Mid Cap Fonds, werden Übernahmen auch weiterhin von den Grundlagen eines guten Deals abhängen: „Regulatorische Lockerungen allein werden keine schlechten Deals in gute verwandeln.“ Entscheidend seien Synergieeffekte, Marktexpansion und operative Effizienz.
Die kommenden Jahre könnten somit neue Chancen für Anleger und Unternehmen gleichermaßen bieten – aber selektive Entscheidungen bleiben der Schlüssel zu langfristigem Erfolg.
Text: Sergei Klebnikov und John Dobosz
Fotos: History in HD und Aditya Vyas