TROPISCHER NORWEGER

Mit seinem Track „Firestone“ gelang dem Norweger Kygo der Durchbruch – mittlerweile produziert der Tropical-House-DJ einen Hit nach dem anderen. Nun möchte er sich aber vermehrt auf sein eigenes Unternehmen fokussieren.

Tropische Winde wehen wohl eher selten aus Norwegen – doch wenn sie das tun, dann sind sie von besonderer Natur: Als einer der ersten sogenannten Tropical-House-DJs produziert der Norweger Kyrre Gørvell-Dahll, besser bekannt als Kygo, eine Art melodischen Chill-out-House. Dieser soll Sommer­stimmung am Strand vermitteln und besteht unter anderem aus Klängen verschiedener Instrumente wie ­Saxofon, Gitarre, Klavier oder Marimba. „Ich habe mir vorgestellt, wie ich entspannt auf einer Wiese sitze, eine gute Zeit mit Freunden habe und die Musik genieße“, erzählt Kygo über die Vision hinter seiner Musik. Mit 19 startete der mittlerweile 27-Jährige seine Karriere, er spielte aber bereits mit sechs Jahren Klavier. Dass er mit seinen Sounds eines Tages weltweit bekannt werden und zu den erfolgreichsten DJs der Welt zählen würde, damit habe er nicht gerechnet, sagt er. So hat er nach seinem Schulabschluss zunächst einmal Business & Finance in Edinburgh studiert – dennoch hat er währenddessen viel Zeit in seine Musik investiert und deshalb schließlich das Studium abgebrochen. Keine falsche Entscheidung, wie sein späterer Erfolg zeigen sollte.

Seine erste eigene Single ­„Firestone“ mit dem australischen Sänger Conrad Sewell ­erreichte in Deutschland 2016 ­Platinstatus (400.000 verkaufte Einheiten), in den USA 2017; weitere Länder folgten. Weltweit hat Kygo 32.859.902 Millionen monat­liche Hörer auf der Streamingplattform Spotify und wurde 2018 eine Milliarde Mal in insgesamt 65 Ländern gestreamt.
Damit erreicht er den 33. Platz auf Spotifys Hitliste der meistgestreamten Künstler (Stand: Redaktionsschluss Ende Juni). Doch damit nicht genug: 2018 wurde er im US-amerikanischen Billboard-Ranking der besten 100 Künstler im Genre Dance/Electronic auf Platz fünf gewählt – Marshmello befindet sich auf Platz eins, gefolgt von Calvin Harris auf Platz zwei.

„Ich begann mit Remixes von unbekannten und auch bekannteren Songs wie ,I see fire‘ von Ed Sheeran und postete sie auf Soundcloud. Nach und nach folgten mir immer mehr Leute – dann wendete sich mein heutiges Management an mich und auf einmal hatte ich einen Plattenvertrag. Mein erster Song ,Fire­stone‘ folgte Ende 2014 und war wohl mein Durchbruch“, erzählt er über seine Karriere. Im selben Jahr fand auch seine erste Tour in den USA statt – ab diesem Zeitpunkt konnte er von seiner Musik leben.

Mit einem geschätzten Jahreseinkommen von 11,5 Millionen US-$ im Jahr 2018 befindet sich Kygo auf dem zwölften Platz der bestbezahlten DJs der Welt – Calvin Harris führt das Ranking mit 48 Millionen US-$ auf der Forbes-Liste an. Seine letzte und gleichzeitig bisher größte Tour war im Jahr 2018 die „The Kids in Love“-Tour mit 39 Shows in 20 Ländern. Nebenher gründete er sogar in Kollaboration mit Sony Music ein eigenes Label namens Palm Tree Records, um junge Nachwuchstalente im Bereich Dance bzw. Electronic Music zu fördern. Zusätzlich stehen noch einige Auftritte auf diversen Festivals (etwa das Findings Festival in Oslo diesen August oder das Wired Music Festival in Tokoname, Japan) an, sowie seine Auftritte als Resident DJ im Nachtclub Wynn in Las Vegas. „Es macht Spaß, zu touren, aber es ist auch anstrengend. Dieses Jahr werde ich weniger unterwegs sein und mich mehr auf mein Unternehmen Kygo Life konzentrieren“, so der DJ.

Kygo, Forbes 30 Under 30 2019 2

Kyrre Gørvell-Dahll
Bereits in seiner Kindheit lernte der Norweger Kyrre Gørvell-Dahll Klavier und widmete sich ab seinem 19. Lebensjahr der elektronischen Musik. 2014 gelang ihm unter seinem Künstlernamen Kygo mit dem Song „Firestone“ der Durchbruch. Seitdem ist er als Tropical-House-DJ weltweit bekannt. 2017 war er auf der „Forbes 30 Under 30 Europe“-Liste.

Kygo Life verkauft Headphones, Earphones und Speaker. Die Idee dazu bestand laut Kygo schon immer, weil er während seiner Produktionen oft Verbesserungsvorschläge zu seinen Kopfhörern hatte. Sein Kernteam besteht derzeit aus zehn Mitarbeitern. Erst kürzlich launchte Kygo im Luxuskaufhaus De Bijenkorf in Amsterdam sein neues Modell A11/800 für knapp 300 €. Die ersten Produkte von Kygo Life gab es bereits 2016, damals wurde zusätzlich auch eine Modelinie kreiert. Mittlerweile läuft diese aber aus, da sich Kygo mehr auf die Produktion des Audioequipments fokussieren möchte. „Die Kombination von Musik und Unternehmen erfordert viel Arbeit, weshalb der Fokus des Angebots vorläufig auf Audioprodukten liegen wird. Wir sind damit seit 2016 auf dem Markt. Derzeit launchen wir die Marke aber neu, denn jetzt befinden wir uns mit unseren Produkten technisch dort, wo wir sein möchten. Die A11/800-Headphones sind unser Topmodell“, sagt Kygo.

Die Produkte von Kygo Life gibt es sowohl online als auch in den Tech-Stores von Smartech zu kaufen. Dieses Unternehmen hat sich auf den Vertrieb von innovativen Produkten wie die mithilfe von Magneten schwebenden Lampen der Firma Flyte spezialisiert und führte im August 2018 den weltweit ersten Düsenanzug des Unternehmens Gravity in den Markt ein. Die Stores des Unternehmens befinden sich in den Städten Amsterdam, London, Zürich, Berlin, Kopenhagen und Paris. Vielleicht seien die Audioprodukte von Kygo Life aber eines Tages auch in einem eigenen Shop erhältlich, so der Norweger. Prinzipiell hat er damit ein glückliches Händchen bewiesen, denn der Markt für Kopf­hörer ist durchaus lukrativ: So beträgt der prognostizierte Umsatz im Jahr 2019 laut dem Datenanbieter Statista in Europa rund 3,1 Milliarden €, in den USA sind es knapp zwei Milliarden €.

Doch besagter Markt ist hart umkämpft. Bose, Sennheiser, JBL, Beats und Sony sind nur ein paar der vielen Mitbewerber. Im Geschäftsjahr 2018/19 betrug allein bei Sony der Anteil des Musikbereichs – zu dem auch die Kopfhörer gehören – am Gesamtumsatz 9,2 %, also satte 7,2 Milliarden US-$. Direkt mit dem erfolgreichen Anbieter messen will sich Kygo aber sowieso nicht: „Unser Ziel mit Kygo Life ist es, die beste Qualität am Markt anbieten zu können. Selbst wenn wir es schaffen, mit Sony gleichauf zu sein, verkaufen wir unsere Produkte billiger. Wir können nicht die gleiche Qualität zum gleichen Preis verkaufen, wenn wir konkurrieren wollen.“ Das neueste Produkt von Sony kostet übrigens 379 € – damit wäre der Musiker seinem Ziel, preiswertere Produkte als seine Konkurrenz anzubieten, bereits einen Schritt näher. Was seine Karriere als DJ angeht, ist er ohnehin bereits jetzt ganz vorne mit dabei.

Der Artikel ist in unserer Juni-Ausgabe 2019 „30 Unter 30“ erschienen.

Andrea Gläsemann,
Leitende Redakteurin

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