Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
„Der Kunde muss sein Leben nicht ändern, sondern nur zur Post statt zum Müllkeller gehen“ – so lautet der Leitsatz von Katharina Kreutzer, Gründungsmitglied des Hamburger Start-ups Boomerang. Seit 2022 produzieren Kreutzer und ihr 14-köpfiges Team Mehrweg-Versandtaschen aus recycelten Kunststoffen, die dank einer elaborierten Rückführungslogistik bis zu 50-mal wiederverwendet werden können.
Als Kreutzer auf der Gründerplattform founderio.com Marc Engelmann, den Entwickler von Boomerang, kennenlernte, war es sofort ein Match. Gemeinsam mit Christian Putz bauten sie innerhalb weniger Wochen das Geschäftsmodell auf und gewannen mit ihren fertigen „Boomerangs“ den Pitch-Wettbewerb Start-up-Champs 2022. Als sie dann in einer ersten Finanzierungsrunde einen sechsstelligen Betrag aus den Taschen arrivierter Business Angels und Logistikunternehmer erhielten, konnten sie erstmals mit einem Kontingent aus 6.000 Mehrwegtaschen auf den Markt gehen.
Das Konzept sieht wie folgt aus: Der Kunde wählt bei seinem Onlineeinkauf eine Mehrwegverpackung und zahlt dafür ein Pfand von 3 €. Beim Versand werden die gekauften Produkte in die entsprechende Verpackung eingepackt, eingeschweißt und zum Kunden gesendet. Aufgrund des mitgeschickten Retourenetiketts kann der Kunde den ,,Boomerang“ kostenfrei ins nächste Postfach werfen und bekommt sein entrichtetes Pfand zurückerstattet. Die Onlinehändler zahlen pro Produkt zwischen 50 Cent und 1,50 € an das Start-up und bieten im Gegenzug
die Verpackungstaschen inklusive Pfandgebühr auf ihrer Plattform an. Kreutzer: „Ich glaube, jeder große Versandhändler hat ein Sample von uns auf dem Tisch liegen und ist sich der Thematik zumindest bewusst.“
Dass Boomerang mit seinem Modell ein Pionier auf dem Markt ist, ist angesichts des riesigen Potenzials verwunderlich: Allein in Deutschland wurden laut Branchenverband im Jahr 2021 mehr als vier Milliarden Pakete versendet; dazu kommen noch drei Millionen Tonnen an Kunststoff, die pro Jahr in Deutschlands Mülltonnen landen. Dessen waren sich auch Kreutzer und ihr Team bewusst: „Das Thema Nachhaltigkeit ist längst kein Trend mehr. Jedes Unternehmen weiß mittlerweile, dass man ohne eine effiziente Nachhaltigkeitsstrategie einpacken kann“, sagt sie.
Die Tatsache, dass Kreutzer die systematischen Defizite im Onlinehandel nicht alleine lösen kann, ist ihr bewusst: „Wir verwenden viel zu viel Zeit darauf, uns über die Shoppingindustrie zu echauffieren, anstatt anzufangen, sie in grünere Bahnen zu lenken“, so Kreutzer.
Obwohl Kreutzer kein Abitur hat, konnte sie dank eines Begabtenstipendiums nach ihrer Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau einen Bachelor in Business Management machen. Ganz ohne kaufmännische Erfahrung hat sie dies freilich nicht geschafft: Aufgewachsen in einem großen Gastronomiebetrieb, der Fleischspezialitäten in ganz Deutschland vertreibt, erkannte sie früh den Reiz des Big Business.
Text: Helene Hohenwarter
Foto: Florian Rainer