This time for Africa

Aus dem Mühlviertel in die große, weite Welt: Agnes Aistleitner Ki­suule hat schon eine Textilfabrik in Jordanien betrieben, heute lebt sie in Uganda und investiert mit ihrem Fonds First Circle in afrika­nische Fintechs.

Die Oberöster­reicherin kommt im Interview mit Forbes schnell auf den Punkt: „Es war immer ein Ausprobieren; nicht zu lange überlegen, sondern einfach machen“, sagt Aistleitner Kisuule.

Dieser Leitsatz zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben – etwa als sie mit 21 Jahren in Irbid, Jordanien, eine Taschenmanufaktur gründete, in der sie Flücht­linge beschäftigte, oder als sie 2019 ihre Koffer packte und in Uganda eine Videoplattform startete.

„Ich habe mich sehr mit den Problemen, aber auch dem Potenzial des Wirtschaftsstandorts beschäftigt, und da hat sich herauskristallisiert, dass es hier spannende Start-ups gibt“, so die zweifache Mutter, die mit ihrer Familie in der Hauptstadt Kampala lebt. Gleichzeitig sei sie „immer wieder zum Ursprung der Probleme zurückgekommen, dem Finanzsystem in Afrika“, erklärt sie. Denn nur die wenigsten KMUs haben in Afrika Zugang zu Krediten. Aistleitner Kisuule: „Fintechs haben die Möglichkeit, die großen Lücken, die das traditionelle Bankensystem offen lässt, lukrativ zu füllen, und genau in diese Modelle investieren wir.“

Mit Selma Ribica, die in Casa­blanca, Marokko, lebt und seit zwölf Jahren in afrikanische Fintechs investiert, fand sie eine routinierte Partnerin. Gemeinsam gründeten sie im März 2021 First Circle Capital und haben bis dato 2,8 Mio. US-$ in afrikanische Unternehmungen gesteckt. Über ein Scouting-Programm spüren sie Start-ups auf, die sie anfangs mit Einstiegs­kapital ausstatten: Ein sogenanntes Scout Ticket ist ein erstes Investment, festgelegt in Höhe von 25.000 US-$. Abhängig vom Wachstum der Fintechs wird in der Folge nach­investiert. Sechs Unternehmen verzeichnen mittlerweile einen Umsatz von jeweils mehr als einer Mio. US-$ im Jahr. Eines davon ist Credrails aus Kenia, das offene Finanzsysteme für die Digital­wirtschaft Afrikas ­entwickelt.

Für das Portfoliomanagement ist Ming S. Kwan verantwortlich, die zuvor eine führende Rolle beim singapurischen E-Commerce-­Giganten Lazada innehatte. In ihrer Funktion unterstützt sie die Firmen in wichtigen Bereichen wie Fund­raising, Netzwerkaufbau und Per­sonal­beschaffung.

Aistleitner Kisuule und ihr Team haben ein klares Ziel vor Augen: „Das Fondsvolumen von First Circle Capital soll 30 Mio. € erreichen.“ Ein Drittel konnte durch Unterstützung von Investoren, hauptsächlich aus dem deutsch­sprachigen Raum (etwa Tim Schu­macher, dem Gründer von Saas Group und World Fund, Jens Hilgers von Bitkraft oder Peter Steinberger vom Wiener Start-up „PSPDFkit“), bereits realisiert werden. Im Oktober dieses Jahres tourte Aistleitner Kisuule drei Wochen durch die USA, auf der Suche nach Geldgebern. „Es ist harte Arbeit“, sagt die Unternehmerin lächelnd – und harte Arbeit hat sie nie in ihrem Leben gescheut.

Foto: Muhammad A. Kanch

Paul Resetarits,
Redakteur

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