Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
Traderin Nancy Davis entwickelte mit „IVOL“ (Quadratic Interest Rate Volatility & Inflation Hedge) einen börsengehandelten Fonds, der darauf abzielt, Investoren in Zeiten von Rezession und hoher Inflation zu schützen.
Seit dem Crash im Herbst 2018 haben sich die Aktienmärkte wieder erholt, das Niedrigzinsumfeld scheint nie enden wollend, und die Volatilität an den Märkten hat sich seit Weihnachten 2018 halbiert (gemessen am Stand des Volatilitätsindex VIX). Man könnte also meinen, wir alle sollten uns zurücklehnen und den Aufwärtstrend an den Märkten genießen.
Laut Nancy Davis wäre das jedoch ein fataler Irrtum. Die erfahrene Händlerin betreibt den Hedgefonds Quadratic Capital Management. Ihre Ansicht: Investoren sollten sich gegen finanzielle Schwierigkeiten versichern. Daher entwickelte sie einen ETF, den Quadratic Interest Rate Volatility and Inflation Hedge ETF (IVOL). Er soll Schutz vor Inflation oder Rezessionen bieten. Das aktiv gemanagte Portfolio mischt inflationsgesicherte Anleihen mit Call-Optionen auf die Steilheit der Zinskurve. Beides ist aktuell billig zu haben – aus zwei Gründen: Einerseits ist die Zinskurve aktuell besonders flach, da die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen kaum höher sind als jene zweijähriger. Und: Der Anleihenmarkt ist allgemein ungewöhnlich ruhig. Geringe Volatilität führt zudem zu niedrigen Preisen für Call-Optionen.
„Die Volatilität wurde durch das Gelddrucken der Zentralbank zerquetscht“, sagt Davis. Wenn die Volatilität der Zinssätze auf ein normales Niveau zurückfällt, müssten ihre Call-Optionen auf die Zinskurve an Wert gewinnen. Alternativ erzielt sie aber auch einen Gewinn, wenn die Zinskurve nach oben kippt – was sie bei steigender Inflation, fallenden Aktienkursen oder schwächelnden Immobilienpreisen in der Regel tut.
In der ersten Augustwoche zeigte der Fonds seine Stärken: Während die Aktienmärkte um rund 3 % fielen, stieg der Fondswert um 2 % an. Aber der ETF benötigt einen heftigeren Schock, um richtig Wirkung zu zeigen. Bisher wurden nur 58 Millionen US-$ investiert. Wenn also ein Crash kommt, sollte er eher früher als später eintreffen – die Call-Optionen von IVOL laufen nämlich im nächsten Jahr ab. Quadratic muss es zudem schaffen, nach oben zu skalieren, ohne bei den Finanzriesen Blackrock und Co allzu viele Nachahmer zu bekommen.
Davis wurde bereits früh Traderin. An der George Washington University belegte sie Finance-Kurse, während sie Geld verdiente, indem sie in einem Beratungsunternehmen wirtschaftlich forschte. Einen Teil ihres Geldes investierte sie. „Manche Frauen kaufen gerne Schuhe“, sagt sie, „ich kaufe gerne Optionen.“ In den 90er-Jahren verdiente sie gutes Geld mit Tech-Aktien, bevor sie ein Jahrzehnt bei Goldman Sachs auf dem Tradingfloor tätig war. Nach einer Babypause tat sie, was die wenigsten Frauen tun: Sie gründete einen Hedgefonds.
Die Jahresgebühr von 1 % ist für einen ETF relativ hoch. Doch Davis findet die Gebühr für einen Fonds, der aktiv gemanagt wird und in unorthodoxe Assets investiert, gerechtfertigt. Denn manche ihrer Investments seien für Privatinvestoren kaum zu duplizieren, da die Zertifikate nicht öffentlich gehandelt werden, sagt die Fondsmanagerin. Man kann eine Traderin nun mal nicht vom Traden abhalten.
Text: William Baldwin (Forbes US)
Foto: Jamel Toppin (Forbes US)
Der Artikel ist in unserer Oktober-Ausgabe 2019 „Handel“ erschienen.