Laura Egg, Mitbegründerin und Managing Partner von Roi Ventures, war schon immer eine energie­geladene Person, die alles im Leben mit einer zupackenden und engagierten Einstellung anging. Sie genießt das Zusammensein mit anderen positiven, inspirierenden Menschen; eine Haltung, die in der Start-up-Welt besonders häufig vorkommt. „Diese Menschen sind engagiert, leidenschaftlich und haben keine Angst, ihre Ziele zu verfolgen, unabhängig von der Meinung anderer“, sagt Egg. „Ich fühle mich in diesem Umfeld wohl, in dem Misserfolg nur eine weitere Gelegenheit ist, es erneut zu versuchen, bis man erfolgreich sein kann.“

Egg findet den Bereich Fintech besonders faszinierend, vor allem, wenn man die Entwicklung der letzten Jahre betrachte: „Wir haben ein erhebliches Wachstum von Fintech-Start-ups erlebt, das von Übernahmen im großen Stil begleitet wurde“, sagt sie. „Mit diesen hochkarätigen Exits steigen die Bewertungen der Branche in der Früh­phase tendenziell an. Diese Dynamik ist häufig zu beobachten, wenn mehr Exits und ein erhöhter Kapitalfluss zu höheren Einstiegspreisen für Newcomer führen.“

Roi Ventures investiert ­zwischen 50.000 und 100.000 € in ­Pre-Seed- und Seed-B2B-SaaS-Start-ups und bietet praktische ­Unterstützung, ein Netzwerk und Know-how. Das fünfköpfige Team hat seit der Gründung im Jahr 2022 sieben Investitionen getätigt. Zum aktuellen Portfolio gehören unter anderem „Magic.dev“, das darauf abzielt, angepasste und umfassendere KI zu entwickeln, und Brainamics, ein Neurotech-Start-up der Technischen Universität München.

Da sie schon immer gerne ­ge­arbeitet hat, nahm Egg während ­ihres Studiums verschiedene Jobs an. Als es jedoch an der Zeit war, eine Vollzeitstelle zu finden, war sie von den Vorstellungsgesprächen enttäuscht, weil sie bemerkte, dass sie dort nicht die Möglichkeit haben würde, einen sinnvollen Beitrag zu leisten. Bevor sie 2022 zusammen mit ihrem Freund Roi Ventures gründete, arbeitete Egg als Investmentanalystin bei Apex Ventures, ­einem Deeptech-Risikokapitalfonds. „Zum ersten Mal sah ich, dass meine Arbeit etwas bewirken würde, und das war genau das, wonach ich ­gesucht hatte“, lässt sie diese Zeit Revue passieren.

Nach Apex Ventures war Egg Geschäftsführerin der Austrian Angel Investors Association (AAIA) und erhielt viele Angebote, zu investieren und sich an Projekten zu beteiligen – allerdings fehlten ihr damals die strukturierten Mittel, um dies zu tun. „Das war ein Grund, ­warum wir Roi Ventures gegründet haben“, so Egg.

Einen ersten Tipp zur vollen Ausschöpfung der Investoren­möglichkeiten für potenzielle Gründer gibt es obendrauf: „Es ist wichtig, daran zu denken, dass die Investoren in der Regel mehrere Unternehmen im Portfolio haben. Deshalb ist es wichtig, dass Sie genau wissen, welche Art von Hilfe Sie benötigen – und es für die Investoren so leicht wie möglich machen, Sie zu unterstützen“, erklärt Egg. „Die besten Gründer wissen, wie sie ihre Beziehungen zu den Investoren effektiv verwalten können, indem sie sie auf dem Laufenden halten.“

Nach vier Jahren Erfahrung auf höheren Sprossen der Karriereleiter in der Investmentszene empfiehlt Egg auch, langfristig zu denken, um ein solides Fundament für das Start-up zu schaffen – „denn am Ende des Tages ist ein nachhaltiges Geschäftsmodell entscheidend“.

Laura Egg, einer der jüngsten Business Angels in Österreich, war zweieinhalb Jahre lang Geschäftsführerin der Austrian Angel Investors Association (aaia), bevor sie Roi Ventures gründete. Außerdem ist sie Vorsitzende des Startup Rats im Ministerium für Arbeit und Wirtschaft.

Foto: Marcella Ruiz Cruz