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Im Zuge der Coronavirus-Pandemie waren Millionen von Arbeitnehmern dazu gezwungen, ihren Arbeitsplatz für mehrere Monate direkt in ihr Zuhause zu verlegen – doch was zunächst eine Ausnahme zu sein schien, könnte nun zur Regel werden. Ein Gastkommentar von Chiara Cocchiara.
Weil Teleworking die Möglichkeit bietet, von überall und jederzeit zu arbeiten, entstehen dabei sowohl für die Wirtschaft als auch für Regierungen Herausforderungen bezüglich Arbeitsschutz, Gesetzgebung, Flexibilität und Sicherheit.
Manche Unternehmen haben bereits Regelungen in Bezug auf Arbeitszeiten eingeführt: Volkswagen und BMW beispielsweise schalten die Server außerhalb der Arbeitszeit ab. Diese Vorschriften können dazu beitragen, Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben zu gewährleisten – zugleich verlieren Mitarbeiter dadurch jedoch wohl auch die Flexibilität, die mit der neuen Arbeitsweise in Verbindung steht. Es sind daher kreative Ansätze, die die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit wahren und gleichzeitig die durch Teleworking ermöglichte Freiheit zur flexibleren Gestaltung des Arbeitsalltags erhalten, gefragt.
Chiara Cocchiara
... ist Listenmitglied der „Forbes Under 30“ (Jahrgang 2017). Sie absolvierte ihren Master in Business Administration an der Rome Business School sowie einen Master in Raumfahrtingenieurswesen an der Universität von Bologna. Derzeit arbeitet sie als System Operations Engineer bei Eumetsat, wo sie zur Vorbereitung zukünftiger Weltraummissionen beiträgt. Sie entwarf zudem eine Drohnentechnologie, um Menschenleben zu retten. Außerdem war Cocchiara Crew Commander und Ingenieurin einer Mission, die mit der Mars Society das Leben von Astronauten auf dem Mars simulierte und Experimente der Nasa durchführte.
Eine weitere Herausforderung im Hinblick auf Teleworking ist die Gesetzgebung im Rahmen der Löhne und Gehälter, Renten, Steuern und Krankenkassen. Bereits jetzt gibt es klare Vorschriften: Wer etwa in Deutschland wohnt, jedoch für ein italienisches Unternehmen arbeitet, zahlt in Deutschland Steuern, sobald er dort mehr als 183 Tage im Jahr verbracht hat. Doch wie werden künftig die Einkommenshöhen gestaltet, wenn mehr und mehr Mitarbeiter in unterschiedlichen Ländern arbeiten? Denn hierbei spielen die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten in den EU-Mitgliedstaaten eine wichtige Rolle für die Bezahlung der Mitarbeiter. Werden die Löhne nun an den Standort des Arbeitnehmers angepasst – oder erhält beispielsweise ein Arbeitnehmer, der für ein deutsches Unternehmen arbeitet, sich aber in Rumänien aufhält, ein Gehalt nach deutschem Standard? Warum sollte die Firma die zusätzlichen Kosten übernehmen?
Ein möglicher – wohl eher utopischer – Ansatz zur Reduktion der Komplexität hinsichtlich der arbeitsrechtlichen Gesetzgebung wäre die Umwandlung der Europäischen Union in ein einheitliches europäisches Staatswesen, in dem sich alle Bürger nicht nur frei bewegen und überall leben können, sondern ihre Steuern an die EU zahlen und eine öffentliche europäische Versicherung besitzen.
So oder so: Im Lauf der Jahrhunderte hat die Geschichte gezeigt, wie außergewöhnliche Ereignisse unsere Lebensweise revolutioniert haben – und das Coronavirus scheint keine Ausnahme von dieser Regel zu sein. Teleworking ist heute mehr denn je eine Realität, und es ist wahrscheinlich, dass diejenigen – öffentliche und private Unternehmen sowie Institutionen und Regierungen –, die mit dem Wandel gehen und kluge Lösungen finden, diejenigen sein werden, die den modernen Arbeitsalltag von morgen bestimmen werden.
Gastkommentar: Chiara Cocchiara
Der Gastkommentar ist in unserer Juni-Ausgabe 2020 „Next“ erschienen.
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