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Es betrifft so gut wie jeden Menschen auf der Welt: Lebensmittelverschwendung. Auch im DACH-Raum wird fahrlässig mit Essen umgegangen. Dass es auch anders geht, zeigen einige Start-ups aus unseren Breitengraden.
Laut einer Studie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) werden jährlich 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeworfen oder gehen entlang der Wertschöpfungskette verloren. Besonders in den Privathaushalten der reicheren Nationen wird exzessiv Lebensmittel weggeworfen, das theoretisch noch genießbar wären. Hinzu kommen Berge von Lebensmitteln, die der Einzelhandel aussortiert.
Die Europäische Kommission selbst schätzt, dass in der EU pro Kopf und Jahr 173 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen werden. 53 Prozent aller weggeworfenen Lebensmittel wird im privaten Haushalt verursacht. 30 Prozent landen bei Landwirtschaft und Produzenten im Müll, zwölf Prozent in der Gastronomie und fünf Prozent im Handel.
Gegenwert der Lebensmittel, die pro Kopf und pro Jahr
im DACH-Raum weggeworfen werden
Eine weitere Studie, die im Februar 2020 in der Fachzeitschrift PLOS ONE publiziert wurde, hat wiederum einen anderen Weg eingeschlagen und die tägliche Pro-Kopf-Lebensmittelvergeudung in entgangene Kilokalorien umgewandelt. Dabei zeigt sich: die DACH-Länder sind hier weltweit Spitzenreiter. Im Durchschnitt werden im DACH-Raum Lebensmittel im Gegenwert von 1400 Kilokalorien pro Tag und Person weggeworfen.
Durchschnitt an Kilokalorien (Kcal) der Lebensmittel,
die pro Kopf und pro Tag im DACH-Raum weggeworfen werden
Einige Start-ups aus dem DACH-Raum haben deshalb der Lebensmittelverschwendung in unserer Gesellschaft den Kampf angesagt – teils mit praktischen, teils mit sehr unkonventionellen Mitteln. Forbes stellt drei Jungunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vor, die gegen eine zu selbstverständliche Wegwerfgesellschaft ankämpfen.
The Good Food (D)
Vom Handel aussortiert, am Feld liegen gelassen und letztendlich weggeworfen: Tonnen von Lebensmittel widerfahren diesem Schicksal – nicht weil diese ungenießbar sind, sondern weil sie optisch nicht ganz der Norm entsprechen (Stichwort: krummes Gemüse) oder das Mindesthaltbarkeitsdatum knapp überschritten haben bzw. überschreiten werden. The Good Food, ein 2016 gegründetes Start-up aus Deutschland, setzt sich daran, all diese ungewollten Lebensmittel vor einem Schicksal in der Biotonne zu retten und weiter im Umlauf zu bringen. Dabei kooperieren das Team (großteils ehrenamtlich) um Gründerin Nicole Klaski mit Landwirten oder Lebensmittelproduzenten, die ihr die Ware überlassen. Das Konzept geht auf: begonnen auf Marktständen und mit Pop-up-Stores, hat The Good Food mittlerweile einen festen Laden in Köln-Ehrenfeld und ist auch bereits über die Stadt hinaus bekannt.
Unverschwendet (A)
Seit 2016 rettet das österreichische Start-up Unverschwendet, geführt von den Geschwistern Cornelia und Andreas Diesenreiter, überschüssiges Obst und Gemüse aus der Landwirtschaft vor dem Abfalleimer: Aus Rohkost, die im Verkauf als überschüssig gilt, wird Feinkost gemacht. In Form von Marmeladen, Chutneys und Eingelegtem gibt Unverschwendet den Lebensmitteln eine zweite Chance und möchte auf diesem Weg die Nahrungsmittelverschwendung in Österreich mindern.
Kitro (CH)
Etwas sehr Ausgefallenes haben sich Naomi MacKenzie und Anastasia Hofmann einfallen lassen, um der Lebensmittelverschwendung in Gastronomiebetrieben entgegenzuwirken: Die beiden Gründerinnen des Schweizer Start-ups Kitro haben eine smarte Mülltonne entwickelt, die mittels eingebauter KI-Software den Inhalt analysiert und einen Überblick über die produzierten Abfälle und verschwendeten Ressourcen erstellt. Auf der Basis dieser Daten kann die Menge der eingekauften Lebensmittel laut dem Start-up effizienter geplant – und dadurch weniger Ressourcen verschwendet werden.
Text: Kevin Chi, Helena Guschlbauer
Quellen: FAO Report, Europäische Kommission, WWF Österreich, PLOS ONE, Statista, Kitra, The Good Food, Unverschwendet
Foto: Scott Warman
Datenrecherche: Anke Dieber, Kevin Chi