STADT, LAND, HOLLYWOOD

Ursprünglich stammt der Entertainer Riccardo Simonetti aus der Kleinstadt Bad Reichenhall in der bayrischen Provinz, mittlerweile ist er auf sämtlichen roten Teppichen zu sehen.

Mit einem pinken Tutu ist er auf den Straßen von New York unterwegs, in einem rosa Anzug mit Palmenaufdruck in Cannes oder in einem goldenen Gladiatorenkostüm mit Regenbogenumhang in Wien – an Diversität und vor allem Auffälligkeit mangelt es Riccardo Simonettis Outfits definitiv nicht. Genauso abwechslungsreich sind auch seine Tätigkeiten als Entertainer.

Erst gegen Ende vergangenen Jahres veröffentlichte er sein erstes Buch mit dem Titel „Mein Recht zu funkeln“: Bereits vor dessen offiziellem Verkaufsstart landete es aufgrund des großen Interesses der Leser in neun Kategorien wie etwa „Jugendbuch“, „Biografie“ und „Bücher über positives Denken“ bei Amazon auf Platz eins. In seinem Buch geht es vor allem um seinen eigenen Werdegang und darum, den Mut zu haben, zu sich zu stehen und sich nicht zu verstellen – für Simonetti ist dies nicht immer selbstverständlich: „Ich komme aus der ländlichen Provinz und war schon immer anders. Dadurch hatte ich es in meiner Pubertät alles andere als leicht. Ich wurde verprügelt und sogar einmal im Bus angezündet. Dann habe ich versucht, mich anzupassen – ich war aber richtig schlecht darin und dachte mir dann: Wenn ich es schaffe, in so einer schwierigen Umgebung ich selbst zu sein, kann mich nichts mehr aufhalten“, erzählt er.

Unbekannt war Simonetti bei seiner Buchveröffentlichung aber schon lange nicht mehr. Bereits im Jahr 2017 startete der TV-Sender „E! Entertainment Germany“ seine zweite Eigenproduktion unter dem Namen „Riccardo’s Dream Date“. Darin spricht Simonetti mit Prominenten wie dem Schauspieler Kostja Ullmann, der britischen Tänzerin ­Nikeata Thompson oder der Schauspielerin und Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes über ihre Träume und erfüllt ihnen einen ganz persönlichen Wunsch. Seinen ganz eigenen Traum scheint er sich ­mittlerweile schon erfüllt zu haben: „Ich habe mir immer gewünscht, ein Star zu sein, und Fotos von meinem Gesicht in Magazine geklebt. Nicht der Klamotten oder der tollen Partys wegen, sondern weil ich dadurch etwas verändern und anderen ein Vorbild sein kann“, sagt Simonetti.

Riccardo Simonetti 2

Riccardo Simonetti
... begann mit 19 seine Karriere als Blogger, seine eigene TV-Show „Riccardo’s Dream Date“ auf dem TV-Sender „E! Entertainment Germany“ folgte 2017. Mittlerweile ist er unter anderem Influencer, Autor, Werbegesicht von diversen Marken wie Coca-Cola und Schwarzkopf sowie Synchronsprecher.

Mittlerweile ist er vor ­allem auf den roten Teppichen in Deutschland anzutreffen – mit Models wie Lena Gercke oder Stefanie Giesinger ist er befreundet. Sein Status ­komme aber nicht von ungefähr, wie er sagt: „Der Status, den einem viele nach­sagen, dass du von Event zu Event gehen kannst und mit deinen Fotos auf ­Social Media Geld verdienst, erfordert jahrelange harte Arbeit – davor machst du quasi einen Fulltime-Job ohne Gage. Und auch ab dem Zeitpunkt, ab dem du damit Geld verdienst, gehört sehr viel mehr dazu, als die Leute vielleicht denken.“

Mit dem Aufbau seiner ­Fanbase begann Simonetti bereits vor acht Jahren – zunächst mit einem Blog namens „The fabulous life of Riccardo“. Damals, so erzählt er, war das noch Neuland: Die Leute hätten nicht gewusst, was ein Blog ist. Auch das Influencer-Business steckte zu der Zeit noch in den Kinderschuhen. Mittlerweile ist es ein lukratives Geschäftsmodell: Personen kreieren selbst Inhalte (Text, Bild, Audio, Video), die über Online­kommunikationskanäle wie Blogs oder soziale Netzwerke wie Insta­gram sowie YouTube eine hohe Reichweite generieren. Allein der Markt für Instagram ist ein Milliarden-Dollar-Geschäft: Laut der amerikanischen Influencer-Marketing-Agency Mediakix wurden im Jahr 2018 mittels dieser Plattform 1,3 Milliarden US-$ umgesetzt, für 2020 werden 2,3 Milliarden US-$ prognostiziert. Einer ihrer Marktumfragen zufolge nutzen Unternehmen am häufigsten Instagram für ihre Werbekampagnen mit den Influencern. Laut Schätzungen von Forbes kann ein Konto mit über einer Million Followern so ­teilweise 50.000 US-$ für einen einzelnen ­gesponserten Beitrag einbringen.

Mit seinen 206.000 Insta­gram-Followern zählt Simonetti gemessen an der Follower-Anzahl zwar nicht zu Deutschlands Influencer-Elite wie Caro Daur (1,9 Millionen), Toni Mahfud (3,5 Millionen) oder Fußballer Marco Reus (7,4 Millionen) – an Einfluss mangelt es ihm aber definitiv nicht. So setzt er einige Werbekampagnen um, wie beispielsweise mit Coca-Cola oder der Eismarke Magnum von Unilever. „Die ­Leute sehen am Ende nur ein Foto und bilden sich ein Urteil darüber – nicht aber, dass für den Job ­jahrelange Vorarbeit nötig war und ich teilweise oft um vier Uhr aufstehe oder nach Events noch einmal zwei bis drei Stunden Videos und Bilder aufbereite. Als Influencer kannst du auch nicht zu deinen Followern ­sagen, dass du ein paar Tage offline bist – so funktioniert das Business nicht. Im Fernsehen läuft ja auch nicht auf einmal Schwarzbild.“

Seit 2014 verdient er genug Geld damit, um davon leben zu können. Simonetti sieht in Social Media ein Werkzeug, um junge Menschen erreichen zu können – dennoch versteht er sich weniger als ­Influencer, sondern vielmehr als Entertainer, erzählt er. So lieh er bereits dem ­Bösewicht He-Lectrix in der deutschen Version des Animationsfilms „Die Unglaublichen 2“ seine ­Stimme. Der Film schaffte übrigens mit einem Einspielergebnis von 182 Millionen US-$ in den USA das beste Startwochenende eines Animationsfilms überhaupt. Weltweit spielte der Streifen 1,2 Milliarden US-$ ein und ist damit auf Platz zwei der Liste der erfolgreichsten Animationsfilme aller Zeiten. Seine ersten Berührungen mit Film und Fernsehen hatte Simonetti bereits mit 20 Jahren: Damals drehte er für Sender wie Arte; weiters war er auch als Radiomoderator tätig.

Neben seinen vielen Tätig­keiten engagiert Simonetti sich derzeit als Botschafter bei Jugend gegen Aids. Der Verein mit Sitz in Hamburg ­engagiert sich seit 2009 ­unter anderem im Kampf gegen HIV/Aids und tritt für eine vielfältige und tolerante Gesellschaft ein. Ebenso ist Simonetti bei DKMS Life, einer gemeinnützigen Organisation zur Unterstützung von Krebspatientinnen, ­aktiv. „Es ist wichtig, auf diese Themen aufmerksam zu machen. Nur durch permanentes Daran-Erinnern und Sich-Auseinandersetzen kann eine Veränderung erzielt werden“, erzählt Simonetti. Er ­arbeitet auch zukünftig fleißig weiter an Veränderungen: Laut Simonetti ­folgen 2019 noch einige unternehmerische Projekte – was genau, behält er bisher noch für sich. Er scheint also die Spannung aufrechtzuhalten – das gehört wohl zum Entertainment dazu.

Riccardo Simonetti ist Mitglied der Forbes DACH 30 Under 30-Liste 2019. Mehr über Riccardo Simonetti lesen.

Der Artikel ist in unserer Juni-Ausgabe 2019 „30 Under 30“ erschienen.

Andrea Gläsemann,
Leitende Redakteurin

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