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Die Sportbranche hat sich in den letzten Jahren zu einem heiß umkämpften Markt entwickelt. Großinvestoren und Unternehmen, die früher nicht in diesem Bereich aktiv waren, drängen zunehmend in die Welt des Sports.
2024 war ein besonders aktives Jahr für Fusionen und Übernahmen (M&A) im Sporttechnologiebereich. Allein im ersten Halbjahr wurden 225 Deals mit einem Gesamtwert von 27,3 Mrd. US-$ abgeschlossen – ein Rekord für die Branche. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum 2023 waren es noch 16,1 Mrd. US-$ bei 165 Deals.
Im Februar 2024 stimmten Disney und der indische Konzern Reliance einem 3,1 Mrd. US-$ schweren Deal zur Fusion ihrer Medienplattformen Star India und Viacom 18 zu. Kurz darauf kaufte die Private-Equity-Firma Silver Lake für 13 Mrd. US-$ das Entertainment-Unternehmen Endeavor und zog es aus der Börse. Weitere große Deals folgten, darunter der Kauf von Dorna Sports, den Rechteinhaber der MotoGP, durch Liberty Media für 4,6 Mrd. US-$.
Doch nicht nur große Firmen mischen in diesem Bereich mit. Die hohe Nachfrage nach digitalen Medienrechten und der zunehmende Einfluss von Tech-Giganten wie Apple und Amazon, die sich einen Platz im Sportgeschäft sichern wollen, treiben die Branche weiter an. „Sport ist derzeit der heißeste Markt, auf dem gerade enorm viel passiert“, erklärt Mohit Pareek von der Investmentbank Drake Star.
Lange Zeit galt die Meinung, dass man mit Sport kein Geld verdienen könne. Doch diese Einstellung hat sich stark verändert, besonders in den letzten zwei Jahrzehnten, als die Werte von Teams explodierten. Ein Beispiel: Laut einer aktuellen Forbes-Liste beträgt der durchschnittliche Wert eines NFL-Teams inzwischen 5,7 Mrd. US-$ – ein Anstieg von 77 % seit 2020.
Doch je teurer die Teams werden und je strikter die Regeln für den Besitz von Franchise-Rechten sind, desto schwieriger wird es, Anteile an einem Team zu erwerben. Deshalb wenden sich immer mehr Investoren angrenzenden Bereichen wie Wearables, Performance-Enhancement-Technologien, Fan-Engagement oder auch Datenanalyse und Ticketing zu. Im ersten Halbjahr 2024 wurden 99 M&A-Deals in den Bereichen Wearables und Performance-Enhancement abgeschlossen.
Die meisten dieser Übernahmen betreffen kleinere Startups mit einem Volumen von 30 Mio. US-$ bis 500 Mio. US-$. Dies steht im Gegensatz zu einem Rückgang der privaten Finanzierungsrunden, die in der ersten Hälfte von 2024 nur 1,9 Mrd. US-$ einbrachten, nach 3,3 Mrd. US-$ im Vorjahr.
Die Folgen dieser Entwicklungen: Kleine Startups sehen sich gezwungen, ihre Unternehmen zu verkaufen, anstatt eigenständig zu wachsen. Ein Beispiel dafür ist die Fantasy-Sport-Plattform FanDuel, die heute eine dominierende Marktstellung hat und deren Kundengewinnungskosten inzwischen bis zu 100-mal so hoch sind wie früher.
Trotzdem erwarten Experten, dass die Zahl der M&A-Deals im Sporttechnologiebereich in der zweiten Jahreshälfte 2024 ähnlich hoch bleibt, auch wenn der Gesamtwert der Transaktionen möglicherweise zurückgehen wird. Die Branche bleibt weiterhin ein attraktives Ziel für Investoren, die nach Wachstumschancen suchen.
Verlinvest, ein familiengeführtes Investmentunternehmen, hat kürzlich in K1 Speed, ein Unternehmen für Elektrokart-Rennen, investiert. Die Firma, die ursprünglich aus der Lebensmittel- und Getränkebranche kommt, sieht in den veränderten Konsumgewohnheiten der Menschen eine vielversprechende Gelegenheit: „Es gibt eine klare Tendenz weg von klassischen Konsumgütern hin zu Erlebnissen und Aktivitäten, bei denen Menschen zusammenkommen“, erklärt Clément Pointillart von Verlinvest.
Text: Justin Birnbaum
Foto: Eddie Ortiz, hayati ilker ergün und Hannah Gibbs