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Von 50 Millionen Krebspatienten, die für klinische Studien infrage kommen, werden nur fünf bis sechs Millionen jährlich in solche eingeschrieben, so Danielle Ralic. Die CEO und CTO des 2020 gegründeten Start-ups Ancora mit Sitz in Zürich möchte das ändern: Geht es nach ihr, soll die Teilnahme an klinischen Studien für frisch diagnostizierte Krebspatienten direkt in den Behandlungsplan integriert werden. Mit Ancora will sie jedem einen fairen und kostenlosen Zugang zu Studien im Bereich der Onkologie ermöglichen.
Konkret bietet das Unternehmen eine KI-basierte Plattform an, auf der Patienten mit passenden Studien „gematcht“ werden und anschließend daran teilnehmen können – im besten Fall profitiert also nicht nur die Wissenschaft von den Erkenntnissen der durchgeführten Studien, sondern auch die Teilnehmer in Form einer gesundheitsfördernden Behandlung. Für Patienten ist der Service kostenlos, Umsätze (die Höhe gibt Ancora nicht bekannt) generiert das Unternehmen über Pharmaindustrie, Auftragsforschungsinstitute und Krankenhäuser, indem Ancora ihnen bei der Rekrutierung der Studienteilnehmer unter die Arme greift. Denn: „15-20% der Studien schaffen es nicht, überhaupt Teilnehmer zu rekrutieren“, sagt Ralic. Dabei seien „Patientenrekrutierungsdienste“ für klinische Studien eine 5,9-Milliarden-US-$-Branche, so die CEO. Auch für Ärzte soll Ancora einen Mehrwert liefern: „Die meisten Ärzte haben in der Regel keine Zeit, um sich akribisch mit den Studien zu beschäftigen – deshalb bieten wir unseren Service auch für sie an. Unser Ziel ist es, dass klinische Studien Teil der Standardversorgung werden.“
Nachdem die gebürtige Amerikanerin einige Jahre bei Beratungsfirmen wie Deloitte und ZS Associates in den USA im Bereich künstliche Intelligenz, Medtech und Pharma tätig war, zog sie nach Zürich, um globale Pharmaunternehmen bei der Entwicklung und Implementierung von Business-Intelligence-Lösungen (Daten werden mittels Software so analysiert und aufbereitet, dass fundierte Entscheidungen getroffen werden können) zu unterstützen. 2017 gründete Ralic schließlich ihr eigenes Healthtech-Unternehmen Intrepida LLC, das sich der Verbesserung der Gesundheitsversorgung widmet, indem es Deep-Learning-Modelle erstellt, um Patienten und deren Krankheitsbilder sowie Behandlungen besser zu verstehen. 2020 strukturierte sie ihr Unternehmen neu und firmierte mit zwei neuen Mitstreitern, Luca Jahreiss und Emily Jordan, Intrepida zu Ancora um. Die Idee dazu kam Ralic, als sie auf einer Wanderung einem Krebspatienten begegnete: „Der Mann hat die Krankheit überlebt, weil er die richtigen Kontakte hatte, die es ihm ermöglichten, sich für klinische Studien einschreiben zu lassen.“
Das mittlerweile zehnköpfige Team von Ancora erreichte mit seinem Angebot bereits 8.500 Patienten in über 100 Ländern. „Ich hoffe wirklich, dass wir dazu beitragen können, die datengesteuerte Medizin voranzutreiben, um die Person vor uns wirklich verstehen zu können – damit wir in die Lage kommen, einen individuellen und heilenden Behandlungsplan zu erstellen“, so Ralic.
Text: Naila Baldwin
Foto: Ancora
Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 2–21 zum Thema „Health & Wealth“.