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Andy Weinzierl gründete 2018 Sushi Bikes. Das Ziel: billige E-Bikes verkaufen, die alles können, was ein Stadtrad können muss. Hauptsächlich durch Kredite finanziert hat Weinzierl seit der Gründung an die 30.000 Räder auf die Straßen Österreichs, der Schweiz und vor allem Deutschlands gebracht.
Andy Weinzierl liebt Fahrräder. Der Münchner hat schon als Kind gerne Radtouren unternommen. Als er 13 Jahre alt war, machten er und sein Vater die erste wirklich lange Tour, von München nach Mailand. „Danach war ich angefixt und wir haben das jeden Sommer wiederholt“, sagt der Deutsche. Unter anderem ging es nach Paris, Rom, Prag und Wien.
Heute fährt er nicht nur Räder, sondern baut sie auch – sein Unternehmen Sushi Bikes soll dieses Jahr einen mittleren bis hohen siebenstelligen Umsatz schreiben; nächstes Jahr soll das Unternehmen, dessen Team 16 Festangestellte zählt, profitabel sein. Der Trick der Sushi Bikes? Sie kosten die Hälfte eines durchschnittlichen E-Bikes. Im Gespräch mit Forbes erzählt Weinzierl, wie das geht, warum er Sushi Bikes überhaupt gegründet hat und wohin er das Unternehmen als Nächstes fahren möchte.
Als Fan „normaler“ Fahrräder war Weinzierl zuerst schockiert, als sein Vater sich ein E-Bike kaufte – bis er zum ersten Mal damit fuhr. Das Fahrgefühl, erzählt Weinzierl, sei gut gewesen. Aber er sah sich damit nicht auf der Uni; ein cooleres Rad musste her. „Mein Papa und ich hatten in der Küche eine Werkbank, auf der wir immer viel gebastelt haben. Da habe ich mir ein günstiges Rad gekauft und wir haben gemeinsam geschaut, ob wir ein E-Bike daraus machen können“, so Weinzierl.
2018 gründete der Münchner, der damals am University College London seinen Master in Technology Management absolvierte, die Sushi Mobility GmbH. Der Name ergab sich am Ende einer Brainstorming-Session, die sich in den Abend zog, erzählt Weinzierl: „Beim Abendessen haben wir uns dann entschieden, dass wir es einfach Sushi nennen wollen. Man kann ahnen, was es zum Essen gab.“ Früh gewann er den Fernsehmoderator und TV-Produzenten Joko Winterscheidt als Investor, der heute nicht mehr am Unternehmen beteiligt ist. Sein Gesicht sorgte zu der Zeit aber für einiges an Medienaufmerksamkeit für Weinzierl, was in der Anfangsphase das gewesen sei, was gezählt habe, so der Gründer, dem das Unternehmen zu 37,89 % gehört. Andere namhafte Investoren sind die Mymuesli-Gründer Philipp Kraiss (mit 10,82 % beteiligt) und Max Wittrock (9,21 %); daneben sind ein paar wenige VC-Fonds und Privatpersonen investiert.
„Sushi Bikes sind auf das reduziert, was ein Stadtrad braucht“, sagt Gründer und CEO Andy Weinzierl.
Eine richtig große Finanzierungsrunde wollte Weinzierl aber nie machen, sagt er: „Wir wollten das zum Großteil bootstrappen.“ Stattdessen produzierte Sushi Bikes in den frühen Tagen auf Bestellung und mit Kreditlinien bei Banken. „Wir sind mit dem Onlineshop am 29. Juli 2019 live gegangen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nur den Prototyp bei mir im Büro stehen und noch keine seriengefertigten Räder.“ Weinzierl wartete, bis die ersten paar Hundert Bestellungen reinkamen, und bestellte dann die Räder, die damals in Taiwan gefertigt wurden (heute erfolgt die Montage in Portugal). „Wir sind aus diesem Strudel sehr lange nicht rausgekommen“, erzählt Weinzierl weiter – fast zwei Jahre lang verkaufte Sushi Bikes die Räder nur mit Vorfinanzierung. Die Coronapandemie trieb den „Strudel“ weiter an; damals stieg die Nachfrage nach E-Bikes stark, was aber im Lieferantenmarkt für Engpässe sorgte. Mit dem geringen Kapital kam Weinzierl nicht an genügend Teile heran, um die Nachfrage nach seinen Sushi Bikes zu bedienen.
Seit dem Launch hat das Münchner Start-up über 30.000 E-Bikes verkauft, sagt der Gründer. Der Preis der Räder ist über die Jahre konstant gestiegen: Wollte Weinzierl anfangs E-Bikes für unter 1.000 € anbieten, ist das erklärte Ziel heute, unter der Hälfte des Durchschnittspreises zu bleiben. In Deutschland liegt dieser laut dem Zweirad-Industrie-Verband bei knapp 3.000 €. Das Sushi Bike „Maki 3.0“ kostet 1.399 €, das Modell „California Roll 3.0“ 1.499 €. Außerdem können Kunden auf der Website Zubehör wie Gepäckträger oder Schutzbleche für die Reifen kaufen.
Für den niedrigen Preis müssen Käufer ein paar Dinge in Kauf nehmen: Fahrer eines Sushi Bikes sind ohne Gangschaltung und Federgabel unterwegs. Außerdem ist der Elektromotor nicht so stark wie bei anderen E-Bikes und der Akku kleiner, was auch die Reichweite einschränkt. Weinzierl formuliert es positiv: „Inzwischen haben unsere Räder eine Reichweite von rund 75 Kilometern. Der Akku ist sehr klein, also kann ich ihn leicht herausnehmen und jeden Tag aufladen – wie mein Handy.“
Eine kurze Recherche durch zahlreiche Fahrradtest-Websites zeigt, dass die Sushi Bikes eine bestimmte Nische gut besetzen. Als Stadtrad, so das Fazit insgesamt, sind Sushi Bikes ein guter Deal. Sobald der Weg aber uneben oder länger wird, sollten Fahrer lieber umsteigen. „Reduziert auf das, was es in der Stadt braucht“, fasst Weinzierl zusammen.
Aktuell sei Sushi Bikes zwar auf der „Fahrradebene profitabel“, sagt Weinzierl – für eine positive Bottom Line würden aber noch zu wenige Fahrräder verkauft. Das soll nächstes Jahr gelingen. „Dieses Jahr hatten wir nicht genug Räder im Bestand. Das rächt sich, wenn man Ende April ausverkauft ist. Wir haben sieben Monate Lead Time, können also auch nicht sehr schnell reagieren“, so Weinzierl. Hätten er und sein Team mehr Räder bestellt, hätten sie dieses Jahr schon positiv abgeschlossen, sagt der Gründer. „2025 müssen wir beweisen, dass wir das können“, so Weinzierl.
Darüber hinaus möchte er in andere Länder expandieren. Heute können Deutsche, Österreicher und Schweizer Sushi Bikes kaufen, wobei der Fokus auf dem Heimatmarkt Deutschland liegt (in der Schweiz macht Sushi Bikes etwa kein Marketing). Weinzierl kann sich auch vorstellen, eines Tages die Produktpalette auszubauen – auf die Frage, ob es in Zukunft andere Fahrradklassen wie Mountainbikes oder Trekkingräder bei Sushi Bikes geben könnte, sagt der Gründer: „Spannend ist das auf jeden Fall; auch, um die Marketingmaßnahmen noch effizienter zu machen. Wir sprechen viele Menschen an, die wegen ihres Umfelds kein Sushi fahren können. Wenn du aus der Haustür rausgehst und vor dir einen Feldweg hast, würde ich dir nicht empfehlen, ein Sushi Bike zu fahren.“
Zuerst müsse Sushi Bikes aber „die Hausaufgaben machen“, so Weinzierl. Das heißt: das Working Capital und die Warenfinanzierung so weit in den Griff bekommen, dass genug Räder an den Kunden gebracht werden können – und 2025 profitabel abgeschlossen werden kann. Weinzierl: „Das ist der einzige Fokus.“
Fotos: Sushi Bikes