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Die Entwicklung humanoider Serviceroboter schreitet rasant voran: Was vor einigen Jahren noch wie Zukunftsmusik klang, nimmt nun konkrete Formen an. Das spanische Unternehmen Pal Robotics nimmt in Europa seit Jahren eine führende Rolle in der Herstellung solcher Helfer ein – und stattet nun auch die Polizei in Dubai aus. Wird Robocop Realität?
Im Detroit der Zukunft geht ein Roboter auf Verbrecherjagd. Die Maschine ist seinen Widersachern weit überlegen, gleichzeitig unbe-
stechlich und nahezu unzerstörbar. So die utopische Vision des Science-Fiction-Klassikers „Robocop“ aus dem Jahr 1987. „The future of law enforcement“ war damals die reißerische Tagline des Films. 30 Jahre später wurde in Dubai medienwirksam ein humanoider Roboter präsentiert, der zukünftig in Einkaufszentren und bei Touristenattraktionen der Stadt patrouillieren und die dortige Polizei unterstützen soll. Doch diesmal handelt es sich nicht um das fiktive Szenario eines Hollywoodfilms, sondern um die Realität.
Bei dem Roboter handelt es sich um ein maßgefertigtes Modell der Ari-Reihe des spanischen Roboterspezialisten Pal Robotics mit Sitz in Barcelona. Das Unternehmen ist einer der weltweit führenden Anbieter humanoider Serviceroboter, einem Bereich der Robotik, dem in den kommenden Jahren rasantes Wachstum prognostiziert wird. Modelle von Pal Robotics sind mittlerweile in vielen ähnlichen Bereichen im Einsatz, unter anderem in Banken, Museen, auf Flughäfen oder bei Ausstellungen.
Freilich muss an dieser Stelle etwas relativiert werden: Von Roboterpolizisten, die wie in der filmischen Utopie völlig autonom die Rolle der Beamten einnehmen, kann noch lange keine Rede sein. Das vorgestellte Modell sollte in erster Linie belebte Plätze überwachen und Passanten bei Bedarf mit Informationen versorgen, auch Gesichtserkennung und die Erstattung einer Meldung sind möglich. Die Roboter sollen Polizisten nicht ersetzen, sondern ergänzen und unterstützen, so die offizielle Stellungnahme. Sollte sich das
Projekt bewähren, möchte die Stadtverwaltung den Roboteranteil der Polizei bis 2030 auf 25 % ausbauen.
Wie bei allen intelligenten Systemen, die an der Schnittstelle zum Menschen operieren, gibt es natürlich auch im Bereich der Serviceroboter Schattenseiten. So ist die Frage des Datenschutzes eine nach wie vor unbeantwortete. Die Thematik erhält hier besondere Brisanz, da etwa im Gesundheits- und Pflegebereich auch Daten zu Medikamentenkonsum, Gesundheitszustand oder Wohnsituation gesammelt werden. Dies bietet den Vorteil, dass sich lernende Systeme ideal auf die Bedürfnisse des Kunden einstellen können und so ihre Leistung optimieren.
Die Kehrseite ist jedoch eine weitere teilweise Offenlegung der Privatsphäre und damit Gefährdung ihrer Integrität. Vor allem angesichts der rasanten technischen Weiterentwicklung in dem Bereich hat es der Gesetzgeber oft schwer, Schritt zu halten, der gesetzliche Rahmen ist in vielen Fällen noch vage.
Anders als Roboter in der industriellen Fertigung stehen solche spezialisierten Serviceroboter, also Maschinen, die in das menschliche Alltagsleben eingebunden sind und Dienstleistungen erbringen, noch am Anfang ihrer Entwicklung, der Markt ist noch im Entstehen begriffen. Auch die technischen Herausforderungen sind völlig neue, so müssen Serviceroboter oft mobil sein, sich auch auf unebenen und unbekannten Oberflächen sicher bewegen können, über Kommunikationsschnittstellen für seine Benutzer verfügen und in gewissen Bereichen auch ein zumindest menschenähnliches Erscheinungsbild haben.
Das „Hirn“ ist dabei meist, so auch bei den Modellen von Pal Robotics, das Robot Operating System (ROS) der gemeinnützigen Open Source Robotics Foundation. Das Programm wird seit 2007 laufend von einer wachsenden Community weiterentwickelt und hat sich mittlerweile bei vielen Herstellern als Standard etabliert.
Dass die Branche schon in den Startlöchern scharrt, zeigt die Tatsache, dass laut Frankfurter Think Tank IFR (International Federation of Robotics) weltweit jeder fünfte Produzent von Servicerobotern ein Start-up ist. Die IFR rechnet damit, dass sich der Absatz dieser Roboter in den nächsten zwei Jahren verdoppeln wird. Insbesondere aus einer europäischen Perspektive ist dieser Ausblick durchwegs positiv, da ein großer Teil der Entwicklungsarbeit in diesem Bereich in Europa geleistet wird.
Laut World Robotics Report 2020 der IFR haben fast die Hälfte aller Produzenten von Servicerobotern ihren Sitz in Europa, gefolgt von den USA und asiatischen Herstellern. Diese aktuelle Vormachtstellung ist unter anderem Firmen wie Pal Robotics zu verdanken. Die Zukunftsaussichten sind denkbar optimistisch, die Ära der spezialisierter Serviceroboter scheint gerade erst zu beginnen. Auch die Anzahl möglicher Einsatzbereiche wird in Zukunft weiter steigen. Pal Robotics ist dafür mit seiner breit aufgestellten Produktlinie in guter Position, diese Zukunft führend mitzugestalten.
Text: Silvan Mortazavi
Fotos: Pal Robotics
Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 6–21 zum Thema „NEXT“.