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Ein Roboter, der fühlt, denkt und interagiert. Das ist das Ziel von Hanson Robotics. In Hongkong forscht man eifrig daran,..
Ein Roboter, der fühlt, denkt und interagiert. Das ist das Ziel von Hanson Robotics. In Hongkong forscht man eifrig daran, künstliche Intelligenz (KI) zu erschaffen – oder besser gesagt, Roboter-Dummheit auszumerzen.
Ich werde mehr wie du sein. Oder wirst du mehr wie ich sein? Wo ziehen wir die Grenze?“ Sophia blickt ihr Gegenüber fragend an. Sie wirkt erschreckend echt. Die angestrebte Ähnlichkeit des humanoiden Roboters mit Audrey Hepburn ist deutlich zu erkennen. Die Nase ist Hansons Team wahrlich gelungen. Dennoch wirken die durch das Gesicht ausgedrückten Emotionen, wie etwa ihre Wut, ein wenig komisch. Die Motoren unter ihrer Haut aus „Frubber“ (flesh rubber), einem patentierten Material, und in ihrem Kopf können noch nicht alle -Gesichtszüge der menschlichen Mimik nachahmen.
Sophia ist nicht die Einzige ihrer Art: David Hanson hat auch Albert Einstein oder den Science-Fiction-Autor Philip K. Dick nachgebaut. Seine Familie zählt sieben humanoide Roboter wie Sophia – ihre Geschwister heißen Alice, Han oder Jules. Und Sophia hieß, in Anlehnung an die Schöpfungsgeschichte, eigentlich Eve. Aber dann kam „Ex Machina“, der Film über einen Wissenschaftler, der intelligente humanoide Roboter entwickelt. Die Ähnlichkeiten zwischen der Eve aus „Ex Machina“ und Hansons Eve waren zu groß. Zumal sich Eve in „Ex-Machina“ als „böse“ herausstellt, Hansons Absicht es aber ist, eine freundliche KI zu erschaffen – also hat ihr Schöpfer sie in Sophia umbenannt. „Wir wollen sie so kreativ und fähig wie einen Menschen machen“, so Hanson, „eine empathische und freundliche KI mit Mimik, Gestik, fähig zur Interaktion mit Menschen und mit einer eigenen Persönlichkeit.“ Selbst lieben soll sie können.
Sophia ist wirklich sehr freundlich. Trotzdem sind die Reaktionen, die sie bei vielen menschlichen Beobachtern hervorruft, ambivalent: Verbundenheit und Fremdeln. Nach dem Motto: „Das kann doch nicht sein, dass so etwas Menschliches kein Mensch ist.“ Das Grundverständnis vieler darüber, dass der Mensch die einmalige Krone der Schöpfung ist, wird provoziert. Sind das Bewusstsein über Leben und Tod oder geistige und kreative -Fähigkeiten einzigartig? Kann man doch nachbauen, hat sich Hanson gedacht und verpasst uns damit einen Denkzettel. Er pfeift außerdem völlig auf philosophische, theologische oder gar romantische Vorstellungen über unsere Identität, den Sinn des Lebens oder unser Dasein. Ob Hanson damit eine neue Schöpfungsgeschichte schreibt? Was hätte wohl der französische Philosoph René Descartes – berühmt für seinen Ausspruch „Ich denke, also bin ich“ – dazu gesagt, dass Hanson gerade dabei ist, seine Theorie mit einer denkenden, zweifelnden und fühlenden künstlich erschaffenen Existenz über den Haufen zu werfen?
Seit rund 20 Jahren arbeitet der Gründer und CEO von Hanson Robotics nun schon an Robotern, die wie wir, nur besser, sein sollen. 2003 gründete er Hanson Robotics und zeigte wenig später, 2005, seine erste Schöpfung: „Hubo“, einen Albert-Einstein-Roboter. Der Kopf stammte von ihm, der Körper vom Korea Advanced Institute of Science and Technology. 2014 siedelte er mit dem Hanson-Robotics-Hauptquartier nach Hongkong um, wo er mit weiteren Wissenschaftlern und in Kooperation mit renommierten akademischen Einrichtungen entwickelt und forscht.
Hanson ist ein wahres Genie. Nicht nur publiziert er regelmäßig zahlreiche Artikel über KI oder kognitive Wissenschaft – und ist damit in vielen wissenschaftlichen Journals, etwa dem „International Journal of Cognitive Science“ vertreten. Er wurde für seine Arbeiten auch von der Weltraum-organisation NASA ausgezeichnet und lacht einem regelmäßig – gemeinsam mit Sophia – aus renommierten Medien wie BBC, CNN, dem „Wall Street Journal“, „Wired“ oder der „New York Times“ entgegen. Die Journalisten lieben es, Sophia zu interviewen. Sie spricht einwandfrei Englisch – mit einer durchaus beachtlichen Eloquenz. Unlängst hat sie auch begonnen, Chinesisch zu lernen. Sie beherrscht 62 Gesichtsausdrücke und nimmt Geräusche und Sprache wahr, sowie woher sie kommen. Sie redet mit Menschen und merkt sich Teile der Konversation.
Dabei ist sie erst zwei Jahre alt – damals hatte sie ihr Schöpfer, Hanson, zum ersten Mal aktiviert. Mit jeder ihrer Interaktionen mit einem Menschen lernt Sophia dazu. In ihr steckt aufwendige Soft- und Hardware. Sensoren und Kameras füttern Sophia mit Eindrücken, Algorithmen verarbeiten diese und sagen ihr, wie sie reagieren soll. Hansons Anliegen ist es, diese Maschinen Probleme lösen zu lassen, die für den Menschen zu komplex sind – sie soll mehr Fähigkeiten als ein Mensch haben. Sein Chef-Wissenschaftler, Ben Goertzel, sieht ebenfalls Potenzial, dass künstliche Intelligenz, ein Bereich, an dem er seit über 30 Jahren forscht, bes-ser sein wird als die menschliche. „Sophias Gehirn ist nicht wirklich dem menschlichen nachempfunden. Und das muss es auch nicht, denn das menschliche Gehirn hat ein paar Tü-cken, wie wir wissen. Diese künstliche Intelligenz könnte rationaler, weiser, ja sogar barmherziger als Menschen sein“, sagt er.
Interessenvertreter wie Andra Keay von Silicon Valley Robotics sehen solche Bestrebungen kritisch: „Ich glaube, man kann menschliche Intelligenz nicht vom Menschen trennen. Künstliche Intelligenz ist im Moment noch zu dumm. Eine KI mag zwar ein Schachspiel gewinnen. Sie versteht aber nicht, dass sie Schach spielt – das ist gefährlich. Ein Baby weiß mehr als eine KI, und ich sehe nicht, dass sich das in nächster Zeit ändern wird. Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass Roboter nicht wie Menschen aus-sehen oder auftreten sollten. Das halte ich sogar für gefährlich, weil Menschen darauf zu einfach hereinfallen.“ Die Debatte rund um sogenannte Sex-Roboter ließ in dieser Hinsicht die Wogen hochgehen. Forscher sind überzeugt, dass diese Art von Robotern und Beziehungen zu ihnen soziale und emotionale Schäden beim Menschen verursachen. Der Zweifel daran, ob eine „Beziehung“ zu einem Roboter gut ist, ist berechtigt. Denn egal, wie weit Forscher mit Entwicklungen an den Menschen herankommen werden, eine Maschine wird für viele wohl immer ein Objekt bleiben. Für Menschen wie Goertzel hingegen sind wir auch nur „biochemische Maschinen“, wie er völlig entzaubernd feststellt. Er hat auch die Tendenz von Menschen, einem Roboter zu glauben, beobachtet. „Es gibt viele, die, wenn ein Roboter zu ihnen sagt, dass er sie liebt, das auch glauben – obwohl sie eigentlich wissen müssten, dass das nicht stimmen kann. Doch die Menschen wollen sich täuschen lassen. Dieser Effekt hält jedoch nur ein paar Stunden an“, grenzt der Wissenschaftler ein. „Dennoch werden Menschen mit Robotern in Beziehung treten.“ Momentan ist man im Alltag noch nicht mit humanoiden Robotern konfrontiert. Anzeichen, dass das eines Tages anders sein könnte, kann man neben Hansons Entwicklungen auch darin sehen, dass EU-Parlamentarier Anfang dieses Jahres umfassende Gesetze für Roboter gefordert hatten.
Der Weg, den Hanson Robotics geht, ist jedenfalls steinig – ganz abgesehen von ethischen Fragen. Derzeit kostet ein Hanson-Roboter laut Wall Street Journal um die 200.000 US-Dollar. Das Produkt ist somit noch nicht massenmarktfähig. Das liegt an der extrem kostenintensiven Entwicklung und vor allem Fertigung. „Wir produzieren jeden Roboter teils von Hand – sobald wir zur Massenproduktion übergehen können, sollte ein menschlicher Roboter, der gehen und Emotionen zeigen kann, um die 5.000 US-Dollar kosten“, erzählt Goertzel Für die eigene Produktion hat man sich dazu entschieden, verbes-serte Verfah-ren aus der Spielzeugher-stellung einzusetzen. Dabei stößt man bei Hanson Robotics an die Grenzen des Möglichen, was Materialien, Hard- sowie Software betrifft. Auch wenn das wie ein sich noch nicht lohnender Kraftakt klingt – ein paar Dutzend Sophias sollen, nach vagen Angaben, im ersten Quartal 2017 ausgeliefert werden. „Wir haben sehr viele Anfragen aus der Wirtschaft. Sehr viele Unternehmen möchten Roboter etwa am Empfang ihres Büros einsetzen.“ Das Roboter-Fieber hat die Wirtschaft also längst erreicht.
Goertzel sieht das wirtschaftliche Potenzial für humanoide Roboter deutlich: „Es gibt viele Marktbereiche mit hohem Automatisierungspotenzial und wo Menschen lieber mit einem -Jemand als einem Etwas interagieren – wie etwa Bildung, Altenpflege oder der Einzelhandel. Die Technik ist schon so weit, dass man eine Filiale einer Fast-Food-Kette vollständig automatisieren könnte. Es wird einen First-Mover geben, der die wirtschaftlichen Vorteile schnell klar machen wird. Eine automatisierte Filiale ist viel effizienter. Alle anderen werden dann in Kürze nachziehen. Momentan ist die Technologie dafür noch zu teuer, ich denke aber, dass das schon in fünf bis zehn Jahren Realität sein wird“, zeigt sich Goertzel überzeugt. Für ihn ist klar, dass Roboter den Menschen ersetzen und von den automatisierten, produzierenden Tätigkeiten befreien werden. „Die Gesellschaft wird sich dann neu strukturieren müs-sen. Es wird das bedingungslose Grundeinkommen geben – ich sehe keine andere Möglichkeit. Das wird aber noch einige Dekaden dauern“, so der Forscher gänzlich unaufgeregt.
Mit Goertzel hat Hanson den perfekten Mitstreiter gefunden. Goertzel sieht Sophia als Beginn einer neuen Generation künstlicher Intelligenz – die das größte derzeitige Problem hinter sich lassen soll: das fehlende umfassende Grundverständnis der Welt, neben der Fähigkeit, isolierte Fra-gestellungen zu bearbeiten. „Damit beschäftigen sich zurzeit die meisten Entwickler – eine KI für ein abgegrenz-tes Problem zu programmieren, anstatt eine Intelligenz mit Geist und Verstand.“ Der Wissenschaftler bearbeitet dieses seiner Meinung nach größte Manko im Feld der -künstlichen Intelligenz mit einem eigenen Projekt. „Das ist wahrlich schwierig. KIs fehlt momentan das kontextuelle Verstehen von Situationen und Problemen, mit denen sie konfrontiert sind. Tätigkeiten, die kontextuelles Verstehen benötigen, werden übrigens auch -weiterhin von Menschen ausgeführt werden“, so Goertzel. Mit David Hanson arbeitet er deshalb zusammen, weil er dabei am Grundverständnis arbeiten kann, wie er erzählt. „Die größte Herausforderung ist, dass Grundverständnis nirgendwo aufgeschrieben, geschweige denn in einem Format vorhanden ist, das eine Software erfassen kann. Es gab Unternehmen wie Cyc, die 20 Jahre lang eine KI mit Millionen an Fakten gefüttert haben, wie etwa ‚Wasser ist nass‘. Nur haben sie, obwohl es Millionen an Fakten waren, nicht einmal an der Oberfläche gekratzt.“ Das möchte Goertzel ändern und gestaltet das Projekt als Open-Source-Plattform – im Idealfall soll ein Schwarm an Entwicklern gemeinsam an der Entwicklung arbeiten.
Es ist eine große Aufgabe, die vieles von Goertzel fordert und mit großer Sicherheit – wenn überhaupt – erst langfristig Früchte tragen wird. „Es fließen momentan unheimlich viele Ressourcen in KI“, stellt Goertzel fest, „ Allerdings eher in kurzfristige und geldorientierte Projekte wie etwa Applikationen. Das dient dem wissenschaftlichen Fortschritt aber nur wenig. Wenn man wirklich etwas verändern will, muss man sich langfristig orientieren. Da gibt es einige, wie etwa Ray Kurzweil bei Google und Deep Mind sowie die Teams bei Facebook und Baidu. Letztere arbeiten daran, KIs beizubringen, erfahrungsbasiert Sprachen in Videospielen zu lernen.“
Goertzel ist Vollblutforscher. Wie kam es aber dazu, dass er in einer privaten Firma Grundlagenforschung macht – noch dazu als alteingesessener und hoch vernetzter Akademiker? Neben einem vermutlich nicht schlechten Verdienst treibt ihn der Erkenntnisgewinn. „Ich könnte den ganzen Tag in einer Universität in einem Raum sitzen und fürs Denken bezahlt werden. Doch dieses Grundverständnis zu bilden ist ein unheimlich großes und komplexes Vorhaben – dafür sind Universitäten nicht geeignet. Unternehmen sind andererseits meistens nicht dazu geeignet, Grundlagenforschung zu machen. Man braucht beides“, so Goertzel. Seine Geschichte beginnt mit der Faszination für Wissenschaft. „Ich habe mich schon mit drei Jahren für KI interessiert. Meine erste Erinnerung war die Landung auf dem Mond und wie alle ‚Großen‘ das damals im TV gesehen haben. Auch meine Eltern, die den Fernseher nie eingeschaltet haben – außer, wenn mein Vater ‚Star Trek‘ sehen wollte, wo die Besatzung andere Planeten bereist und all diese Roboter und KIs auf anderen Planeten besucht. Damals habe ich auch begonnen, richtig viel Science-Fiction zu lesen“, plaudert Goertzel aus dem Nähkästchen. „Ich habe dann realisiert, dass man KI einfach programmieren kann. Man braucht keine großen, teuren Maschinen, man kann sich einfach hinsetzen und einen Code schreiben. Da habe ich mich dann für KI entschieden.“ Auch Menschliches an Maschinen hat ihn früh interessiert, wie er sich erinnert. „Mein Vater hat mir anhand von Weizenbaums Eliza (Anm.: die erste Maschine, mit der Menschen sprechen konnten) gezeigt, wie man hackt. Sie war die erste Software, die ich gehackt habe“, erinnert er sich zurück.
Hansons Entwicklungen sind spannend. Doch das Geschäft hängt irgendwo zwischen blutigem Anfang und Massenmarktreife. Das liegt nicht nur an den schwierigen Produktionsbedingungen. Die Funktionen der Maschinen sind noch nicht ausgereift. Demo-videos zeigen, dass es – neben allem, was sie schon können – doch noch holpert. Nicht nur bei der Mimik, auch die von Hanson angepriesene Fähigkeit, Augenkontakt herzustellen, funktioniert nur stellenweise. Amy Harmon, Korrespondentin der „New York Times“, hatte etwa Bina48, eine von Sophias „Schwestern“, interviewt. Das Interview mutete äußerst anstrengend an. Viele Fragen beantwortete Bina48 unsinnig, die Maschine wirkte verwirrt. Interessanterweise beschreibt Harmon aber auch den Wunsch, der Maschine helfen zu wollen, -weniger verwirrt zu sein. Sie fühlte also mit ihr – die Maschine wurde als „jemand“ und nicht als „etwas“ erlebt. Damit erfüllt sie den angestrebten Zweck. Dennoch: Die Auftritte der Roboter sind wohl eher noch als Marketinggag einzustufen. Für ein Unternehmen, das hinsichtlich Geschäftsmodell und Kostenintensität sicher darum bemüht ist, Gelder zu mobilisieren, ist der langfristige Erfolg jedenfalls alles andere als ausgeschlossen.
Das Prototypenstadium zeigt auch der Blick in die Wirtschaft. Es gibt Bereiche, in denen Roboter tatsächlich schon Bestandteil des Alltags sind, wie auch Gudrun Litzenberger, General Secretary der International Federation of Robotics, bestätigt. „Das Interesse an menschenähnlichen Robotern ist natürlich groß, auch wegen entsprechender Science-Fiction-Filme. Dabei gibt es inzwischen viele beachtenswerte Entwicklungen in der Service-Robotik, die tatsächlich auch kommerzialisiert sind – wie zum Beispiel im Medizinsegment. Hier steigt der Umsatz zwischen 2016 bis 2018 voraussichtlich auf 7,2 Milliarden US-Dollar. In der Landwirtschaft, allen voran bei Melkrobotern, ist in diesem Zeitraum mit einem Volumen von 5,7 Milliarden US-Dollar zu rechnen; industrielle Fertigung ist ohne Industrieroboter undenkbar.“
Den Schritt auf den Konsumentenmarkt wagte Hanson Robotics Anfang Jänner mit einer Kickstarter-Kampagne für einen Lern-Roboter – Professor Einstein. Von den nötigen rund 93.000 Euro hat man momentan rund 68.000 beisammen. Der Preis eines „Einstein“ wird sich auf rund 230 Euro belaufen. Im April 2017 soll ausgeliefert werden. Ob man sich aber wirklich jemals für ein paar Tausend Euro seine eigene Sophia kaufen wird können, die dann so ist wie du und ich, nur besser, bleibt aber abzuwarten.
Ben Goertzel wurde 1966 in Rio de Janeiro, Brasilien geboren und wuchs in den USA auf. An der Temple University machte er seinen PhD in Mathematik, forscht aber seit 1989 an künstlicher Intelligenz – womit er auch schon US-amerikanische Regierungsbehörden unterstützt hat, wie er sagt. Momentan lebt er in Hongkong, da dort Hanson Robotics’ Hauptsitz ist. Er arbeitet auch als Leiter für Finanzprognosen bei Aidyia Holdings, ist Vorsitzender der Softwarefirma Novamente LLC sowie der Artificial General Intelligence Society. Er ist außerdem wissenschaftlicher Berater der Singularity University und der Xiamen-Universität. Unterrichtet hat er schon auf der ganzen Welt: an der University of Nevada, der City University of New York, der University of Waikato und der University of Western Australia. Auch als Autor ist Goertzel sehr aktiv: Sein jüngstes Buch trägt den Titel „AGI Revolution“; er schrieb auch über die Gesellschaft und wie sie sich an der Schwelle zur Singularität verändern wird, oder ein Manifest zur praktischen Philosophie für die posthumane Ära. Momentan unterstützt er das von ihm mitgegründete OpenCog Project – eine Open-Source-Initiative zur Erschaffung einer „Artificial General Intelligence“.
Im Moment arbeitet er mit dem amerikanischen Roboterdesigner und Forscher David Franklin Hanson an der künstlichen Intelligenz. Hanson ist maßgebend für die Entwicklung und Produktion menschenähnlicher, also humanoider Roboter, wie etwa Sophia. Bereits 2002 stellte er die ersten Roboter vor. 2003 gründete er die Firma Hanson Robotics in den USA – 2014 siedelte er mit dem Hauptquartier nach Hongkong. Einer der bekanntesten Hanson-Roboter ist die Nachbildung des Physikers Albert Einstein. Regelmäßig werden Hanson Robots wie Sophia auf Branchenveranstaltungen wie etwa der South-by-Southwest-Konferenz in Austin, Texas, demonstriert. Seine Entwicklungen sind neben denen des japanischen Unternehmens Hiroshi Ishiguro Laboratories sicher die bahnbrechendsten – dennoch ist man noch weit entfernt von einer Massenmarkt-Tauglichkeit. Das betrifft sowohl die teils noch etwas mangelhafte Funktionsweise, als auch die Produktionsbedingungen – und den Preis von rund 200.000 US-$.
Im April 2015 hat David Hanson Sophia das erste Mal aktiviert. Sie kann 62 Gesichtsausdrücke, Geräusche und Sprache wahrnehmen, und woher aus dem Raum auditive Signale kommen. Optisch ist sie Audrey Hepburn und Hansons Frau nachempfunden. Sie soll die gleichen Fähigkeiten wie ein Mensch haben, wie etwa empathisch zu sein. Daran arbeitet Ben Goertzel gerade. Er forscht an einer Open-Source-Plattform zur „Artificial General Intelligence“, also daran, das notwendige Grundwissen und Verständnis zu geben, denn momentan sei ein dreijähriges Kleinkind intelligenter als Sophia, so der Forscher. Anfragen aus der Industrie hat man bei Hanson Robotics nach eigenen Angaben viele – ein paar Dutzend Sophias will man im Jahr 2017 ausliefern. Über den Preis sprechen die Forscher allerdings nicht. Für sie ist klar: Sophia wird eine wesentliche Rolle in der Gesellschaft einnehmen und den Menschen von repetitiven, wenig anspruchsvollen Tätigkeiten befreien. Roboter wie Sophia werden auch Einsatz in der Unterstützung der Menschen finden, wie in der Umsorgung Älterer, Kinder oder bei Tätigkeiten im Haushalt.
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