Robinhoods riskantes Spiel mit Kryptos: Spekulation, Memecoins und Hedgefonds-Deals

Robinhood setzt voll auf Kryptowährungen.
Nachdem die Zeiten der SEC-Strafzahlungen und Kongressanhörungen wegen Meme-Aktien und spielerischem Trading vorbei sind, ist Robinhood nun die führende traditionelle Broker-Plattform für Kryptowährungen – vor allem für Memecoins.

Das ist besonders gute Nachrichten für das Unternehmen, denn Dogecoin, die achtwertvollste Kryptowährung der Welt mit einer Marktkapitalisierung von 39 Mrd. US-$, ist im letzten Jahr um 220 % gestiegen. Robinhood-Kunden besitzen etwa 35 Mrd. Dogecoins – das entspricht 24 % der gesamten Umlaufmenge. Ihr Wert betrug im Dezember 2024 bis zu 16,4 Mrd. US-$, aktuell sind es 8,8 Mrd. US-$.

Aber nicht nur Dogecoin ist beliebt. Robinhood ist mittlerweile der größte traditionelle Broker für digitale Vermögenswerte und beginnt sogar, die Dominanz von Krypto-Börsen wie Coinbase herauszufordern. Laut den gestern veröffentlichten Quartalszahlen war Krypto-Trading mit 358 Mio. US-$ Umsatz der größte Einnahmeposten der Plattform – das entspricht 35 % der Gesamtumsätze von 1,01 Mrd. US-$ im vierten Quartal. Im gesamten Jahr 2024 stieg der Umsatz um 58 % auf 2,95 Mrd. US-$, der Nettogewinn verzehnfachte sich auf 916 Mio. US-$.

Robinhood erlaubt den Handel mit rund 20 verschiedenen Kryptowährungen, darunter fünf weitere Memecoins: BONK, Shiba Inu, Dogwifhat, Trump Coin und Pepecoin. Neben den Platzhirschen Bitcoin und Ethereum sind auch sieben sogenannte „Zombie-Blockchains“ handelbar, darunter Bitcoin Cash, Stellar und Tezos. Diese werden zwar aktiv gehandelt, haben aber kaum praktische Anwendungen – sie sind vor allem Spekulationsobjekte.

Robinhood-CEO Vlad Tenev erklärte dazu in der aktuellen Earnings-Call: „Wir werden in der Haupt-App weiter neue Krypto-Assets hinzufügen und das Tempo sogar noch steigern. Seit der Wahl haben wir sieben neue Token aufgenommen.“

Das Unternehmen hat eine lange Geschichte darin, junge Investoren mit einfach zugänglichen Finanzprodukten anzulocken. Rund 75 % der 25 Millionen aktiven Robinhood-Konten gehören Millennials und der Gen Z. Das Problem: Meme-Aktien und Memecoins haben oft keinerlei fundamentalen Wert. Was macht eine Kryptowährung wie Dogwifhat aus, die nur auf einem Bild eines Hundes mit einer Strickmütze basiert, aber eine Marktkapitalisierung von 595 Mio. US-$ erreicht?

Doch das Geschäftsmodell ist nicht unumstritten. Robinhood finanziert sich hauptsächlich durch das sogenannte Payment-for-Order-Flow (PFOF). Dabei verkauft das Unternehmen die Trades seiner Kunden an große Hedgefonds wie Citadel Securities und Susquehanna. Diese verdienen an den Preisaufschlägen der Transaktionen und nutzen die riesigen Datenmengen, um Marktbewegungen vorauszusehen und davon zu profitieren. 2024 stammten 66 % von Robinhoods 2,95 Mrd. US-$ Umsatz aus diesem System.

Auch beim Krypto-Handel werden Transaktionen an Hedgefonds weitergereicht, darunter Tai Mo Shan (eine Tochter von Jump Trading), Wolverine Trading und Wintermute. Tai Mo Shan musste im Dezember 2024 eine Strafe von 123 Mio. US-$ an die SEC zahlen, weil es Investoren beim Stablecoin Terra USD in die Irre geführt hatte. Wintermute ist ein britisches Krypto-Trading-Unternehmen, Wolverine eine Chicagoer Hedgefonds-Firma.

Ob Robinhoods Kunden wirklich die besten Preise für ihre Memecoins wie Trump Coin oder Shiba Inu erhalten, bleibt unklar. Das Unternehmen betont zwar, dass es günstiger sei als Coinbase, Crypto.com oder Kraken, doch Transparenz bei der Preisgestaltung gibt es kaum. Während der traditionelle Aktienhandel von der SEC reguliert wird, gilt das für die Krypto-Sparte von Robinhood nicht – sie ist nicht verpflichtet, ihren Kunden die bestmöglichen Preise oder eine Verbesserung der Ausführungen zu garantieren.

Für Robinhoods Aktionäre zählt am Ende nur das Ergebnis: Egal ob mit Blue-Chip-Aktien oder mit fragwürdigen Meme-Token, das Unternehmen verdient kräftig mit. Analyst Dan Dolev von Mizuho schwärmt: „Robinhood lässt euch Aktien, Optionen und Kryptos handeln – und jetzt steigen sie möglicherweise sogar ins Sportwetten-Geschäft ein.“

Die Aktie von Robinhood stieg nachbörslich um 15 % und liegt auf Jahressicht bereits 384 % im Plus.

Text: Javier Paz
Fotos: Crystal Mapes und Jack B

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