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Gleichstrom statt Wechselstrom, Strom statt Benzin, regional statt zentral: Laut Frank Steinbacher steht dem Energiesystem ein massiver Umbruch bevor. Mit eLoaded begleitet er Energieprojekte in Europa.
Dass sich die Mobilitätsbranche in einem nachhaltigen Umbruch befindet, ist keine gewagte These. Wie die Fortbewegung morgen und übermorgen aber genau aussehen kann, da scheiden sich die Geister. Ein paar Dinge scheinen aber zumindest wahrscheinlich zu sein: Nutzerdaten werden eine entscheidende Rolle spielen, die Mobilität der Zukunft funktioniert deutlich modularer und dezentraler – und Elektrifizierung ist eine Notwendigkeit.
Gerade der ländliche Raum erhält einen neuen Schwerpunkt. So könnte der bisherige Weg eines Pendlers statt mit dem (benzinbetriebenen) Auto von Haus- zu Bürotür etwa so aussehen: Fahrt mit dem E-Auto zu einem nahe gelegenen Energy- oder Mobilitäts-Hub, Abstellen des Autos an einem automatisierten Parkplatz; Umstieg in einen elektrifizierten Shuttlezug oder -bus ins Stadtzentrum. Vorteile: Komfort, Umweltschonung, Effizienz und Kosten. So – oder so ähnlich – stellt sich auch Frank Steinbacher den Transport der Zukunft vor. Als Gründer des in Innsbruck ansässigen Unternehmens eLoaded ist diese Vision für ihn aber nicht nur Träumerei, sondern Grundbedingung für den Erfolg seines Unternehmens. eLoaded begleitet und implementiert in ganz Europa Projekte, die sich allesamt mit der Frage von Energie, Energiespeicherung, Energienutzung und Mobilität in sogenannten „Energiequartieren“ beschäftigen – von kleinen Firmen bis hin zu ganzen Stadtteilen. Das prominenteste Beispiel befindet sich im bayerischen Zusmarshausen: Dort entsteht im Innovationspark Sortimo die größte Schnellladestation für E-Autos und ein neues, sich selbst verwaltendes Energiequartier auf circa 160.000 Quadratmetern. Für die Öffentlichkeit stehen im Vollausbau 144 Ladesäulen zur Verfügung, die rechtlich bis zu 4.000 Elektroautos versorgen dürfen.
Frank Steinbacher
... studierte Bauingenieurswesen an der TU München und ging zur Promotion an die Universität Innsbruck. Der gebürtige Augsburger ist Geschäftsführer und Mitgesellschafter von drei Unternehmen: Dem Wasservermessungsdienstleister AirborneHydroMapping, dem elterlichen Ingenieurbüro Steinbacher-Consult sowie dem Energiespezialisten eLoaded.
Das Problem: In ganz Deutschland sind nur rund 83.000 Elektroautos zugelassen. Das Angebot übersteigt also die Nachfrage bei Weitem. Zum Vergleich: 2019 gab es in ganz Deutschland 47 Millionen Pkw allgemein und rund 14.400 Tankstellen. Steinbacher sieht das nicht als Problem; vielmehr ist er überzeugt, dass die Technologie aufholen wird. Doch die Herausforderung ist überhaupt eine größere, denn eLoaded setzt nicht nur auf die Elektrifizierung der Mobilitätsbranche, sondern auf eine Revolution der gesamten klassischen Energieversorgung. Denn während die europäische Energieversorgung zu großen Teilen auf dem Konzept des Wechselstroms (AC) basiert, sei dieser für die digitale Zukunft nicht brauchbar: „Die klassische Welt des Wechselstroms funktioniert für unsere zukünftigen Bedingungen nicht mehr.“ Denn alle Verbrauchsgeräte, die digital angesteuert werden – etwa das Smartphone oder die Produktionsmaschine in einer Werkhalle –, nutzen Gleichstrom (DC). Hinzu kommen die Elektrifizierung der Mobilitätsbranche sowie der Wandel von fossilen zu erneuerbaren Energiequellen.
Das alles mit einem zwölfköpfigen Team aus Innsbruck zu stemmen ist nicht nur auf dem Papier unmöglich. Doch Steinbacher hat einen Vorteil: den elterlichen Betrieb Steinbacher-Consult, wo er neben seiner Rolle bei eLoaded ebenfalls Geschäftsführer und Gesellschafter ist. In Augsburg zu Hause, beschäftigt Steinbacher-Consult als Ingenieurbüro mehr als 300 Mitarbeiter. Alles, was eLoaded an Services oder Projektvolumen zu groß wird und in die Objektplanung und bauliche Umsetzung geht, wird mit Steinbacher-Consult weitergeführt. „Mit Steinbacher-Consult planen und bauen wir Energie-, Mobilitäts-, Verkehrs- und Raumkonzepte.“ Zu den Kunden gehören etwa die Deutsche Bahn oder Autobahnverwaltungen; vor allem neuerdings gewerbliche Unternehmen, die neben der Produktion nun im Zuge des Energie- und Mobilitätswandels ihr „Quartier“ neu entwickeln müssen – neben dem Energiebezug auch die Auswirkungen einer kommenden CO2-Bepreisung. „Wir können eine ganze Dienstleistungskette anbieten: von der Ideenerstellung bis zur Planung, von der Verkehrsinfrastruktur bis zur Elektronik, von der Bereitstellung der Energie hin zur Software, um den Nutzer zu steuern und abzuholen.“
Eigentlich hätte Frank Steinbacher „nur“ den elterlichen Betrieb übernehmen sollen. „Das ist ein mittelständisches Ingenieurbüro mit mehr als 300 Leuten.“ Ursprünglich war Steinbacher auch auf dem richtigen Weg: Aufgewachsen bei Augsburg, ging er nach der Schule nach München, um Bauingenieurwesen an der TU München zu studieren. Er vertiefte sich auf Wasserbau und insbesondere auf das Thema Energie aus Wasserkraft. Sein Professor insistierte jedoch, dass Steinbacher, statt gleich nach Studienabschluss bei Steinbacher-Consult tätig zu werden, noch promoviert. Mit seinem Doktorvater wanderte er für die Promotion dann nach Innsbruck, wo er sich aber zunehmend mit dem Thema Messoptik befasste. „Damals, vor rund 15 Jahren, haben wir ein optisches Messgerät mit einem Industriepartner entwickelt, das in der Lage ist, Gewässer aus der Luft zu vermessen.“ Das Projekt lief gut, nach Abschluss der Forschungsarbeit sollte es weitergeführt werden. „Es gab jedoch keinen Wirtschaftspartner. Also gründeten wir selbst ein Unternehmen.“ 2010 entstand daraus in Innsbruck das Unternehmen AirborneHydroMapping (AHM). „Mit unserem Flugzeug und der zugehörigen Messtechnik können wir aus der Luft nicht nur Oberflächen vermessen, sondern auch Wassertiefen.“ Der Bedarf war groß – heute vermisst der europäische Marktführer Seen und Küsten von Skandinavien bis Nordafrika und von Frankreich bis Polen.
Wer in Regionen mit einer schlechten Energieversorgung lebt, hat in Zukunft einen Nachteil.
Das Skalierbare an der Tätigkeit war jedoch nicht die Vermessungsarbeit, sondern die Software im Hintergrund. Denn Geodaten verursachen enorme Datenmengen, die mit herkömmlichen Systemen nicht zu verarbeiten sind. „Wir sind mittlerweile eigentlich der Standalone-Player im Bereich der datentyp- und datengrößenunabhängigen Geomassendatenverarbeitung. Das ist zu einem wichtigen Geschäftsfeld geworden, wir sind von Japan bis in die USA gefragt, wo der Umgang mit Daten schon einen wesentlich größeren Fokus hat.“
Früher oder später fanden dann die drei Stränge – Energielösungen, Datenverarbeitung und Ingenieurbüro – zusammen. Steinbacher war im Bereich der Leistungselektronik angekommen. „Die Frage, die wir uns stellten, war, wie Energie möglichst effizient gesteuert, verwaltet und für möglichst viele unabhängige Abnehmer nutzbar gemacht werden kann. Dabei ist das Thema Elektromobilität nur ein Aspekt.“ eLoaded analysiert als Unternehmen und Technologieexperte vor allem im Bereich der DC-Versorgung Projekte im weitesten Sinne zu Energieproduktion, -speicherung oder -bereitstellung im Bereich Produktion, Wärme und Mobilität. Da Energie immer mit Infrastrukturplanungen verbunden ist, werden die Ingenieurleistungen gemeinsam mit Steinbacher-Consult an Bord weitergeführt. Falls Datenmengen verarbeitet und Softwareleistungen benötigt werden, hilft das Entwicklerteam von AirborneHydroMapping im Rahmen der Infrastrukturprojekte weiter. Aktuell generiert das 2018 gegründete Innsbrucker Planungsbüro so rund eine Million € Umsatz. „In den nächsten Jahren streben wir das Zehnfache an.“ Und Steinbacher sagt auch: „Wir wollen nicht mehr in der AC-Welt, sondern in der DC-Welt denken.“ Durch diese Umstellung seien alleine 20 bis 25 % Einsparung bei der Energieeffizienz möglich. Durch die E-Mobilität sieht Steinbacher eine „gigantische Welle“ auf uns zukommen. „Dadurch steigt der Stellenwert der Energie, da wir eher bereit sind, für Mobilität Geld auszugeben als für andere Prozesse.“
Für Steinbacher ist der Umbruch jedoch größer. Während das klassische Energieversorgungssystem zentralisiert aufgebaut ist, wird die Zukunft auch durch die wichtigere Rolle von erneuerbarer Energie dezentraler und regionaler funktionieren. Auch deshalb spricht Steinbacher ungern von singulären Projekten, sondern stets von Energiequartieren, neudeutsch Energy-Hubs. Auch die Schnellladestelle ist für Steinbacher nur ein Baustein eines gesamten Innovationsparks, der die Region aufwerten soll. Laut dem eLoaded-Gründer wird eine zuverlässige und sichere Energieversorgung in Zukunft über die Attraktivität eines Standorts mitentscheiden und ermöglicht so die Revitalisierung ländlicher Regionen. „Die Elektrifizierung ist in Zukunft wie ein Internetanschluss. Jeder, der in einer Region lebt, wo der Zugang zu Energiequellen nicht gut ausgebaut ist, hat einen Nachteil.“
Dass er mit eLoaded eine große Wette eingeht, sieht Steinbacher nur teilweise so. „In dieser Hinsicht sprechen alle immer nur vom privaten Verkehr. Den öffentlichen Personenverkehr, also Busse, Züge, Straßenbahnen, bedenken aber die wenigsten.“ Um Worten Taten folgen zu lassen, besitzt Steinbacher selbst seit sechs Jahren ein Elektroauto und alle Firmenflotten und -standorte sind vollständig elektrifiziert. Doch Steinbacher, der auch im Besitz einer Verkehrspilotenlizenz ist, denkt weiter: Der Entwurf der Quartiersstromtankstelle hat beispielsweise einen Landeplatz für kleine Flugobjekte, etwa Drohnen oder Tragschrauber. „So könnte man in Zukunft etwa mit der Drohne zur Energietankstelle fliegen – und von dort mit einem gemieteten E-Auto weiterfahren. Das ist technisch längst möglich.“ Vielleicht ist die Wette ja doch nicht ganz so groß?
Text: Klaus Fiala
Fotos: Sophie Spiegelberger
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