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Yvonne Meindl-Cavar hat sich mit ihrem Interior-Design-Studio Schönstil einen Jugendtraum erfüllt. Das selbstständige Tun sei ihr in die Wiege gelegt worden, sagt die 34-Jährige. Das Porträt einer begabten Jungunternehmerin mit Visionen für sich und ihre Kunden.
Mit dem Interior Design für die IT-Abteilung der Zurich Versicherung in Wien hat die junge Innenarchitektin Yvonne Meindl-Cavar ihren ersten großen Auftrag an Land gezogen. „Ich kann mich daran erinnern“, lächelt sie, „dass die Auftraggeber damals sagten, dass ich zwar als Einzelunternehmerin ein Risiko darstelle, sie mir aber trotzdem diese Chance geben wollen.“ Ein Jahr später begleitete die junge Innenarchitektin auch den Standortwechsel des Versicherers und gestaltete zusätzliche 6.000 m2 Bürofläche. Nach Beendigung dieses Auftrags, erinnert sich die heute 34-Jährige zurück, konnte sie ein eigenes Büro eröffnen und Mitarbeiter einstellen. Diese waren dringend notwendig: Das Zurich-Projekt hatte sich herumgesprochen, das Siemens-Headquarter klopfte als zweiter großer Kunde schon an die Tür ihres Interior-Design-Studios Schönstil. Das Unternehmen, das 2009 gegründet wurde, wickelt heute im Schnitt 15 Projekte jährlich ab und zählt im Moment fünf Mitarbeiter.
Noch bevor Meindl-Cavar überhaupt von der Profession der Innenarchitektur wusste, träumte sie vom Einrichten von Räumen. „Architektur, Hochbau oder die Kubatur eines Hauses an sich waren für mich uninteressant; Räumlichkeiten aber, die haben mich immer schon fasziniert“, so die Schönstil-Geschäftsführerin. Mit 14 Jahren habe sie bereits gewusst, was sie später beruflich machen wolle, sagt die 34-Jährige. Dass sie nach ihrer HAK-Matura vier Jahre lang als Bankkauffrau im Feld der Immobilienfinanzierung gearbeitet hat, war ein Zugeständnis an ihre Familie, die sich einen sicheren Job für die junge Frau wünschte.
Möglicherweise, sagt sie heute, lag das auch daran, dass ihr Vater und ihr Großvater Unternehmer waren – zuletzt leider nicht mehr erfolgreich. Die Erinnerungen daran, wie das Geschäft insolvent wurde, prägten Meindl-Cavar nachhaltig, so die Unternehmerin. Sie sei wohlbehütet aufgewachsen und es habe ihr an nichts gefehlt; dann habe sie aber den unternehmerischen Abstieg miterlebt: „Ich weiß, wie sich das anfühlt, und auch, was das mit der Familie gemacht hat. Damals habe ich mir geschworen, dass ich das nie mehr in meinem Leben haben will.“
Bis heute, sagt sie, sei sie in ihrem unternehmerischen Tun immer Schritt für Schritt gegangen. Meindl-Cavar hat sich dafür gut vorbereitet: Sie studierte – neben dem Bankenjob – berufsbegleitend Unternehmensführung an der FH Wien, verlor aber die ganze Zeit über nie den Blick auf ihren Traumjob.
Zur Abschlussfeier verkündete die junge Frau ihrer Familie dann, ihren Bankenjob aufzugeben und sich der Innenarchitektur zuzuwenden – und zwar als Unternehmerin. Zunächst aber besuchte sie das Kolleg für Innenarchitektur in Mödling und heuerte in unterschiedlichen Innenarchitekturbüros an, um Einblick in die Rahmenbedingungen des Jobs zu bekommen. „Ich musste mir erst ein eigenes Netzwerk aufbauen und auch schauen, wie der Job überhaupt funktioniert“, holt Meindl-Cavar aus. „Ich hatte diese Idealvorstellung, aber keine Ahnung, was es bedeutet, diesen Job tatsächlich auszuüben.“ Es war, erinnert sich die junge Unternehmerin zurück, der Sprung ins kalte Wasser: Vom kaufmännischen Part über das Projektmanagement und die technische Umsetzung der Designs bis hin zur Arbeit auf der Baustelle; das Erfahrungsspektrum erweiterte sie sukzessive. Später sammelte Meindl-Cavar dann auch praktische Erfahrung im Kreativen, im Feld des Designs; in Hotellerie und Gastronomie ebenso wie im High-End-Privatbereich.
In ihrem Studio Schönstil in der Wiener Lindengasse fügen sich alte Kostbarkeiten (wie eine Handkassa aus dem väterlichen Unternehmen) harmonisch an vom Tischler gefertigte Ablagesysteme, moderne Lampen und exotische Tapeten in warmen Farben schaffen ein Ambiente, das zum Verweilen und Arbeiten einlädt. Einen Teil der Fläche bespielt Meindl-Cavars Mann Klaus Cavar mit seinem Anwaltsbüro. Die Betreuung von Sohn Paul, er ist drei Monate alt, teilen sich die Eltern 50-50, also gerecht untereinander auf.
Yvonne Meindl-Cavar ist gerne vorbereitet, sagt sie – das gilt für sämtliche Lebensbereiche. Nicht im Sinne einer permanenten Kontrolle, die nicht möglich sei, grinst sie, aber im Sinne eines Zukunftsbildes, das sie für sich visualisiere und auf das sie hinarbeite. Und auf dem Weg dorthin habe sie sich immer schon Unterstützung gesucht und geholt – Business-Coaches und Sparringpartner seien wichtig, sagt sie. „Mein Vater ist leider verstorben – den kann ich nicht mehr fragen. Bei vielen Herausforderungen, die es als Unternehmer zu meistern gilt, braucht man aber die Erfahrungswerte und Unterstützung von Kollegen oder Experten.“
Meindl-Cavars Führungsstil ist dementsprechend von Kollegialität geprägt – sie sei schließlich zum ersten Mal Chefin, sagt sie. „Da bin ich auch meinen Mitarbeitern gegenüber offen. Wenn ich oder wir Fehler machen oder andere es besser machen, verändern wir unsere Prozesse. Nur so wird man besser und kann wachsen.“ Sie sei gerne Chefin, lacht sie. Diese auch eigenverantwortliche Haltung sei ihr enorm wichtig, sagt Meindl-Cavar; es werde nämlich keiner kommen, „der uns die ganze Zeit über bei der Hand nimmt“. Das gelte im Übrigen auch für die unternehmerische wie die private Finanz- und Vorsorgeplanung: Sie lege in Aktien an, manage über eine Vorsorgewohnung ein zusätzliches, passives Einkommen und lege sich über ETFs etwas „für später“ zur Seite, sagt sie. Leider sei die Altersvorsorge in ihrer Generation noch zu wenig Thema, so die Unternehmerin.
Nach einem ihrer liebsten Zukunftsbilder befragt antwortet die Schönstil-Chefin: „Ich träume davon, irgendwann einmal ins Ranking der 100 kreativsten Köpfe im AD Magazin aufgenommen zu werden. Genau da will ich nämlich hin.“
Yvonne Meindl-Cavar (34) studierte an der FH Wien und besuchte das Kolleg für Innenarchitektur in Mödling. Schönstil betreut private Kunden ebenso wie Unternehmen aus Hotellerie und Gastronomie, Büro und Gewerbe. www.schoenstil.at
Text: Heidi Aichinger
Fotos: Katharina Gossow