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Das US-Unternehmen Tomorrow.io hat ein Netzwerk aus Wettersatelliten aufgebaut, um mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) maßgeschneiderte Wetterprognosen für seine Geschäftskunden zu liefern. Doch nun könnte das Startup eine viel größere Rolle übernehmen – als Ersatz für den angeschlagenen National Weather Service (NWS).
Der Grund: Die Kürzungen der Behörde für Regierungseffizienz (DOGE) treffen den NWS hart. Bis zu 20 % der Mitarbeiter der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) wurden entlassen, wichtige Wetterzentren stehen vor der Schließung. Experten befürchten, dass dadurch die öffentliche Wettervorhersage massiv leidet – und private Unternehmen die Lücke füllen müssen.
Shimon Elkabetz, CEO von Tomorrow.io, sieht die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. "Ich will nicht, dass jemand denkt, wir wollen NOAA ersetzen", sagt er. Doch wenn die staatlichen Wetterdaten unzuverlässig werden, könnte es dazu keine Alternative geben.
Tomorrow.io wurde 2016 gegründet – damals noch unter dem Namen ClimaCell. Die Idee: Mit dem Klimawandel nehmen Extremwetterereignisse zu, Unternehmen brauchen zuverlässige Prognosen, um Risiken zu minimieren. Für Kunden wie United Airlines oder Pfizer liefert das Startup nicht nur Wetterdaten, sondern konkrete Handlungsempfehlungen. Fluggesellschaften erhalten Hinweise, wann sie Flüge umleiten sollten, Pharmaunternehmen werden gewarnt, wenn Wetterbedingungen die Lagerung empfindlicher Medikamente gefährden.

Anfangs nutzte Tomorrow.io ähnliche mathematische Modelle wie NOAA. Heute setzt das Unternehmen auf generative KI, die sowohl öffentliche Daten als auch eigene Satellitendaten auswertet. Um nicht nur auf staatliche Informationen angewiesen zu sein, startete Tomorrow.io 2023 seinen ersten kommerziellen Wetterradarsatelliten. Mittlerweile hat das Unternehmen sechs Satelliten im All – bis Ende 2025 sollen es 14 sein. Damit kann Tomorrow.io Wetterdaten aus aller Welt in Intervallen von 40 bis 60 Minuten sammeln und seine Prognosen laufend aktualisieren.
Die Finanzierung dafür ist gesichert: Insgesamt hat Tomorrow.io 269 Mio. US-$ an Risikokapital eingesammelt, zuletzt 2023 in einer Finanzierungsrunde über 109 Mio. US-$. Ein geplanter Börsengang 2022 scheiterte – laut Elkabetz, weil die Kapitalaufnahme am privaten Markt günstiger war. Zu den aktuellen Umsatzzahlen schweigt das Unternehmen, gibt aber an, seit 2021 stark gewachsen zu sein und innerhalb der nächsten 12 Monate profitabel zu werden.
Branchenkenner sehen Tomorrow.io als den führenden Akteur unter den privaten Wetterfirmen. "Von allen Unternehmen, die Wettersatelliten betreiben, sind sie die glaubwürdigsten", sagt Chris Quilty, Analyst der Satellitenindustrie.
Doch trotz aller Erfolge stellt Elkabetz klar: "Es ist nicht mein Job, den National Weather Service zu ersetzen – das ist die Aufgabe von NOAA."
Text: Alex Knapp
Fotos: Brian McGowan und Leuchtturm Entertainment