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Mit Reebuild will das Wiener Gründertrio Paul Lind, Alexander Kornell und Lucas Iser die Baubranche revolutionieren. Die von ihnen entwickelte Software macht sich die Vorzüge der künstlichen Intelligenz zunutze, um Bau- und Projektleitern stets einen aktuellen Überblick zu verschaffen und so auch Zeit für das wirklich Wichtige zu gewinnen: das Bauen.
Unordnung, Chaos und Berge von Lieferscheinen und Rechnungen sind auf Baustellen keine Seltenheit – wer bei einem Projekt mit dem Bauen beginnen möchte, muss sich vorerst einen Überblick über Kosten und Materialien verschaffen. Hier kommt das Wiener Start-up Reebuild ins Spiel.
Die drei Gründer Paul Lind, Alexander Kornell und Lucas Iser haben es sich mit der Gründung im Jahr 2022 zur Aufgabe gemacht, die Prozesse der Materialbeschaffung und Logistik mittels künstlicher Intelligenz zu automatisieren und zu vereinfachen. Dies soll mittels einer von ihnen entwickelten App erfolgen und den Kunden von Reebuild effizientes und erfolgreiches Arbeiten ermöglichen sowie ihnen einen Überblick über Ausgaben und Dokumente sichern.
„Wir wollen Zeit für das wirklich Wichtige schaffen: das Bauen“, erklärt dazu Paul Lind. Bis heute, sagt er, sei die Digitalisierung in der Baubranche noch ausbaufähig. Um rechtlichen und administrativen Anforderungen gerecht zu werden, verbringen Bauarbeiter in der Regel einen beträchtlichen Teil ihrer Arbeitszeit allein mit dem Organisieren der Rechnungen und der Dokumentenverarbeitung. Reebuild will dem entgegenwirken: Das System des Start-ups soll Fachkräften bis zu zehn Stunden pro Woche an Papierarbeit ersparen, heißt es auf der Webseite.
„Ich hatte vom Bauen damals eigentlich so gut wie keine Ahnung“, meint Lind auf die Frage, wie es zur Gründung von Reebuild kam. Lind war als Jurist in einer Kanzlei tätig und hatte keinerlei Berührungspunkte mit der Baubranche. Schon bald erkannte der Wiener jedoch, dass seine Interessen außerhalb von Recht und Wirtschaft und viel eher im Kostenmanagement lagen. Lind arbeitete daraufhin als Kostenmanager für einzelne Bauprojekte einer Baufirma und wurde schnell auf die Komplikationen in dieser Branche aufmerksam – denn viele Baustellen werden nach wie vor „nach dem Bauchgefühl der jeweiligen Bauleiter geführt“, sagt Lind.
Auf die Frage, wie zufrieden Bauleiter mit dem Ablauf des Bauprozesses und der ursprünglichen Software sind, bekamen die Gründer nur selten eine positive Antwort: „Das war eben schon immer so“, hieß es dann oft schulterzuckend.
Das wollen Lind und seine Mitgründer ändern. Gemeinsam wollen sie Projekt- und Bauleitern zeigen, dass das Bedienen einer Software auf Baustellen weder zeitintensiv noch ineffizient sein muss. Wie Lind meint, kommen zu Rechnungen und Lieferscheinen außerdem immer mehr einzuhaltende Regularien hinzu. „Diese Regularien schrauben die notwendigen Eingaben in die bisherigen Systeme so hoch, dass Bauleitern gar keine Zeit mehr für die Führung der Baustelle bleibt“, sagt Lind.
Wir wollen Zeit für das wirklich Wichtige schaffen: das Bauen.
Paul Lind
Doch nicht nur Reebuild verfolgt den Ansatz einer Erleichterung von Bauprojekten. Dem Gründer zufolge hat das Start-up zwar keine direkte Konkurrenz, es gebe jedoch Gegenspieler, auf die viele aus reiner Gewohnheit nicht verzichten wollen: Noch heute wird auf unzähligen Baustellen weiterhin mit Excel oder One-Stop-Shops gearbeitet. „Aus bisheriger Erfahrung besteht unsere Konkurrenz zu 80 % aus Excel-Tabellen, zu 19 % aus alter Legacy-Software und zu 1 % aus anderen Start-up-Tools“, erklärt Lind.
Seit der Gründung kann das Trio auf so manchen Meilenstein zurückblicken: Bereits Anfang des Jahres 2023 gab das Start-up den Abschluss einer Pre-Seed-Runde bekannt. Daraus folgten Beteiligungen wie die des Planradar-Gründers Domagoj Dolinsek, von Laura Raggl von ROI Ventures und von Ferdinand Dietrich von Storebox. Nur acht Monate später folgte dann die zweite Finanzierungsrunde, in der Reebuild den Business Angel Hansi Hansmann und Peter Steinberger, den Gründer von PSPDFkit, an Land ziehen konnte. Auch die Herzen von Real-Estate- und Start-up-Investor Niki Stadler sowie der Business Angels Gerhard Kornfeld und Reinhard Manzl konnten die drei Gründer für sich gewinnen.
Zahlen möchte Lind vorerst keine nennen, bereits jetzt steht jedoch schon fest, was mit dem Kapital passieren soll: Das Unternehmen mit Sitz in Wien möchte sein KI-Modell verbessern und weiterentwickeln. Reebuild wird zudem vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft, der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG, Microsoft for Startups und weiteren Akteuren unterstützt.
Die Ergebnisse der Pre-Seed-Runden sind für Reebuild zwar ein wichtiger Meilenstein, Gründer Lind sieht die Fortschritte aber bescheiden: „Auf unserer Reise als Start-up stehen wir noch ziemlich am Anfang. Wir wissen, dass unsere Idee funktioniert und gut ankommt, wir wollen diese jedoch bestmöglich an die Notwendigkeiten der Praxis anpassen. Dafür planen wir noch mindestens die nächsten acht bis zehn Jahre ein, um unser Produkt zu perfektionieren.“
Das Ziel von Reebuild ist es, für Bauleiter einen Unterschied zu machen und insgesamt deren Einstellung zur Digitalisierung in der Baubranche zu verändern. Außerdem möchte das Wiener Start-up seine Vertretung in Deutschland ausbauen und auch in das dritte Land des DACH-Raums, die Schweiz, expandieren. „Wir wollen so gut werden, dass Reebuild aus der Baubranche nicht mehr wegzudenken ist“, so Lind.
Seine goldene Regel auf dem Weg zur Selbstständigkeit: „Einfach machen. Wir haben damals gemerkt, dass wir eine Lücke entdeckt haben, der wir uns widmen wollen. Könnte ich den Menschen einen Tipp mitgeben, wäre es, Ideen einfach mal in die Praxis umzusetzen und zu sehen, was passiert.“ Obwohl sich das Leben des Unternehmers seit der Gründung fast ausschließlich um Reebuild dreht, sieht Lind seine Position als großes Privileg und Chance auf Veränderung.
Gemeinsam mit seinen Mitgründern Alexander Kornell und Lucas Iser hat der Wiener Paul Lind das Start-up Reebuild gegründet. Dieses soll die Baubranche mittels künstlicher Intelligenz revolutionieren. Er und seine Kollegen wollen Bauleitern die Arbeit vereinfachen, um sie für Wesentliches freizuspielen.
Fotos: Reebuild, Scott Blake, Unsplash