Nicht jede Innovation braucht eine Pandemie

Ein Gastkommentar von Christina Frohn, Project Manager at undconsorten.

Man hört es überall: Wir müssen „aus der Krise lernen“. Aber wie bereit sind Unternehmen wirklich, Covid-19 als Chance zu begreifen und die Entwicklungen hin zu einer Future of Work zu realisieren? Erstes Zwischenfazit: eine Vielzahl von Unternehmen hat es in kürzester Zeit geschafft, den Arbeitsmodus für Teile ihrer Belegschaft komplett umzustellen. Wo eine Virtualisierung der Zusammenarbeit im Februar 2020 noch undenkbar war, wurden analoge Mauern in den Köpfen von Vorständen, Führungskräften und Mitarbeitenden zum Einsturz gebracht. Gefürchtete langwierige IT-Implementierungen fanden innerhalb von Tagen statt. Empowerment kein Prozess, sondern eine schnell gelebte Realität. Virtuelle Treffen aus dem Home-Office? Kein Problem, denn virtuelle Kollaborationsplattformen gehören ab Mitte 2020 zu modernem Zusammenarbeiten dazu.

Diese Veränderungen und deren Vorteile waren sofort für alle erlebbar. Größter Hebel blieb dabei gute Führung, denn Manager, die Mitarbeitenden hin zu einem neuen Arbeitsmodus begleitet haben, konnten diese Veränderung zu einer positiven Lernerfahrung machen. Mittelfristig werden sich auch die Erwartungen an Arbeitgeber verändern - Arbeitsplatz- sowie Arbeitszeitflexibilisierung und die damit verbundene IT-Infrastruktur werden zum neuen Standard, dauerhaftes Remote Work die Regel, nicht die Ausnahme. Das ist auch finanziell attraktiv: Unternehmen, die Home-Office fördern, brauchen weniger Bürokapazitäten; wer sich an virtuelle Kommunikation gewöhnt, kann den Flug nach Shanghai durch einen Videocall ersetzen.

Nun ist es wichtig, weiter zu gehen, denn die Zukunft der Arbeit wird viel mehr als Remote-Work umfassen, z.B. könnten Datenanalysen sowie „Predictive Analytics“ stärker in Geschäftsprozessen eingesetzt oder die Automatisierung kognitiver und manueller Tätigkeiten beschleunigt werden. Wir können nicht für jeden nötigen Innovationsschritt auf die passende Krise warten – die Motivation muss aus den Unternehmen selbst kommen.

Aber Innovation ist kein Passepartout – jedes Unternehmen braucht andere Wege. Wie die ILO 2019 zu Future of Work veröffentlichte, kann der gemeinsame Nenner eine stetige Erneuerung von Fähigkeiten und Wissen auf individueller und organisationaler Ebene sein. Fähigkeitenaufbau im Covid-19 Kontext bedeutet weit mehr als Digitalisierung von Lernangeboten. Eine starke Unternehmenskultur, die Sinn vermittelt und Weiterentwicklung fördert, verbindet. Sich im Team schnell an neue Arbeitsmethoden anzupassen, Offenheit gegenüber flexiblen Teamzusammensetzungen, beschleunigte Entscheidungsfindungsprozesse durch starke Delegation sowie schnellere Kommunikationskanäle sind Attribute die vorgelebt/vermittelt werden können.

Wenn Bill Gates schon 2015 vor einer Pandemie gewarnt hat, dann sollten wir uns ansehen, was vor 5 Jahren in anderen TedTalks diskutiert wurde und mutig den Sprung in die Zukunft der Arbeit wagen – denn auch ohne Pandemie muss Veränderung auch außerhalb von abgekapselten Innovation-Hubs stattfinden.

Gastkommentar: Christina Frohn

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