(NICHT) DIE BOHNE WERT

Die Schweizer haben längst den Geschmack veganer Milchalternativen entdeckt. Ob Soja-, Kokos- oder Mandelmilch – kuhmilchfreie Alternativen sind seit Jahren fester Bestandteil der Supermarktregale. Doch viele dieser Produkte enthalten Zutaten aus fernen Ländern und bieten nur wenig Protein. Anik Thaler, Mitgründerin von Fabas Foods, ist überzeugt: Heimische Hülsenfrüchte und Bohnen könnten genau diese Probleme lösen.

Das Schweizer Start-up Fabas Foods ist längst kein Neuling in der hiesigen veganen Nahrungs­mittelbranche – bereits 2021 brachte Anik Thaler unter dem ­Namen Fabas Hummus und Falafel in die Supermärkte, mit besonderem Fokus auf die Zusammenarbeit mit regionalen Bauern. 2022 folgte die strategische Neuausrichtung: Fabas Foods konzentrierte sich zunehmend auf die techno­logische Entwicklung pflanz­licher Misch­ungen aus Bohnen und Hülsenfrüchten für die Milch­industrie.

2025 erfolgt nun der vollständige Wechsel­ ­– Hummus und ­Falafel verschwanden aus den Regalen und das Unternehmen setzt jetzt voll auf Proteinmischungen für B2B-Kunden. Das Ziel: Milch-, ­Joghurt- und Käsehersteller sollen mit den ­Fabas-Proteinmischungen eigene vegane Produktlinien ent­wickeln können – ohne neue Maschinen oder hohen logistischen Aufwand. Die flüssigen Mischungen werden durch ein eigens entwickeltes Extraktionsverfahren hergestellt, das möglichst viele ­Proteine enthält und vielseitig einsetzbar ist. Noch ist das Produkt nicht auf dem Markt, doch Thaler ist überzeugt, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.

Die Schweizerin studierte Agrarwissenschaften an der ETH Zürich. Bereits während ihres Studiums entwickelte sie das erste Fabas-­Produkt – einen Hummus aus regional angebauten Kichererbsen. „Mich hat gestört, dass Hummus immer aus dem Ausland importiert wurde. Also bin ich einfach zu einem Bauern in der Nähe gegangen und habe gefragt, ob er für mich Kichererbsen anbauen kann“, erzählt sie.

In ihrer WG-Küche kreierte sie erste Prototypen und erkannte schnell das Potenzial: „Früher war es den Menschen nur wichtig, ob ein Produkt vegan ist. Heute rückt die Frage nach der Herkunft pflanzlicher Proteine immer mehr in den Mittelpunkt.“ Nach ihrem Bachelor­studium entschied Thaler sich, das Start-up Vollzeit weiterzuführen: „Ich wollte mir ein Jahr geben und schauen, wie es läuft.“

Es lief erfolgreich: Fabas-Produkte wurden in mehr als 300 Läden in der Schweiz verkauft und über 30 Tonnen Hülsenfrüchte wurden verarbeitet. „Unser Ziel war nie, Veganismus zu propagieren“, betont die 26-Jährige, die selbst nicht vollständig vegan lebt, „sondern pflanzliche Alternativen herzustellen, die sich flexibel in die Ernährung einbinden lassen.“

Anik Thaler: „Unser Ziel war von Anfang an, nicht nur ein Produkt auf den Markt zu bringen, sondern wirklich relevante Mengen herzustellen.“

Obwohl Fabas Foods stetig wuchs und Finanzierungen in Höhe von insgesamt 3,2 Mio. CHF erhielt, entschied sich Thaler für eine strategische Neuausrichtung. „Unser Ziel war von Anfang an, nicht nur ein Produkt auf den Markt zu bringen, sondern wirklich relevante Mengen herzustellen“, erklärt sie. Im B2B-Bereich sah das Team die Chance, mehr Unternehmen zu erreichen und eine bislang ungelöste Herausforderung in der Rohstoffversorgung anzugehen.

Während der Markt für Hummus und Falafel bereits hart umkämpft war – Riesen wie Nestlé oder Coop stellen mittlerweile ihre ­eigene Hummus-Linie her –, eröffnete sich hier ein neuer, wachsender Sektor. „Von außen mag es wie eine große Umstellung wirken, aber wir schaffen mehr Wert, indem wir uns auf technologische Fortschritte konzentrieren“, so Thaler.

Durch den Wechsel vom B2C- zum B2B-Geschäft eröffnete sich für Fabas Foods ein neuer, noch weit­gehend unangefochtener Markt. Laut einer Studie der Universität St. Gallen blieb der Anteil der Haushalte, die sich vegan ernähren, zwischen 2022 und 2024 konstant bei rund 5 %, der Anteil „flexitarisch“ lebender Haushalte (eine Ess­kultur, die gelegentlichen Fleischkonsum zulässt, ihn aber nicht zum Mittelpunkt macht) wuchs hingegen von 18 auf 27 %.

Genau für diese wachsende Gruppe will Thaler Lösungen bieten und Unternehmen dabei unter­stützen, ihre Produktlinien zu erweitern. „Ich glaube nicht, dass Milchunternehmen von heute auf morgen nur noch pflanzliche Alternativen anbieten werden – aber es wäre klug, ihre Erfahrung zu nutzen und ihr Sortiment entsprechend zu erweitern“, so Thaler. Die Unternehmen sollen dabei ihre bestehende Infrastruktur nutzen können, um vegane Produkte effizient zu produzieren.

Interessierte ­Unternehmen aus der Milch-, Joghurt- und Käse­industrie sollen die flüssigen Pro­tein­mischungen von Fabas Foods eins zu eins als Ersatz für Kuhmilch nutzen können, um neue pflanz­liche Produkte zu entwickeln. Mit ­einem ­Proteingehalt von 6 g pro 100 g (6 %) übertrifft die Mischung nicht nur Kuhmilch (3,6 %), sondern auch handelsübliche Hafermilch (0,3 %) und Sojamilch (3,3 %). Zudem wird sie aus regionalen Zutaten her­gestellt, was sie zu einer besonders nachhaltigen Alternative macht.

Die ersten derartigen B2B-Produkte sollen noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. „Wir planen unseren Markteintritt in der Schweiz, ­wissen aber schon jetzt, dass wir in ­weitere europäische Länder ­expandieren werden“, so Thaler. Der Wechsel von B2C-Produkten wie Hummus und Falafel war für sie zwar ein gewagter Schritt, doch heute ist sie überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu ­haben. Aus ihrer einstigen „One-Woman-Show“ in der eigenen Küche ist ein Unter­nehmen mit sieben Mitarbeitenden entstanden. Thaler: „Wir glauben, dass Bohnen die Welt ­verändern können. Mit Hummus und Falafel hätten wir nur einen ­Nischenmarkt bedienen können – mit unseren Pre-Mixes hingegen können wir skalieren und tatsächlich ­einen Unterschied machen.“

Anik Thaler ist Co-Gründerin der Fabas Foods AG, eines Start-ups, das sich ursprünglich auf die Produktion von pflanzlichen Nahrungsmitteln mit Hülsenfrüchten spezialisiert hat. Heute stellt Fabas vegane Proteinmischungen für die Milchindustrie her.

Fotos: Fabas Food

Lela Thun,
Redakteurin

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