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Raumfahrt war früher Staatssache und öffentlich finanziert, im Zuge der sogenannten New-Space-Bewegung ist sie jedoch mittlerweile auch im Privatsektor angekommen. Rupert Amann, Mitgründer von Ororatech, im Gastkommentar.
Was noch vor einigen Jahren weltweit für Schlagzeilen gesorgt hätte, scheint mittlerweile Alltag zu sein: Gerade erst hat Elon Musks Space X erfolgreich 60 weitere Starlink-Satelliten ins All gestartet, um den Ausbau der Megakonstellation, die die Erde in Zukunft mit Breitbandinternet versorgen soll, weiter voranzutreiben. Angekündigt 2015, wurden 2018 die ersten Prototypen von Space X gelauncht, und mittlerweile – fünf Jahre später – befinden sich mehr als 300 dieser pro Stück 250.000 US-$ teuren Kleinsatelliten im Orbit. Im Vergleich dazu: 1996 begann die Nasa mit der Entwicklung des James-Webb-Weltraumteleskops. Der Start des 6,2-Tonnen-Satelliten hat sich mittlerweile auf 2021 verschoben – das knapp zehn Milliarden US-$ teure Projekt läuft seit 24 Jahren.
Raumfahrt war damals Staatssache und öffentlich finanziert, im Zuge der sogenannten New-Space-Bewegung ist sie jedoch mittlerweile auch im Privatsektor angekommen und wird kommerzialisiert. Denn während Satelliten früher dahin gehend entwickelt wurden, die Ausfallsicherheit zu maximieren – und sie dadurch aufwendig und teuer waren –, sparen Firmen wie Space X im Vergleich dazu massiv Geld ein, indem sie auf Standardbauteile aus dem Automobilbereich zurückgreifen. Damit können sie zeitgleich mehrere Satelliten produzieren, was wiederum die Anforderungen an die Zuverlässigkeit senkt.
Rupert Amann
... absolvierte an der Technischen Universität München ein Masterstudium im Bereich Elektro- und Informationstechnik. Er ist Mitgründer sowie Lead Electronics Engineer bei Ororatech, einem New-Space-Unternehmen, das Echtzeit-Infrarot-Satellitendaten anbietet. Zudem ist er ein „Under 30“-Listmaker (Jahrgang 2019).
Als ein Ergebnis dessen finden wir in Europa schwächere Einstiegsbarrieren für den Zugang zum All und zur Raumfahrt. Nicht nur an den Universitäten werden nun vermehrt Cubesats (Kleinsatelliten) gebaut, es entstehen aus innovativen Ideen auch neue Firmen. Das Münchner Start-up Isar Aerospace etwa konnte für die Entwicklung einer kleinen Trägerrakete im Dezember 2019 ein 15-Millionen-€-Investment einsammeln, die österreichische Firma Enpulsion stellt hocheffiziente elektrische Antriebe her, welche bei Kleinsatelliten zum Einsatz kommen, und in der Schweiz konnte das Unternehmen Astrocast letztes Jahr neun Millionen CHF für den Ausbau der satellitenbasierten IoT-Kommunikation erhalten. Unser Start-up Ororatech ist ein weiteres Beispiel für New Space: Zum weltweiten Monitoring von Waldbränden werden Daten von bestehenden und eigenen Satelliten in einem benutzerfreundlichen Interface bereitgestellt. Bald werden diese durch Daten von eigenen Kleinsatelliten ergänzt, um die Detektionszeit zu verkürzen und so Waldbrandkatastrophen schneller bekämpfen zu können.
Beispiele von jungen europäischen Unternehmen im New-Space-Bereich gibt es also einige. Und das ist gut so, denn hier wird Technologie deutlich agiler entwickelt als in den klassischen großen Konzernen – und das kommt letztendlich allen zugute. Die Start-up-Szene besitzt zudem das nötige Know-how, um sich nicht hinter den großen Playern wie Space X verstecken zu müssen. In einem Markt, der sich stark im Wachstum befindet, hat Europa somit die Chance, neue Innovationen zu schaffen und die Zukunft der Raumfahrt maßgeblich mitzugestalten.
Gastkommentar: Rupert Amann
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Rupert Amann ist Mitglied der Forbes DACH 30 Under 30-Liste 2019. Mehr über Rupert Amann lesen.
Der Gastkommentar ist in unserer Februar-Ausgabe 2020 „Space“ erschienen.
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