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Ein Gastkommentar von Harald Dutzler, Geschäftsführer bei Strategy&, der Strategieberatungsgruppe von PwC.
Internationale Lieferketten stoßen an ihre Grenzen, das Konsumverhalten der Verbraucher ändert sich und ganze Branchen müssen sich neu aufstellen – in einem nie dagewesenen Ausmaß macht die COVID-19-Pandemie die Risiken globalisierter Wertschöpfungsketten sichtbar. Der internationale Handel hat damit einen Wendepunkt erreicht: Ob Unternehmen gestärkt aus dieser Krise hervorgehen können oder im intensiven Wettbewerb verlieren, darüber entscheidet vor allem ihre langfristige Strategie für das „New Normal“.
Auf dem Weg zu größerer Krisenresilienz planen viele Unternehmen, ihre Lieferketten wieder stärker zu regionalisieren. Der entscheidende Faktor für eine gesteigerte Widerstandsfähigkeit ist jedoch nicht nur lokale Nähe, sondern ein „Plan B“ für alternative Zulieferquellen im Bedarfsfall. Zudem führt uns die aktuelle Situation auch die versteckten Kosten rein preisorientierter Produktionsallokation vor Augen. Unternehmen sollten diese Gelegenheit daher ebenso nutzen, alle neuen strategischen Ansätze unmittelbar auf ihr Nachhaltigkeitspotential zu prüfen. Denn klar ist: Der internationale Handel muss im „New Normal“ umweltverträglicher, aber auch sozial und regulatorisch nachhaltiger werden. Einer PwC-Studie nach nannten 2019 nur 14% von über 1.000 weltweit untersuchten Unternehmen spezifische Nachhaltigkeitsziele in ihrem Geschäftsbericht. Damit sich Unternehmen dauerhaft neu aufstellen, ist neben konkreten Absichtserklärungen in der Corporate Governance auch eine kodifizierte Verantwortung notwendig.
Harald Dutzler
... ist Geschäftsführer bei Strategy&, der Strategieberatungsgruppe von PwC.
Ein weiterer zentraler Bestandteil der strategischen Analyse ist, wie die Pandemie das Kundenverhalten verändert. Aktuell hinterfragen Verbraucher verstärkt ihr Konsumverhalten und nutzen neue digitale Kanäle. Während sich hiesige Supermarktketten bisher schwer taten, mit der Onlinelieferung von Lebensmitteln relevante Marktanteile zu erlangen, bewies sich dieses Modell in Zeiten des Social Distancing erfolgreich zur Erreichung neuer Zielgruppen. PwC erwartet, dass der Marktanteil von aktuell 1% bis zum Jahr 2023 auf 3-4% steigen und weiter wachsen wird. Diese krisenbedingte Chance ist jedoch auch an eine rasche digitale Transformation geknüpft, um die sich daraus ergebenden Potentiale effektiv ausschöpfen zu können.
Daneben sollten Unternehmen ebenfalls einschätzen, inwiefern sich das Wettbewerbsumfeld neu positioniert und ob sich daraus Chancen für strategische Partnerschaften oder Akquisitionen ergeben – nicht trotz, sondern gerade wegen der Krise. Denn der Schlüssel zum Erfolg liegt über alle Branchen hinweg in einem antizyklischen Vorgehen. Statt im Schockzustand ausschließlich auf die Kostenbremse zu treten, sollten Unternehmen jetzt ein Gleichgewicht zwischen Umstrukturierungen und selektiven Investitionen in die eigenen Stärken sowie in neue Marktchancen finden – um so gestärkt aus der COVID-19-Pandemie hervorzugehen.
Gastkommentar: Harald Dutzler
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