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Dank der Globalisierung der letzten Jahrzehnte bauten Unternehmen enorme Expertise in der weltweiten Produktion und dem Verkauf ihrer Erzeugnisse auf. Doch allmählich wird die Kehrseite immer offensichtlicher: Alleine der Ausstoß von Treibhausgasemissionen entlang der globalen Lieferketten übersteigt den Emissionsausstoß des operativen Betriebs der Unternehmen – beispielsweise aufgrund der eigenen Produktionsstätten – um das Fünffache.
Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden durch das Klima verursachte Schäden in Höhe von knapp einer Billion US-$ entstehen.
Eine der größten Herausforderungen im Beschaffungswesen ist die Datenarmut. Unternehmen können ihre eigenen direkten Auswirkungen auf das Klima zwar relativ valide bestimmen – wollen sie aber den Umwelt-Impact ihrer Partner erfassen, machen sich schnell größere Wissenslücken bemerkbar. Denn die meisten Unternehmen besitzen schlicht keine Daten über Lieferanten,
die über die direkten Vertragspartner hinausgehen. Selbst multinationale Konzerne haben deshalb Schwierigkeiten, Standards bei Subkontraktoren durchzusetzen. Und selbst wenn entsprechende Daten vorliegen, fehlt für konkrete und einheitliche Schlüsse noch immer der globale Standard für die Bewertung von Nachhaltigkeit.
KI hat das Potenzial, diese Lücke zu schließen. Künstliche Intelligenz (KI) und Analysesoftware liefern wertvolle Daten und Informationen, die auf mehreren Ebenen helfen: von der Ausarbeitung dedizierter interner Umweltrichtlinien bis zur Restrukturierung ganzer Lieferketten. Letztlich bedarf es für das Ziel der nachhaltigen Lieferketten zwingend einer Digitalisierung des Beschaffungswesens. Welche Faktoren müssen Entscheidungsträger daher beim Aufbau beachten?
Gregor Stühler
...ist Mitgründer und Geschäftsführer des 2015 gegründeten Unternehmens Scoutbee. Er verfügt über langjährige Erfahrung in B2B-Sales, einer Ausbildung in der IT-Entwicklung, einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftsingenieurwesen und einen Master of Business Administration.
Benchmarking: Bereits heute besitzen wir breite Datensätze, die etwa den ökologischen Fußabdruck landwirtschaftlicher Produkte oder die CO2-Emissionen der Schifffahrtsindustrie bestimmen. Mit diesen Datensätzen als Grundlage können Unternehmen spezifische Kriterien festlegen, mit denen sie wiederum die Performance einzelner Lieferanten miteinander vergleichen können.
Optimierung der Transport- und Bedarfsplanung: Mittels moderner Analyse-Tools planen Unternehmen ihre Produktion und Lieferungen zielgenau. Denn die Software rechnet schwankende Faktoren wie das Wetter und Nachfrageprognosen ständig mit ein und gibt Tipps für effizientere Lieferungen und Transportrouten.
Diversifizierung: Die effektive Dekarbonisierung des Langstreckentransports ist eine gewaltige Herausforderung. Als Gegenmaßnahme plädieren viele für eine stärkere Verlagerung der Lieferketten in die Heimatländer der produzierenden Unternehmen. KI verschlankt den Prozess, indem die Lösungen Transparenz über den gesamten Lieferantenmarkt und qualifizierte Lieferanten schaffen. Dabei arbeiten die digitalen Tools ohne menschliche Einschränkungen wie Sprachbarrieren und identifizieren so innovative alternative Lieferanten. Gleichzeitig verkürzen sie den Scoutingprozess von Monaten auf wenige Tage.
Die vielen blinden Flecken werden durch KI nach und nach beleuchtet – und das Ziel Nachhaltigkeit wird deutlich greifbarer.
Gastkommentar: Gregor Stühler
Opinions expressed by Forbes Contributors are their own.
Dieser Gastkommentar erschien in unserer Ausgabe 4–21 zum Thema „Geld“.