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Der Komponist Gustav Mahler soll gesagt haben: „Wenn die Welt einmal untergehen sollte, ziehe ich nach Wien, denn dort passiert alles 50 Jahre später.“ Im Bereich Spin-offs dürften es nicht ganz 50 Jahre sein, doch mehr Momentum würde nicht schaden: Österreich ist im EU-Vergleich bei Investitionen in F&E ganz vorne dabei – warum hierzulande letztes Jahr aber nur 16 Spin-offs gegründet wurden, wann sich ein Start-up überhaupt als solches qualifiziert und wie es mehr werden sollen, das scheinen vor diesem Hintergrund berechtigte Fragen zu sein.
Initiativen wie Spin-off Austria machen hier Meter nach vorne; dennoch lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die heimischen Universitäten zu werfen. An klugen Ideen und bahnbrechender Forschung mangelt es nicht. Viele großartige Beispiele belegen, wie fruchtbar die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung sein kann. Auch im Fall von Legitary wurde ein am Markt bestehendes Problem wissenschaftlich gelöst: Die Idee entstand auf einer Tech-Konferenz in Las Vegas, geforscht wurde an der TU Wien. Heute verwenden Labels und Auditfirmen weltweit unsere patentierte Technologie, die AI-getrieben bereits mehr als 100 Milliarden Streams analysiert hat, um Tantiemen von Streamingdiensten zu verifizieren.
Forschungseinrichtungen sind ein wesentlicher Innovationstreiber, die von innen und außen gestärkt werden müssen, sodass Innovation auch die Gesellschaft erreicht und nicht nur im Elfenbeinturm betrieben wird. Hier geht es nicht nur um Wettbewerbsvorteile, sondern insbesondere um die Stiftung von nachhaltigem Nutzen für die Gesellschaft. Diese Ansprüche lassen sich auch mit den bestehenden Säulen der Forschung und Lehre vereinbaren – ein besonderer Fokus muss daher auf jene Einrichtungen innerhalb der Universitäten gelegt werden, welche gerade die Brücken zwischen Forschung und Wirtschaft bauen.
Nermina Mumic
...promovierte an der TU Wien im Fach Mathematik und Statistik. Zusammen mit Günter Loibl und dem TU-Professor Peter Filzmoser entwickelte sie Legitary, ein Start-up, das mehr Transparenz und Fairness im Streamingmarkt bewirken will.
Je nach Uni sind sie unterschiedlich gegliedert und umfassen Schwerpunkte von IP-Transfer bis hin zu Inkubationsprogrammen, wie etwa das Innovation Incubation Center („i²c“) an der TU Wien. Im Gegensatz zu herkömmlichen Programmen begleiten diese Inkubatoren Start-ups über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr, da der Prozess vom Proof of Principle zum MVP bei wissenschaftlichen Projekten ein sehr langer ist.
Damit diese Projekte am Ende auch Erfolg haben, braucht es mehr Ressourcen in der Begleitung und im Aufbau, sowohl für die Programme als auch für die Spin-offs. Gleichzeitig müssen die richtigen Rahmenbedingungen für eine Ausgründung her, bei denen die Involvierung von Unis nicht als potenzielles Hindernis, sondern als Asset gesehen wird. Zusätzlich zur ausgeprägten Förderlandschaft mit Einrichtungen wie AWS oder FFG braucht es Investitionen, die noch frühphasiger ansetzen. Ein Investment muss dabei nicht immer nur Kapital sein, sondern allein Mentoring und die Bereitstellung von Know-how können die Entwicklung schon enorm beschleunigen. Je aktiver dieser frühe Prozess gestaltet wird, desto schneller werden wir Spin-offs sehen, die bereit sind, am Markt erfolgreich zu sein – und desto schneller wird man sich einen Platz in der Zukunft sichern.
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Gastkommentar: Nermina Mumic
Dieses Gastkommentar erschien in unserer Ausgabe 10–21 zum Thema „30 Under 30“.