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Kleine Unternehmen haben oft Schwierigkeiten, an Kredite zu kommen. Dabei gibt es mit den von der US-Regierung garantierten SBA-Krediten ein bewährtes Instrument, das schon Unternehmen wie Apple, FedEx oder Oracle genutzt haben. Doch viele Banken schrecken vor dem bürokratischen Aufwand zurück. Chris Hurn will das ändern.
Hurn, ein erfahrener Unternehmer und Finanzexperte, hat im Januar Phoenix Lender Services gegründet. Mit einem 40-köpfigen Team übernimmt er für kleine Banken die komplette Abwicklung von SBA-Krediten – von der Prüfung der Unterlagen über die Kreditvergabe bis hin zur Verwaltung und Eintreibung ausstehender Beträge. Das Ziel: Mehr Banken sollen sich wieder an dem Programm beteiligen, ohne eigene, kostspielige Strukturen aufbauen zu müssen.
Die Zahlen sprechen für sich: Von den 9.000 in den USA staatlich versicherten Banken und Kreditgenossenschaften vergaben 2024 nur 1.452 Institute einen sogenannten 7(a)-Kredit. Das liegt unter anderem daran, dass die strengen Vorschriften der Small Business Administration (SBA) zusätzliche Fachkenntnisse und Personal erfordern. Fehler bei der Dokumentation können dazu führen, dass die staatliche Garantie fällt und sowohl die Bank als auch der Kreditnehmer Probleme bekommen.
Hurn, der in Winter Park, Florida, tätig ist, kennt das Geschäft. Er begann seine Karriere in den 1990er-Jahren bei GE Capital und gründete 2015 Fountainhead Commercial Capital, eine Nicht-Bank, die über 28 Mrd. US-$ an SBA-Krediten vergab. Nun hat er sein Team und ein Kreditportfolio von 200 Mio. US-$ zu Phoenix transferiert, einer Tochtergesellschaft von Community Bankshares aus Georgia.

Das 7(a)-Programm wurde 1953 ins Leben gerufen und garantiert bis zu 75 % eines Kredits von maximal 5 Mio. US-$. Kürzlich wurden die Regeln gelockert: Unternehmer können nun pro Branche 5 Mio. US-$ aufnehmen, nicht mehr nur insgesamt. Der Vorteil: Banken können auch Kredite vergeben, die nicht vollständig besichert sind, sondern auf zukünftigen Einnahmen basieren. Das erleichtert vielen Gründern den Zugang zu Kapital.
Für Banken ist das lukrativ. Sie können die staatlich garantierte Kreditsumme weiterverkaufen und damit Prämien von 8 bis 12 % des Nennwerts einstreichen, während sie weiterhin Zinsen auf den ungarantierten Teil erhalten. Allerdings lohnt sich das Geschäft erst ab einer gewissen Größe. Um rentabel zu sein, muss eine Bank etwa 25 Mio. US-$ jährlich an SBA-Krediten vergeben. Weniger als 200 Banken schafften das 2024.
Hurns Lösung: Banken können den kompletten Verwaltungsaufwand an Phoenix auslagern. Das kostet zwischen 1 und 3 % des Kreditbetrags, erspart aber hohe Fixkosten für eigenes Personal. „Viele Banken schieben die Schuld auf die Bürokratie der SBA“, sagt Hurn. „Doch in Wahrheit liegt es oft am fehlenden Know-how.“
Die Idee ist nicht neu. Dienstleister wie Phoenix gibt es seit über 30 Jahren. Doch Branchenkenner sind beeindruckt von Hurns Team. „Er hat absolute Profis um sich versammelt“, sagt Bob Coleman, Herausgeber eines Fachmagazins für SBA-Kredite. Dass die SBA dem Verkauf von Fountainheads Krediten an Community Bankshares zustimmte, wertet er als Zeichen für Hurns Seriosität.
Hurns Bezug zur Welt der kleinen Unternehmen reicht weit zurück. Aufgewachsen in Peoria, Illinois, half er seiner alleinerziehenden Mutter, die zu Hause 40 Sorten Schokolade herstellte und auf Märkten verkaufte. Der Bestseller: Schokoladensänger in Form des Playboy-Logos. „Wir haben wahrscheinlich gegen jede Gesundheitsvorschrift verstoßen“, lacht Hurn. Später studierte er in Chicago und Philadelphia, bevor er zu GE Capital kam.
Er kennt nicht nur die Theorie, sondern auch die Praxis. 2008 kaufte er einen Männerfriseursalon, mittlerweile ist er Teilhaber an zwei Fußballvereinen, darunter Ipswich Town aus der englischen Premier League. Als er 2021 einstieg, kostete der Verein 30 Mio. £, heute liegt der Wert bei über 250 Mio. £.
Einen SBA-Kredit hat Hurn selbst allerdings nie aufgenommen.
Text: Brandon Kochkodin
Fotos: Wikimedia Commons und Georgi Dyulgerov