MEET THE FISKERS

Sieben Jahre nach dem Zusammenbruch seiner innovativen Firma für Elektrofahrzeuge feiert der Autodesigner Henrik Fisker ein Comeback. Diesmal hat er eine Geheimwaffe: Geeta Gupta-Fisker, seine Mitgründerin, Finanzchefin und Ehefrau.

Henrik Fisker, ein 57-jähriger blonder Däne, wurde erstmals außerhalb der Autowelt bekannt, als er 1999 den silbernen BMW Z8 Roadster für Pierce Brosnans James Bond in „Die Welt ist nicht genug“ entwarf. In den frühen 2000ern arbeitete er als Designer bei Aston ­Martin und später als Designberater bei Elon Musks Tesla. 2007 gründete er Fisker Automotive, das eines der ersten Plug-in-Hybrid-Autos (Kraftfahrzeuge mit Verbrennungs- wie auch Elektro­motor) der Welt hervorbrachte. Doch dann, sechs Jahre später, scheiterte Fisker spektakulär.

Nun will der Däne es erneut ­wissen – dieses Mal jedoch mit drei Neuer­ungen: Erstens ist seine neue ­Ge­schäftspartnerin seine Frau und Mitgründerin Geeta Gupta-Fisker, die als CFO in der Firma tätig ist. Zweitens ist sein in Los Angeles ansässiges Unternehmen dieses Mal an der Börse und sammelte bei seinem IPO im Oktober 2020 mehr als eine Milliarde US-$ ein. Und drittens: Der Aktienkurs von Fiskers Unternehmen stieg seit dem Börsengang um etwa 56 % – und ließ Henrik und Geeta damit zu Milliardären werden: Jeder besitzt nun ein Vermögen von rund 1,1 Milliarden US-$.

„Wir haben sehr unterschiedliche Arbeitsweisen. Ich würde fast sagen, es ist wie eine Art Trennung zwischen rechter und linker Hirnhälfte“, erzählt die 46-­jährige Gupta-­Fisker im Forbes-Gespräch. „Die rechte Gehirnhälfte, die kreative Seite, das ist Henrik. Die ­linke Seite ist die datengesteuerte, analytische Hälfte. Das bin ich.“ Diese Arbeitsteilung scheint gut zu funktionieren – etwa beim Automodell Fisker Ocean, einer elektrischen Geländelimousine, die ab 2022 um rund 38.000 US-$ zu kaufen sein wird. „Es ist Geetas Aufgabe, die Kosten zu senken“, so Fisker. „Meine Aufgabe ist es, zu schauen, dass unser Produkt wirklich ausgezeichnet ist.“ Reichtum sei nicht das Ziel der neuen Firma, erzählt er weiter: ­„Autos haben mich nie wegen Geld fasziniert.“

Der elektrische Fisker Ocean kommt im Jahr 2022 mit einem Grundpreis von etwa 37.500 US-$ auf den Markt.

Das Paar strebte eine ­große Beteiligung am neuen Unternehmen, Fisker Inc., an, um sicherzustellen, dass es die Geschicke des Projekts auf eine Art und Weise kontrollieren kann, wie es Fisker bei seiner früheren Firma nicht konnte, da sie größtenteils im Besitz von Investoren gewesen war; darunter der Staatsfonds von Katar und ­prominente ­Risikokapitalgeber aus dem ­Silicon Valley. „Er besaß nicht einmal eine Aktie seines Unternehmens“, so Gupta-­Fisker. „Eine Beteiligung ist jedoch der einzige Weg, Entscheidungen treffen zu können. Deswegen war es uns am wichtigsten, die ­Stimmrechte zu haben.“

Die Fiskers beschreiben ihr neues Unternehmen als „­digitale ­Autofirma“, die die Produktion auslagert, anstatt eigene Fabriken zu bauen. Fisker kauft die meisten Komponenten wie etwa Batterien und elektrische Motoren von externen Lieferanten – zum Beispiel vom kanadisch-österreichischen Unternehmen Magna, das auch mit BMW, Daimler, Jaguar, Land Rover und Toyota zusammenarbeitet. Zusammen werden Fisker und Magna, das eine 6-%-Beteiligung an Fisker hält, das Automodell Ocean in Graz bauen.

Neben dem Design und wieder­verwertbaren ­Materialien ist ­hierbei vor allem ­Leistbarkeit ein ­wichtiges ­Verkaufsargument. So startet der Fünfsitzer bei 37.499 US-$ (mit staatlichen Zuschüssen könnte sich der Preis um etwa 10.000 US-$ senken). Obwohl der Ocean geräumiger ist als Teslas ­Model Y Crossover, ist sein Grundpreis um mehr als 12.000 US-$ geringer. Bislang ­haben mehr als 10.000 Menschen jeweils 250 US-$ angezahlt, um ein ­Exemplar zu reservieren.

Henrik Fisker
... studierte Automotive Design am Art Centre College of Design und gründete 2007 Fisker Automotive, das 2013 bankrottging. 2016 startete er Fisker Inc.

Nicht nur Fisker hat einen eindrucksvollen Werdegang – auch Gupta-Fisker überzeugt. Sie hält mehrere Abschlüsse, darunter einen Doktortitel in ­Biotechnologie der Cambridge University. Nach ­ihrem Studium startete sie ihre Karriere als Investmentbankerin bei der Lloyds Banking Group, wo sie dann mehrere Jahre lang Investitionen für einen vermögenden Kunden verwaltete. Ihren zukünftigen Ehemann lernte sie 2011 bei einem Besuch in London kennen, kurz bevor die Dinge bei Fisker Automotive schiefliefen. Sie heirateten im Jahr 2012.

Das Paar gibt zu, dass es ohne Pause arbeitet, um die Firma auf die Beine zu stellen. Während Fisker mit den Ingenieuren arbeitet und sich um das Design, die Funktionen und die Planung zukünftiger ­Modelle kümmert, ist Gupta-Fisker mit den Finanzen, Steuern, der Beziehung zu den Investoren sowie Verhandlungen mit Lieferanten beschäftigt und stellt sicher, dass der Ocean den versprochenen Preis von 37.499 US-$ kosten wird.

Als früher Konkurrent von Musks Tesla (der Fisker als ­Berater für das Auto anheuerte, aus dem das Model S wurde, und ihn erfolglos wegen Vertragsbruchs verklagte) war Fisker Automotive gleichermaßen Shootingstar und abschreckendes Beispiel. Das in Orange County, Kalifornien, ansässige Unternehmen erhielt damals Unterstützung von einflussreichen Geldgebern, darunter das VC-Powerhouse Kleiner Perkins, viel Medienaufmerksamkeit ­sowie ein Darlehen in der Höhe von 529 Millionen US-$ vom Staat, um elektrische Autos zu bauen. Der Erfolg kam jedoch nie. Das Auto, das mehr als 100.000 US-$ ­kostete, wies mehrere Mängel auf – darunter fehlerhafte Batterien und andere technische Störungen. 2013 ging das Unternehmen bankrott, seine Vermögenswerte wurden von der chinesischen Wanxiang Group gekauft. Heute nennt sie sich Karma Automotive und verkauft Fiskers elektrische Designs unter dem Namen ­Revero.

Geeta Gupta-Fisker
...absolvierte ihren PhD in Biotechnologie an der University of Cambridge. Sie gründete zusammen mit Henrik Fisker Fisker Inc. und ist dort als CFO tätig.

Um nun also das neue Unter­nehmen auf die Beine zu stellen, ­haben die Fiskers den Großteil ­ihres Vermögens investiert und sind ein hohes finanzielles Risiko einge­gangen. Zur Zeit des Börsendebüts wurde bei Gupta-Fisker Brustkrebs im frühen Stadium diagnostiziert – trotzdem arbeitete sie in den folgenden Wochen weiter, obwohl sie sich zwei Operationen und einer Strahlentherapie unterzog. Ihre medizinische Therapie endete im November. „Jetzt bin ich krebsfrei“, sagt sie. Fisker, der ihre Standhaftigkeit bewundert, sagt: „Sie hat nur etwa einen Tag bei der Arbeit gefehlt. So ist sie eben. Sie arbeitet unermüdlich!“

Aber Gupta-Fisker ist sich auch der Risiken bewusst, wenn es mit dem neuen Unternehmen nicht klappen sollte: „Henrik und ich ­werden nie wieder einen Job bekommen – wenn das hier scheitert, sind wir ­erledigt“, sagt sie. „Wir machen das nicht, um reich zu werden. Wir ­machen das, weil wir eine ­tolle Firma etablieren wollen, die groß­artige Autos baut. Coole, nachhaltige und erschwingliche Autos.“

Text: Alan Ohnsman / Forbes US
Fotos: Ethan Pines / Forbes US, Fisker Inc.

Der Artikel erschien in unserer Januar/Februar-Ausgabe 2021 „Innovation & Forschung“.

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