MARKTEINTRITT USA UNTER TRUMP– CHANCEN ODER GEFAHREN FÜR DEN DEUTSCHEN MITTELSTAND ?

Im Interview MORITZ MASBERG, spezialisiert auf die Beratung von DACH Unternehmen in den USA im Rahmen seiner Tätigkeit als Partner bei Smith, Gambrell and Russell in New York.

Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen in der EU und insbesondere der DACH Region, denken besonders viele Unternehmen über eine Verlagerung ihrer Aktivitäten nach. Der US-Markt ist hier in vielerlei Hinsicht besonders interessant. Die Entwicklungen nach der US-Wahl lassen einige Unternehmen teilweise abwarten, andere sehen eine um so größere Dringlichkeit, die Situation und Möglichkeiten neu zu evaluieren.

Herr Masberg, der als deutsch-amerikanischer Anwalt mit entsprechendem Wirtschaftshintergrund schon viele Unternehmen bei ihrem Markteintritt in die USA begleitet hat, nimmt hierzu Stellung.

Herr Masberg, „gut zwei Monate Trump“  - wir haben insbesondere drei Stichpunkte ausgewählt, auf die wir Sie bitten würden einzugehen:

  • Einfluss auf Gründung eines US Tochterunternehmens zum jetzigen Zeitpunkt?
  • Handlungsbedarf für Unternehmen mit US Niederlassung ?
  • Gefahr: Zölle und Besteuerung der Zölle. Möglichkeiten der Vermeidung?

Bevor wir  zum Thema der Folgen der US-Wahl kommen, ein paar grundsätzliche Dinge. Was macht den amerikanischen Markt für deutschsprachige Unternehmen besonders attraktiv?
Neben den offensichtlichen wirtschaftlichen Chancen, die der US-Markt – mit einem BIP, das das der gesamten EU deutlich übersteigt – bietet, sind für DACH-Unternehmen vor allem der hohe Anspruch amerikanischer Kunden, die überwiegend sehr gute Infrastruktur und nicht zuletzt die einfachen Einstiegsmöglichkeiten von Bedeutung. Der Ruf, der den Produkten bzw. den Ländern vorauseilt und das allgemein verlässliche System, einschließlich Logistikmöglichkeiten, Föderalismus der 50 Bundesstaaten und der funktionierende Rechtsstaat machen die USA gerade für DACH Unternehmen besonders reizvoll.

Woran kann ein Unternehmen erkennen, ob die Zeit für den US-Markteintritt reif ist?
Noch bevor der heimische oder EU Markt erschlossen, geschweige denn das Potential vollständig ausgeschöpft ist, lohnt sich ein Blick in die USA. Es gibt Produkte, die ohne oder mit nur geringen Anpassungen fit für die USA gemacht werden können. Wenn man dies identifiziert und das nötige Startkapital hat, ist die Zeit reif. Hierzu ist natürlich wichtig, die Themen zu kennen, die auf einen zukommen, insbesondere, wie man die Fehler anderer vermeiden kann. Hierzu gibt es aber nicht erst seit kurzem breite Unterstützung.

Hat man als Mittelständer überhaupt eine Chance, am amerikanischen Markt wahrgenommen zu werden?
Absolut. In der DACH Region gibt es zahlreiche mittelständische Firmen, die sich sehr gut im US-Markt platziert haben und das dürfte auch zukünftig so bleiben. Das gilt für Maschinen- und Anlagenbau genauso wie für Automobilzulieferung, Technologie und Chemie, um nur ein paar zu nennen.

Bedeutet der Eintritt in den US-Markt denn automatisch die Gründung einer Tochtergesellschaft?
Dazu raten wir und auch andere Fachleute. Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, allen voran Steuern und Haftung, die eine Firmengründung nahelegen. Zudem ist der Eingangs genannte einfache Einstieg auch hierin erkennbar. Firmengründungen sind mit geringem finanziellen Aufwand und im Vergleich wenig Bürokratie verbunden. Auch auf Marketing- und Vertriebsseite sind die Vorteile klar erkennbar, all das würde jetzt aber zu weit führen.

Nun zum neuen Präsidenten: Wie relevant für deutschsprachige Unternehmen, die einen Markteintritt in die USA planen, sind die aktuellen, ja sehr volatilen Änderungen unter Präsident Trump?
Die Wochen nach der Wahl verliefen wie erwartet turbulent, was sich im Handel an den Zolldrohungen und Gegenmaßnahmen der EU und Kanadas ablesen ließ. Diese Unsicherheit wird noch eine Zeit lang anhalten. Eine erhebliche Eskalation des Handelsstreits halte ich jedoch für unwahrscheinlich. Es bleibt zu hoffen, dass Präsident Trump den Aktienmärkten weiterhin große Beachtung schenkt und fallende Kurse einen mäßigenden Einfluss auf seinen aggressiveren Ansatz ausüben.

Deutsche und europäische Aktienindizes, vor allem im Hinblick auf den Streubesitz, sind zu einem großen Teil in den Portfolios amerikanischer Bürger, entweder direkt oder über Pensionspläne. Wenn also die Märkte durch die genannten Maßnahmen belastet werden, trifft dies die breite Bevölkerung, zusätzlich zu den ohnehin schon gestiegenen Verbraucherpreisen. Klar ist, dass die US-Politik auch weiterhin ausländische Investitionen anziehen möchte. Ob dies durch echte Anreize, protektionistische Maßnahmen, die eher wie ein Zwang wirken, oder durch eher skurrile Ideen wie die „Gold Card“ erreicht wird, bleibt abzuwarten. Wie auch immer man es betrachtet, die USA bleiben als größte Volkswirtschaft ein Markt, den man nicht ignorieren kann, und ausländischen Unternehmen mit einem guten Produkt fällt es hier generell leichter, etwas Solides aufzubauen, als in anderen Ländern.

Welche Auswirkungen unter der neuen Regierung sehen Sie als unvermeidbar und sicher eintreffend für Europäische Unternehmen in den USA?
Ich denke, es wird ein Mix aus den zuvor genannten Maßnahmen sein, das heißt, es könnten neue Angebote an Investoren gemacht werden, die Corporate Flat Tax könnte weiter gesenkt werden und die Bürokratie könnte weiter abgebaut werden. Es droht aber auch der Versuch, Investitionen zu erzwingen. Eine weitere Sorge, die besteht, ist, dass die Institutionen des Staates, die - bei allem vorhandenen Filz - die große Maschine am Laufen halten, in einer Weise geschwächt werden, die am Ende mehr Schaden anrichtet, als dass sie Nutzen bringt.

Dem kann man entgegenhalten, dass bereits 2016 die Furcht vor einer Trump Präsidentschaft besonders groß war, die Jahre 2017 bis 2019 aber letztlich starke Jahre für viele europäische Unternehmen mit einem Fuß in den USA waren. Ausnahmen gab es im Visa Bereich, der strenger behandelt wurde. Stand heute gilt aber unverändert, dass Unternehmen und deren Fachkräfte oder Manager mit überschaubarem Aufwand ein Visum bekommen. Professionelle Vorbereitung, insbesondere, was die inhaltliche Begründung angeht, ist aber immer das A und O, ohne wird es sehr anstrengend oder geht schief.

Das klingt so, dass Sie angesichts der großen Marktchancen nach wie vor wenig Gründe sehen, die Unternehmen abhalten sollten einen Schritt in die USA zu wagen. Was sind aber die größten Hürden, die größten Bedenken?
Bedenken muss man keine haben, solange man die Herausforderungen, die auf einen zukommen können, kennt und keine Scheuklappen trägt. Das betrifft vor allem eine oft fehlende, obwohl leicht erreichbare steuerliche Optimierung. Sehr viel Geld kann außerdem bei schlecht geplanten Joint Ventures oder falscher Standortwahl verloren gehen. Der Markteintritt kann mit wenigen Kosten optimal ausgestaltet werden und macht den Managern, die ich begleite, in der Regel sogar Spaß. Hauptsorgen bilden natürlich Haftungsthemen, welche die europäische Muttergesellschaft bzw. die finanzstarke Konzerngesellschafft betreffen. Diese für Firmen durchaus existentiellen Themen kann man aber mit überschaubarem Aufwand sehr gut beherrschbar machen.

Wie schätzen Sie die Gefahr von Zöllen europäischer Unternehmen mit amerikanischer Niederlassung ein? Wie hoch sind diese und wie werden Zuliefererteile behandelt werden? Kann man dies durch eine eigene Produktionsstätte vermeiden?
Jetzt muss ich kurz juristisch werden. Niederlassungen sind generell eine schlechte Idee, da man damit eine Betriebsstätte schafft, mit all den Problemen, die das mit sich bringt. Insbesondere US-Steuererklärung der deutschen Gesellschaft, doppelter Buchhaltung etc. Sinnvoller ist, stets eine Tochtergesellschaft einzusetzen, also eine rechtlich selbstständige Organisation. Zum Zollthema: Den einen Wert gibt es nicht. Das US-Zollrecht kennt über 17.000 verschiedene Tarife. Mit eigener Produktion in den USA mag man bestimmte Zölle verhindern können, in der globalisierten Welt wird man aber (fast) immer auf Rohmaterialien oder Teile aus aller Welt zurückgreifen müssen. Ein Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, wie es unter Obama einst angeschoben wurde, ist spannend, doch in weiter Ferne.

Kommt man dann in den Genuss von Subventionsprogrammen?
Das war in der Vergangenheit so, und damit darf auch weiterhin gerechnet werden. Die Fördermittel des amerikanischen Bundes für bestimmte Industrien sind unter Biden enorm vergrößert worden. Eine Fortsetzung dessen ist im Moment nicht absehbar, aber das kann sich vor den Midterm Elections schnell ändern. Von noch größerer Beedeutung sind aber die Fördertöpfe, die sich öffnen, wenn man eine Produktion aufbaut, worauf Ihre Frage ja auch abzielt. Die Standortwahl ist ein Prozess, den man professionell angehen sollte, vor allem wenn wir über die Schaffung von 35 oder mehr Arbeitsplätzen sprechen, unter dieser Zahl vereinzelt auch. Es reicht nicht, sich auf Steuersätze und gute Verkehrsanbindung zu konzentrieren. Es gibt über 3,000 Counties in den USA, die solche Unternehmen aktiv umwerben und erhebliche Anreize bieten, in Form von Steuererleichterungen, Zuschüssen, Bereitstellung oder Verbesserung der Infrastruktur, Grundstücken und und und. ….Wenn man sich hier informiert und dies nicht außer Acht lässt, kann man beim Markteintritt viel Geld sparen.

Herr Masberg, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Moritz Masberg referiert auch bei den Management Meetings der German American Trade Association zu diesen und weiteren Themen, am

9./10. April in Köln
sowie an weiteren Terminen im Juli, September und November 2025. www.american-trade.org

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