Living in New York City – not very smart

Ich lebe in New York City, der vielleicht berühmtesten Stadt der Welt.

Sicherlich nicht eine der smarten Cities nach gängigen Kriterien, aber wenn ich an das Sinnbild einer Stadt denke, taucht immer das Empire State Building vor meinem geistigen Auge auf. Und dann der Sub­way-Fahrplan mit den roten, grünen, gelben, blauen, braunen und grauen Linien – sicher ein Faktor, der eine Stadt lebenswert macht.

Wie ist der öffentliche Verkehr, wie komme ich ohne Auto gut und schnell von A nach B, wie weit sind die Dis­tanzen? Sunnyside Gardens liegt mitten in Queens, ist hübsch und familienfreundlich und mit seinen Einfamilien­häusern und den Vorgärten sicher nicht typisch urban. Trotzdem ist es auch unter jungen Leuten zum Geheimtipp geworden, denn die Nachbarschaft liegt gleich am 7 Train, der einen innerhalb von 20 Minuten rappelnd wie eine Blechdose nach Manhattan bringt. Die hohen Mieten treiben immer mehr New Yorker Richtung Osten, selbst Brooklyn ist mit einer Medianmiete von 3.629 US-$ im August 2022 unerschwinglich für viele geworden, denn das Medianeinkommen in diesem Stadtteil liegt bei et­was über 33.000 US-$ im Jahr.

Und das ist ein weiteres Kriterium einer Smart City: Wie erschwinglich sie ist. Hier schneidet New York sicher sehr schlecht ab; es ist eine der teuersten Städte der Welt. Bei allen Preisen, nicht nur jenem für Wohnraum, muss der New Yorker drauflegen: Kaffee, Lebensmittel, Schule und College, alles ist hier teuer. 8,3 Mil­lionen Einwohner hat New York, 1,5 Milli­onen davon leben in Armut. Der Bundesstaat, zuletzt unter Governor Andrew Cuomo, jetzt unter seiner Nachfolgerin Kathy Hochul, bemüht sich und baut in Manhattan und Brooklyn neue Wohngebäude und verlost die Wohnungen in Lotterien an einkommensschwache Menschen. Dieser Prozess kann aber Jahre dauern.

Ein anderes Dauerthema in New York ist der Verkehr, vor allem in Manhattan. Yellow Cabs im Stau gehören zum Stadtbild wie das Empire State Building, aber auch hier sucht New York City nach einer Entlastung – denn eine Stadt wird besonders lebenswert, wenn sie Fußgängern und Rad­fahrern Raum gibt. Das neue Mautprogramm für Manhattan zielt darauf ab, den Verkehr zu reduzieren, den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern, die Reisezeiten zu verkürzen und die Luftqualität in der Stadt zu verbessern. Laut der Umweltverträglichkeitsprüfung werden täglich acht Millionen Fahrten mit dem Auto, dem öffentlichen Nahverkehr oder dem Fahrrad innerhalb bzw. aus dem jeweiligen Wohnbezirk heraus unternommen. Den Angaben der Verkehrsbehörde zufolge hat sich das Modell der Staugebühren in anderen Weltstädten wie Stockholm, London und Singapur bewährt. Sollte es in Kraft treten, hätte New York das erste Stau-Mautprogramm des Landes.

Das Leben in New York ist anstrengend, laut, teuer und dreckig. Und während es sicher nicht smart im herkömmlichen Sinn ist, hier zu leben, so ist es doch wahnsinnig bereichernd und spannend. Ich halte es mit der Schriftstellerin Fran Lebowitz, einer Frau, die in New Jersey geboren wurde und seit Jahrzehnten hier lebt: „There is no place harder to live in than New York. But, obviously, I made the decision numerous times that, although it is easier [elsewhere], I just don’t care [to live anywhere else].“

Sophie Schimansky,
Deputy Editor in Chief

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