Für die nächsten 78 Tage waren die Casinos in den USA, dem größten Markt für Slot-Maschinen, geschlossen. Mit einer Schuldenlast von 9,2 Mrd. US-$ konnte sich Scientific Games eine solche Durststrecke nicht leisten.

In den folgenden zwei Jahren begann das an der Nasdaq gelistete Unternehmen, Unternehmensbereiche zu verkaufen. Im Oktober 2021 verkaufte Scientific Games sein Lotteriegeschäft (nebst dem Namen) für 6,1 Mrd. US-$ an die auf Bermuda ansässige Private-Equity-Firma Brookfield Business Partners. Im September 2022, nachdem Wilson zum CEO befördert worden war, benannte das Unternehmen sich in Light & Wonder um und verkaufte die Sportwetten-Plattform OpenBet für 800 Mio. US-$ an die Endeavor Group.

„Wir versuchten, in der Pandemie bei 50 verschiedenen Gaming-Dingen Weltklasse zu werden“, sagt der 43-jährige Wilson, der zuvor fast 16 Jahre bei Light & Wonders australischem Konkurrenten Aristocrat gearbeitet hatte. „Doch wir hatten auch eine ernsthafte finanzielle Situation, die gelöst werden musste.“

Mit den Schulden, die nun auf 3,8 Mrd. US-$ gesenkt wurden, und stabilen Einnahmen von 2,9 Mrd. US-$ (der letzte 12 Monate) konzentrierte sich Wilson auf Light & Wonders Kernkompetenzen: Slots, iGaming (digitale Slot-Maschinen-Spiele) und Social Games (kostenlose mobile App-Versionen der Casino-Spiele mit virtuellem Geld).

„Wir versuchten, unser Leben ein wenig zu vereinfachen“, sagt Wilson aus dem Hauptsitz von Light & Wonder in Las Vegas. „Diese fokussierte Strategie, großartige Spiele zu entwickeln, ist es, die letztendlich Marktanteile erobert. Man baut bessere Spiele und verkauft mehr Produkte. Das ist die Idee der Einfachheit.“

Einfachheit zahlt sich aus, besonders im Slot-Maschinen-Geschäft, das nach wie vor die Hauptquelle für Einnahmen in Casinos darstellt. Light & Wonder operiert weltweit und verkauft seine Slot-Maschinen und Spiele auf nahezu jedem Gaming-Markt. Aber 70% des Umsatzes stammen aus Nordamerika, dem größten Markt für Slot-Maschinen mit 1 Mio. Maschinen, so das Gaming-Datenunternehmen Eilers & Krejcik. In Nevada bringen Slots jedes Jahr mehr Einnahmen als jedes andere Spiel im Casino und machen etwa 65% des Bruttospielumsatzes des Bundesstaates aus, also rund 10 Mrd. US-$.

In den letzten fünf Jahren hat sich Wilsons große Wette ausgezahlt. Light & Wonder ist zum am schnellsten wachsenden Unternehmen der Branche geworden – dank einer Reihe beliebter Spiele, darunter die Huff N’ Puff-Reihe und Dragon Train. Auch die lizenzierten Inhalte – darunter Slots basierend auf Monopoly, Willy Wonka und James Bond-Filmen – haben großen Erfolg. Im letzten Herbst brachte Light & Wonder seine erste Casino-Kollaboration mit Netflix auf den Markt, ein Slot-Spiel basierend auf der beliebten Serie Squid Game.

2022 erzielte Light & Wonder 913 Mio. US-$ an Cashflow (bereinigtes EBITDA) und kündigte ein Ziel von 1,4 Mrd. US-$ Gewinn bis Ende 2025 an – eine kühne Wachstumsrate von 53%. Die Firma ist auf Kurs: 2023 meldete das Unternehmen 1,1 Mrd. US-$ EBITDA, ein Plus von 38% seit Wilsons Übernahme.

Light & Wonder hat zudem Marktanteile der Konkurrenten erobert – das Unternehmen ist nun mit etwa 21% der Slot-Maschinen-Verkäufe in Nordamerika im ersten Quartal dieses Jahres auf Platz zwei, hinter Aristocrat mit 28%, so Eilers & Krejcik. Investoren haben das Nasdaq-notierte Unternehmen für seine Erfolgsgeschichte belohnt – der Aktienkurs ist in den letzten fünf Jahren um rund 450% gestiegen und in den letzten 12 Monaten um 43%.

David Katz, Analyst bei Jefferies, der den Gaming-Sektor abdeckt, ist weniger bescheiden über den Erfolg von Light & Wonder. „Sie haben sicherlich das größte Wachstumspotenzial in der Branche“, sagt Katz.

Die jüngsten Bewegungen von Light & Wonder haben auch eine Welle von Fusionsaktivitäten in der Branche ausgelöst. Im Mai schloss PlayAGS, Incorporated, ein weiteres Slot-Maschinen-Unternehmen, das an der Nasdaq gelistet ist, einen Deal ab, um privat von Brightstar Capital Partners für 1,1 Mrd. US-$ übernommen zu werden. Im Februar kündigte das in London ansässige Unternehmen International Game Technology an, sein Lotteriegeschäft von der Gaming-Sparte abzutrennen – eine ähnliche Maßnahme wie Light & Wonder 2021 – und mit Las Vegas-basierten Everi zu fusionieren. Im Juli gab die Private-Equity-Firma Apollo Funds bekannt, IGT und Everi in einem Barangebot zu erwerben, das das kombinierte Geschäft mit 6,3 Mrd. US-$ bewertet.

Wilson glaubt, dass diese Deals ein Zeichen dafür sind, dass der typischerweise „unterbewertete“ Gaming-Sektor von der Private-Equity-Welt erkannt wird. „Die Wirtschaftlichkeit dieser Branche ist offensichtlich“, sagt Wilson. „Sie ist widerstandsfähig und zuverlässig und generiert eine Menge Bargeld.“

Jetzt geht Light & Wonder gegen den Marktführer Aristocrat vor und schlägt ihn in einigen Märkten. Das Unternehmen besteht nun aus ehemaligen Mitarbeitern der australischen Firma. Jamie Odell, der Vorsitzende des Unternehmens, war acht Jahre lang CEO von Aristocrat, und der stellvertretende Vorsitzende war CFO von Aristocrat. Wilson war Präsident und Geschäftsführer von Aristocrats Americas Division. „Wir betrachten Light & Wonder oft als Aristocrat 2.0“, sagt Katz.

Moderne Slot-Maschinen unterscheiden sich erheblich von den klassischen einarmigen Banditen der Vergangenheit. Heute sind sie aufwendige Videospiele, und der Schlüssel zu einem erfolgreichen Spiel ist Immersion – die Spieler möglichst lange am Bildschirm zu halten, gefesselt von Videoclips auf riesigen Bildschirmen und zahlreichen Bonus-Rädern. Die Konkurrenz auf jedem Casino-Boden zwischen Aristocrat, Light & Wonder, IGT und anderen ist hart – Spiele, die finanziell für Casinos nicht rentabel sind, werden oft abgezogen.

Das bestperformende Spiel von Light & Wonder, Huff N Even More Puff, generiert mehr als 260.000 US-$ pro Maschine und Jahr – drei Mal besser als das durchschnittliche Spiel, so Eilers & Krejcik.

Selbst ein leistungsstarker Slot-Maschinen-Entwickler ist nur so gut wie sein nächstes Spiel. „Die Branche ist in dem Sinne sehr darwinistisch, dass der Wert der Spiele für einen Casino-Betreiber sehr offensichtlich ist“, sagt Wilson. „Sie sehen es jeden Tag in der Kasse.“

Text: Will Yakowicz
Fotos: Bru-nO, www.lnw.com, stokpic, romanov