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Die meisten Konsument:innen sind sich bewusst, dass westliche Lebensentwürfe zu viele Ressourcen verschlingen. So geben in einer Umfrage des AK-Konsummonitors 85 % aller Befragten in Österreich an, dass die Menschen in unserer Gesellschaft zu viele Dinge haben, die sie eigentlich gar nicht brauchen.
Viele versuchen bereits, den eigenen Konsumfußabdruck zu reduzieren, etwa durch umweltbewusste Verhaltensweisen – beispielsweise kaufen 65 % (zumindest eher) gezielt regional und 91 % der Befragten verwenden meist eine eigene Traghilfe. Jeweils rund jeder Zweite boycottiert, also meidet bestimmte Produkte gezielt aus politischen Gründen (und wendet sich anderen zu).“Die überwiegende Mehrheit der Konsument:innen achtet beim Kauf von Haushaltsgroßgeräten auf nachhaltige Produkteigenschaften; die Reparaturbereitschaft liegt je nach Haushaltsgroßgerät zwischen 40 bis 70 %. Immerhin 30 % haben ihr Reiseverhalten bereits an den Klimawandel angepasst (auch wenn hier wohlgemerkt nicht jeder den gleichen Verhaltensspielraum hat und der häufigste Grund fürs Nichtverreisen mit 69 % immer noch der kleine Geldbeutel ist). Die Zustimmung zu konsumpolitischen Maßnahmen ist insgesamt sehr hoch, insbesondere auch zur Förderung von Langlebigkeit und Reparierbarkeit im Bereich Haushalt.
Verbraucher:innen sehen die Verantwortung für nachhaltigen Konsum nicht nur bei sich selbst, sondern sehen strukturelle Probleme. Über verschiedene Konsumbereiche hinweg ärgern viele sich darüber, dass ihnen zu viel Verantwortung zugeschrieben wird, weil sie nur innerhalb gewisser Rahmenbedingungen agieren können. So zeigt die AK-Studie „Nachhaltiger Konsum“ zum Beispiel den Ärger von Verbraucher:innen über zu billige Flüge sowie zu teure Zugfahrten. Die fehlende Kostenwahrheit ist das größte Hindernis für nachhaltigen Konsum im Bereich des Reisens.
Johanna Bürger
...ist Konsumforscherin und Referentin für nachhaltigen Konsum bei der Arbeiterkammer Wien in Österreich.
Einmal mehr braucht es ein realistisches Verbraucherbild: Zeit und Geld der Verbraucher:innen sind knapp, genauso wie die Aufmerksamkeitsspanne in Konsumroutinen. Konsument:innen empfinden Produktkennzeichnungen zum Teil als intransparent, beispielsweise wenn sie bei Fertigprodukten nicht erkennen können, wo die verwendeten Rohstoffe herkommen. Insgesamt ärgern sich 52 % der Befragten über widersprüchliche und irreführende Herkunftsangaben. Viele Konsument:innen, die versuchen, nachhaltig zu konsumieren, stecken in Dilemmata – als Konsument:in finde ich mich dann zum Beispiel in einer Situation wieder, in der ich zwischen einer biologischen, aber in Plastik verpackten und einer unverpackten konventionellen Gurke entscheiden muss.
Der AK-Konsummonitor zeigt, dass sich die wenigsten eine generelle Ausweitung des Produktsortiments im Supermarkt wünschen, sondern die Mehrheit eine Ausweitung des Biosortiments. Deswegen muss nachhaltiger Konsum vor allem attraktiver und einfacher werden. Hinausgehend über die Frage „Was kaufe ich und wie nutze ich es?“ muss auch die Frage „Was steht überhaupt zur Auswahl?“ betrachtet werden.
Gastkommentar: Johanna Bürger
Opinions expressed by Forbes Contributors are their own.
Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 1–22 zum Thema „Ressourcen“.