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Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna, bekannt für seine "Buy now, pay later"-Dienste, hat einen radikalen Kurs eingeschlagen: Seit einem Jahr verzichtet das Unternehmen auf Neueinstellungen und setzt stattdessen voll auf Künstliche Intelligenz (KI). Das Ergebnis? Beeindruckende Effizienzsteigerungen und ein Rekordumsatz, der zeigt, wie die Arbeitswelt der Zukunft aussehen könnte.
Von Menschen zu Maschinen: Klarnas radikale Umstrukturierung
Die Zahlen sprechen für sich: Innerhalb von zwölf Monaten hat Klarna nicht nur 24 Prozent seiner Belegschaft verloren, sondern diese Stellen auch bewusst nicht nachbesetzt. Stattdessen setzt CEO Sebastian Siemiatkowski auf Automatisierung und KI-Technologie. In den Bereichen Kundenservice, Bildverarbeitung und Marketing übernehmen nun KI-Systeme Aufgaben, die zuvor Hunderte Mitarbeiter beschäftigten.
Siemiatkowski erklärt gegenüber Bloomberg: „Wir können mit KI deutlich mehr erreichen – und das zu geringeren Kosten.“ Besonders die Einführung KI-gestützter Kundenservice-Assistenten hat beeindruckende Ergebnisse geliefert: Diese Systeme ersetzen mittlerweile die Arbeit von 700 Vollzeitmitarbeitern.
Rekordumsätze durch KI-Effizienz
Die Strategie zahlt sich aus: Im Geschäftsjahr 2024 konnte Klarna seinen Umsatz auf beeindruckende 3,5 Milliarden Euro steigern – ein Plus von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders in der Kostenstruktur zeigt sich die Effizienz der neuen Ausrichtung. Laut interner Berichte hat das Unternehmen durch KI-Anwendungen allein im Marketing Millionen eingespart.
„Unser Ziel war es immer, den Kunden einen besseren Service zu bieten und gleichzeitig unsere Prozesse zu optimieren. KI erlaubt uns, genau das zu tun“, so Siemiatkowski weiter.
Kritik an der Automatisierungsoffensive
Doch die radikale KI-Strategie stößt nicht nur auf Begeisterung. Kritiker wie Terra Higginson von der Info-Tech Research Group warnen vor den sozialen Folgen einer Automatisierung, die Arbeitsplätze in großem Stil abbaut. „KI sollte den Menschen helfen, nicht ersetzen“, argumentiert Higginson.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass 89 Prozent der Arbeitnehmer Angst vor Arbeitsplatzverlust durch KI haben – und ein Viertel diese Erfahrung bereits gemacht hat. Klarna steht dabei exemplarisch für einen Trend, der die gesamte Wirtschaft betrifft. Laut Schätzungen könnten weltweit bis zu 300 Millionen Arbeitsplätze durch Automatisierung bedroht sein.
Ein Blick nach vorn: Expansion und Börsengang in den USA
Trotz der Kontroversen blickt Klarna selbstbewusst in die Zukunft. Das nächste große Ziel: die Expansion in die USA, begleitet von einem geplanten Börsengang im kommenden Jahr. Mit einem gestärkten Umsatz und einer deutlich schlankeren Kostenstruktur sieht sich das Unternehmen bestens gerüstet, um auch international weiter zu wachsen.
Ob Klarnas Ansatz ein Modell für andere Unternehmen wird oder als abschreckendes Beispiel dient, bleibt abzuwarten. Fest steht: Der Zahlungsdienstleister hat mit seinem konsequenten KI-Einsatz ein starkes Signal gesetzt – sowohl an die Finanzwelt als auch an den Arbeitsmarkt.
Foto: appshunter.io