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Das Problem der Klimakrise wächst täglich – und nicht nur in der Politik wird der Druck, sich in Richtung Nachhaltigkeit zu orientieren, zunehmend spürbar, sondern auch auf den Finanzmärkten. Die Kommunalkredit Austria sieht die Krise als Chance und positioniert sich noch stärker als Finanzierer für nachhaltige Infrastrukturprojekte. CEO Bernd Fislage weiß um die damit verbundenen Herausforderungen, sieht das eigene Unternehmen aber gut aufgestellt, um von der grünen Transformation nicht nur zu profitieren, sondern diese vielmehr aktiv mitzugestalten.
Es ist eine Wortschöpfung, die auf die Kommunalkredit zurückgeht – und gleichzeitig wie die Faust aufs Auge passt. Denn die Bank, die sich an der Schnittstelle zwischen Finanzmärkten und Industrie auf die Finanzierung von Infrastrukturprojekten spezialisiert hat, bezeichnet sich selbst als „Infra Banking Expert“. Als solche ist die Bank nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa aktiv und versucht, die spannendsten, lukrativsten und vor allem auch nachhaltigsten Projekte in den Bereichen Infrastruktur und Energie zu finden und zu finanzieren.
Seit vier Jahren führt Bernd Fislage die Kommunalkredit Austria AG nun schon. Er sieht das Unternehmen mit allen notwendigen Puzzleteilen ausgestattet, um im Zuge der Bekämpfung der Klimakrise zu florieren. Denn um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen und unseren Planeten auch in Zukunft für die Menschen bewohnbar zu erhalten, werden große Umstellungen in allen Lebensbereichen notwendig sein. Für die Kommunalkredit heißt das: Die Projekte, die sie finanziert, müssen nachhaltig sein.
„Der Green Deal der Europäischen Union sowie die nationalen Klima- und Energieziele nehmen uns alle in die Pflicht, insbesondere im Infrastruktur- und Energiebereich viel zu entwickeln und zu investieren“, so Fislage im Interview. „Es müssen konstant und zukunftsorientiert entsprechend innovative Projekte finanziert werden, um die Energieerzeugung sowie die damit zusammenhängenden Technologien – etwa Wasserstoff, Elektro-Ladeinfrastruktur oder Batteriespeicher – stärker voranzutreiben.“
Der Markt ist jedenfalls da: Laut der OECD fließen rund 6,3 Billionen US-$ pro Jahr in Infrastrukturausgaben. US-Präsident Joe Biden hat kürzlich ein 1,2 Billionen US-$ schweres Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, dessen Mittel in die US-Infrastruktur gehen sollen. Und: Diese Investitionen nachhaltig zu gestalten ist keine Hexerei – die OECD schätzt, dass die jährlichen Infrastrukturausgaben der Welt nur um 10 % erhöht werden müssten, um die Investitionen nachhaltig zu machen.
Fislage sieht bereits viele Anzeichen für dieses Umdenken. Die Kunden fühlten sich von der „sozialen, grünen und nachhaltigen“ Ausrichtung der Kommunalkredit angesprochen: „Das Verständnis ist vorhanden, der Bedarf umso mehr.“ Das zeigen übrigens auch die Zahlen: Laut Global Sustainable Investment Alliance (GSIA) stieg das Volumen nachhaltiger Investitionen zwischen 2010 und 2020 von 8,6 auf 35,3 Billionen US-$.
Der CEO kennt den Markt gut: Seit 1992 ist er in der Finanzmarktbranche aktiv, von 1998 bis 2015 in verschiedenen Positionen bei der Deutsche Bank AG, zuletzt als Global Head of Asset Finance & Leasing. 2017 kam Fislage zur Kommunalkredit – und fühlt sich in Österreich sichtlich wohl. Sein Unternehmen lobt er in den höchsten Tönen: „Ich habe das Privileg, einer kleinen, agilen Bank vorzustehen, die mit ihrem engagierten Team sehr schnell ihre breite Expertise bei der Umsetzung nachhaltiger Infrastrukturprojekte unter Beweis stellt – jeden Tag aufs Neue.“
Für Fislage gehen die Auswirkungen der eigenen Arbeit über den Aspekt der Nachhaltigkeit hinaus: „Mit Investitionen in bürgernahe, notwendige Infrastruktur schaffen und sichern die Gebietskörperschaften und Unternehmen Arbeitsplätze und helfen, die Konjunktur anzukurbeln. Da können wir unterstützen.“
Er weist auch auf die lange Tradition des Unternehmens hin: 1958 als „Österreichische Kommunalkredit Aktiengesellschaft zur Aufschließung von Industriegelände“ gegründet, hatte die heutige Kommunalkredit ursprünglich das Ziel, Investitionsvorhaben mit besonders hohem arbeitsmarktpolitischem Effekt zu unterstützen und zu finanzieren.
Die Kommunalkredit
...ist Spezialist für Infrastruktur- und Energiefinanzierungen. Gemeinsam mit ihren Kunden als Partnern schafft die Bank Werte, die das Leben der Menschen kontinuierlich verbessern. Sie hat rund 300 Mitarbeiter in Wien und Frankfurt.
In den 80er- und 90er-Jahren fokussierte sich die Kommunalkredit zunehmend (auch) auf nachhaltige Aspekte. Ende der 90er-Jahre folgte die Umbenennung in Kommunalkredit Austria AG, bevor die globale Finanzkrise zehn Jahre später fast das Aus für das Unternehmen bedeutete. Seit 2015 ist die Bank wieder in Privatbesitz. Heute hat sie eine Bilanzsumme von 4,4 Milliarden € und rund 300 Mitarbeiter, die in den Niederlassungen in Wien und Frankfurt tätig sind.
Das Spektrum an finanzierbaren Projekten ist breit. Fislage: „Wir haben uns gezielt auf die Bereiche Energie & Umwelt, Kommunikation & Digitalisierung, Soziale Infrastruktur, Verkehr & Transport sowie Natural Resources fokussiert.“ Erhöhte Nachfrage nimmt der CEO vor allem auch in den Bereichen Photovoltaik, Windkraft, Breitband, Datencenter und Pflege- und Gesundheitseinrichtungen wahr. Neben dem Heimatmarkt Österreich, auf den laut Fislage „besonderes Augenmerk“ gelegt wird, ist die Kommunalkredit aber in ganz Europa aktiv: „Unser Tätigkeitsfeld umfasst auch Portugal und Spanien, geht über Frankreich, Belgien und die Niederlande bis nach Großbritannien, inkludiert auch Österreichs Nachbarstaaten und geht weiter bis nach Skandinavien und ins Baltikum. In Ghana haben wir auch erstmals ein Projekt auf dem afrikanischen Kontinent umgesetzt.“
Drei Projekte, die für die Arbeit der Spezialbank besonders repräsentativ sind, wurden mit Partnern aus der unmittelbaren Umgebung realisiert. Für Fislage ist das gleichermaßen Zufall und Strategie: „Österreich ist ein vielfältiges Land. Man kennt einander und tauscht sich aus. Die Zusammenarbeit mit lokalen Größen bietet sich daher an. Es gibt viele spannende Projekte in Österreich.“
Das erste davon trägt den Namen PeakSun. Dahinter steht ein Joint Venture mit der eww Anlagentechnik GmbH, die wiederum eine Tochter der eww Gruppe ist (eww ist ein Energieversorger mit Sitz in Wels). Das gemeinsame Unternehmen wird Aufdach-Photovoltaikanlagen entwickeln, bauen und betreiben. Für Christoph Mair, Bereichsleiter mea Solar bei eww, handelt es sich dabei um ein absolutes Zukunftsfeld: „In Österreich sollen bis 2030 elf Gigawatt-Peak (GWp, Anm.) an zusätzlicher Photovoltaikleistung installiert werden, um den Strombedarf bilanziell durch erneuerbare Energie decken zu können. Um diese Pläne schaffen zu können, müssen wir alle zur Verfügung stehenden Dachflächen nutzen. Industrie- und Gewerbebetriebe werden dabei eine große Rolle spielen.“
PeakSun fokussiert sich in der ersten Phase auf energieintensive Industrie- und Gewerbebetriebe. Dabei handelt es sich um Anlagen mit einer Kapazität von 100 kWp (Kilowatt-Peak) oder mehr. Aufgrund des Contracting-Modells entfällt für Kunden die Anfangsinvestition, da das Joint Venture die Photovoltaik-Aufdachanlagen finanziert, auf den von den Kunden zur Verfügung gestellten Dachflächen errichtet und langfristig an die Kunden verpachtet. „Contracting ist in den letzten Jahren von unseren Kunden verstärkt nachgefragt worden. Mit der Kommunalkredit als Partner können wir dieses Thema perfekt besetzen“, sagt Mair.
Auch bei einem der aktuell spannendsten Bauprojekte in Wien spielt die Kommunalkredit Austria eine Rolle: Im Zuge des Baus der TrIIIple-Türme – das sind drei Hochhäuser im dritten Wiener Gemeindebezirk – kooperiert man mit dem Projektentwickler SORAVIA. Fislage bezeichnet die Zusammenarbeit als „Vorzeigeprojekt für zukunftsweisende Energielösungen“, denn bei den Gebäuden wurde eine Anlage gebaut, die Wasser aus dem angrenzenden Donaukanal als Wärmequelle oder -senke verwendet. Das Wasser ist die einzige Klimaversorgung der Gebäude.
Herbert Jansky, COO der SORAVIA-Tochter Adomo, erläutert: „Wir entnehmen dem Donaukanal bis zu 1.000 m³ Wasser aus den unteren Schichten des Flusses, in denen die Wassertemperatur weitgehend konstant ist. Wir entfernen dann die Verunreinigungen und führen das Wasser in einem Austauschprozess – über Wärmetauscher – an einem zweiten Kreislauf vorbei. Der zweite Kreislauf nimmt die Temperatur aus dem Wasser auf. Anschließend geben wir das Wasser mit gleicher Qualität in den Donaukanal zurück. Wenige Meter nach der Rückführung in den Donaukanal ist die Temperaturveränderung schon nicht mehr messbar. 1.000 m³ pro Stunde klingt viel, das sind aber nur rund 0,06 % der Gesamtmenge im Kanal. Das Ergebnis ist eine CO2-neutrale Heizung und Kühlung, die jährlich circa 3.180 t CO2 spart. Bei einem durchschnittlichen, jährlichen CO2 Ausstoß von 1.219 kg pro Haushalt entspricht dies circa 2.600 4-Personen Haushalten, also etwa einer Stadt wie Zwettl in NÖ.“
Dass eine solche Anlage nicht ganz gewöhnlich ist, zeigen die Schritte, die vorab notwendig waren, um den Bau zu ermöglichen. Jansky: „Herausfordernd waren bei diesem Projekt sicher die Überzeugungsarbeit für diese ‚verrückte Vision‘ sowie alle Genehmigungen für das Projekt zu bekommen und die Situierung der Anlage zu planen. Da haben wir aber sowohl vonseiten der Behörden als auch von den Projektentwicklern wesentliche Unterstützung bekommen.“ Was heute nämlich als absolut normal gilt, war 2017 noch neu, erzählt Jansky – für SORAVIA wie auch die Kommunalkredit: „Das Projekt ist aus einem Vorausdenken entstanden, das heute als selbstverständlich wahrgenommen wird. Damals war es ein Novum, dass Projektentwickler und Banken sich darauf einlassen.“ Dass das System laut Jansky „zu 100 % duplizierbar“ ist, macht die Möglichkeit einer Vervielfältigung übrigens deutlich wahrscheinlicher. SORAVIA arbeite selbst gerade an einigen Machbarkeitsstudien.
Doch nicht nur mit Energieversorgern und Immobilienentwicklern, sondern auch mit einem der größten Unternehmen Österreichs kooperiert die Kommunalkredit: Gemeinsam mit der OMV wird in der Raffinerie in Wien-Schwechat der Bau der größten Elektrolyseanlage des Landes finanziert. Rund 25 Millionen € werden insgesamt investiert, wovon die Hälfte von der Kommunalkredit getragen wird. Die Anlage, die im zweiten Halbjahr 2023 in Betrieb gehen soll, soll bis zu 1.500 Tonnen Wasserstoff produzieren. Eingesetzt wird der „grüne“ Wasserstoff zur Hydrierung von biobasierten und fossilen Kraftstoffen, um „grauen“ Wasserstoff in der Raffinerie zu substituieren.
Für Fislage ist auch dieses Projekt ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Erreichen der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen: „Unserem Beitritt zur ‚European Clean Hydrogen Alliance‘ lassen wir nun Taten folgen, unterstützen den Elektrolyseanlage-Bau mit grüner Finanzierung und leisten so gemeinsam mit der OMV wichtige Beiträge zu den SDGs der Vereinten Nationen.“
Die Projekte zeigen, dass noch viel zu tun ist, um die Klimakrise zu bewältigen, gleichzeitig aber gute Ideen quasi überall zu finden sind. Man muss sie nur finanzieren können. Fislage findet in diesem Zusammenhang aber, dass nicht nur die Klimakrise, sondern auch das Investitionsumfeld für die Arbeit der Kommunalkredit vorteilhaft ist: „Institutionelle Investoren suchen aufgrund der unter Druck geratenen Renditen klassischer Kapitalanlagen sowie durch regulatorische Vorgaben verstärkt nach alternativen Investitionsmöglichkeiten. Infrastrukturinvestitionen erfreuen sich dabei immer größerer Beliebtheit und stellen eine eigene, attraktive Assetklasse mit stabilen Renditen dar.“
Und so kann man von der Kommunalkredit wohl auch in den nächsten Jahren positive Nachrichten erwarten. Denn für Fislage ist der eigene Slogan – „Zukunft braucht Infrastruktur“ – wahrer denn je: „Wir möchten die Zukunft auch weiterhin aktiv gestalten und einen Mehrwert für die Gesellschaft erzeugen.“
Text: Klaus Fiala
Foto: Petra Spiola, Getty Images, ZOOMVP
Titelbild: Das Bauprojekt TrIIIple der SORAVIA-Gruppe nutzt bei den drei Hochhäusern Wasser aus dem Donaukanal für die Klimaversorgung.
Diese Advoice erschien in unserer Forbes Daily "Grüne Wirtschaft".