In der Klemme

Der Spielzeughändler "Die Klemme" in Wien geriet in einen Rechtsstreit mit dem dänischen Spielzeuggiganten Lego, der letztendlich dazu führte, dass das Geschäft seine Türen schließen musste.

Auf einem Eckzinshaus in der Brigittenau, dem 20. Wiener Gemeindebezirk, prangt in roter Schrift: “DIE KLEMME in der man gerne steckt”. Momentan steckt das Spielwarengeschäft, das sich auf Klemmbausteine spezialisiert hat, selbst ziemlich in der Klemme. Ein Blick durch die Schaufenster verdeutlicht die Krisensituation: An der Stelle, an der früher Miniatur-Gebäude wie das Taj Mahal aus Bausteinen aufgebaut waren, sind nur noch Umzugskartons zu sehen.

Vier Jahre lang gingen Kinder aber auch erwachsene Hobby-Architekten in den Store, um sich Klemmbaustein-Modelle zu kaufen. Die bunten Steinchen, die aus China bestellt wurden, erinnern stark an die berühmten Lego-Produkte. Das wurde dem Inhaber, Markus Leopold-Blaim, jetzt zum Verhängnis. Der umsatzstärkste Spielwarenhersteller der Welt, der im Geschäftsjahr 2022 8,7 Mrd. € Umsatz erwirtschaftete, reichte eine Klage gegen den 2019 gegründeten Wiener Mitbewerber ein.

Im November des vergangenen Jahres wurde eine Sendung, bestehend aus zwei Europaletten, vom Zollamt zurückgehalten. Die Lieferung war für das wichtige Weihnachtsgeschäft und die Messesaison vorgesehen. Lego informierte durch seine Anwälte, dass in der Ware Verletzungen von Design-, Marken- und Urheberrechten festgestellt wurden. In der Folge mussten sämtliche Steine mit einem Verkaufswert von 25.000 € vernichtet werden.

Fest steht: Lego besitzt seit geraumer Zeit keine Patente mehr für seine Steine. Sowohl innerhalb als auch außerhalb Europas gibt es zahlreiche alternative Hersteller. Dennoch hat der dänische Marktführer Maßnahmen ergriffen, um Kopien zu verhindern, indem er Marken- und Designrechte registriert hat. Der Milliardenkonzern geht hauptsächlich gegen stationäre Händler juristisch vor, während Onlinehändler häufig unberücksichtigt bleiben. Leopold-Blaim entschied sich dazu, den Kampf aufzugeben und veräußerte die restliche Ware, woraufhin "Die Klemme" im Dezember geschlossen wurde. Der Gesamtschaden liegt schätzungsweise bei 100.000 €.

Lego betonte in einer schriftlichen Erklärung gegenüber Forbes: „Wenn unsere gewerblichen Schutz- und Urheberrechte verletzt werden, ergreifen wir Maßnahmen zum Schutz unserer Kunden.“ Leopold-Blaim lässt sich nicht entmutigen und plant eine Neuausrichtung seines Geschäftes. Ab Anfang März wird das Sortiment um Brettspiele erweitert. Außerdem wird ein separater Spielbereich eingerichtet, der dazu einlädt, vor Ort zu spielen.

Foto: Paul Resetarits

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