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Von fünf Teammitgliedern im Jahr 1983 im niederösterreichischen Schwechat auf 3.150 Mitarbeiter in 40 Ländern: cargo-partner und sein Weg zum globalen Logistiker.
2020 war für das Logistikunternehmen cargo-partner eines der herausforderndsten und gleichzeitig erfolgreichsten Jahre seiner Geschichte, so Österreich-Geschäftsführer Martin Schenzel. Natürlich, so sagt er, sei das Überschreiten der Eine-Milliarde-€-Umsatz-Marke ein Grund zur Freude – mehr noch aber wiege die Art und Weise, wie man dieses beste Ergebnis nach Hause gefahren habe: Trotz der widrigen Umstände der Coronapandemie und der nicht einfachen, aber dennoch (aufgrund der ausgezeichnet aufgestellten IT-Abteilung) raschen Umstellung der Arbeit ins Homeoffice konnten sich die Kollegen zu Höchstleistungen motivieren. Da spüre man die Kultur des Familienunternehmens und den starken Zusammenhalt der Kollegen, sagt Schenzel. Er selbst ist seit 1991 im Unternehmen.
1983 wurde cargo-partner gegründet. Heute zählt das Unternehmen 3.150 Mitarbeiter an über 100 Standorten in 40 Ländern. Sie sind schon lange am Markt …
Martin Schenzel: Das stimmt – und die Geschichte reicht um noch einiges weiter zurück: Der Gründer und Vorstand, Stefan Krauter, begann seine Berufstätigkeit zunächst im Unternehmen seines Vaters, das bereits vor mehr als 90 Jahren von seinem Großvater gegründet worden war. Stefan Krauter fokussierte sich zuerst auf Luft- und Seefracht; beide Sparten wurden später zu einer Firma zusammengelegt. Und so ist das Unternehmen von einem Standort und der damaligen Zentrale in Schwechat am Flughafen sukzessive bis zur heutigen Größe gewachsen. Denn dank eines wachsenden Netzwerks konnten wir bald auch Vor- und Nachlauf abwickeln und integrierte Logistiklösungen anbieten.
Dazu kam, dass wir mit dem Fall des Eisernen Vorhangs rasch unsere Chancen in Osteuropa erkannt und mit dem Jahr 1993 unsere Expansion mit zahlreichen Tochterunternehmen – von der Slowakei über Tschechien bis hin zu einer flächendeckenden Expansion in Osteuropa und in weiterer Folge auch am Balkan – vorangetrieben haben. 2001 haben wir den Schritt über den Atlantik gewagt und in New York unseren ersten Standort in den USA aufgebaut; 2004 folgte der Markteintritt in Asien, und seit 2019 hat cargo-partner eine Niederlassung in Australien.
Ist cargo-partner auch in Afrika?
MS: Nein, noch nicht. Wir schauen uns den Markt aber sehr genau an und arbeiten mit ausgewählten Partnern vor Ort zusammen. Aber auch Südostasien steht bei uns im Fokus. Im Augenblick erweitern wir unsere Niederlassungen in Europa – in Nordmazedonien und mit unserer Niederlassung in Großbritannien.
Apropos: Auf den Brexit konnte man sich ja relativ lange vorbereiten …
MS: … und auch wieder nicht. Bis zum Schluss wusste ja niemand genau, wie der Abschluss der Verhandlungen ausgehen würde. Bis kurz vor Ende 2020 wusste man nicht, wie die Vereinbarung in Hinblick auf den Warenfluss zwischen Großbritannien und der EU aussehen würde. Viele Unternehmen, viele Importeure, viele Exporteure waren grundsätzlich gut aufgestellt, mussten aber Wege finden, um mit der bis zuletzt unklaren Situation umzugehen. Aber auch Logistiker hatten ihre Schwierigkeiten: Wir haben Marktbegleiter gesehen, die ihre Services kurzfristig einstellen mussten, weil die Lkws an den Grenzen gestanden sind. Wir waren zum Glück gut auf den Brexit vorbereitet und sind recht gut durch diese Zeit gekommen; wir konnten den Kunden rechtzeitig kommunizieren, worauf zu achten ist, damit der Warenfluss möglichst reibungsfrei gewährleistet ist. Aber generell muss man schon sagen, dass vieles erheblich komplizierter geworden ist, etwa in Sachen Zoll. Das ist ein heikles Thema, sowohl im Import als auch im Export. Wir bieten dazu frei zugängliche Webinare zu aktuellen Themen, unter anderem auch zu Zoll und Brexit, an und merken, dass diese sich großen Interesses erfreuen.
Für Außenstehende ist es vielleicht überraschend, zu erfahren, dass die Unternehmenszentrale eines global agierenden Unternehmens in Fischamend in Niederösterreich liegt. 2019 haben Sie zusätzlich in Wolfurt (Vorarlberg; Anm.) eine weitere Niederlassung in Österreich errichtet. Warum wurde dies vorgenommen – geht es hier um das Dreiländereck?
MS: Die Region ist für uns von besonderer Bedeutung: Sie ist durch ein hohes Wirtschaftswachstum – über dem österreichischen Durchschnitt – gekennzeichnet und verfügt über sehr günstige Luft- und Straßenverkehrsanbindungen sowie Bahnstrecken zu wichtigen europäischen Häfen. Vorarlberg zählt zu den stärksten Produktionsstandorten des Landes, und auch die Schweiz und Liechtenstein und das südliche Deutschland haben seit Jahren eine stabile Volkswirtschaft. Mit Zürich, München und Frankfurt befinden sich zudem drei Großflughäfen in praktischer Nähe, und in der Seefracht profitiert der Standort von einem eigenen Containerterminal in Wolfurt, der eine leichtere Beschaffung von Leerequipment ermöglicht.
Unser Wachstum in Vorarlberg war in den letzten Jahren beachtlich, die Prognosen sind vielversprechend. Der nächste logische Schritt war einfach die Eröffnung einer eigenen operativen Niederlassung. Wir wollen unseren Kunden geografisch nahe sein und gezielt auf die speziellen Anforderungen von deren Supply Chains und des Marktes eingehen.
Martin Schenzel
...ist Österreich-Geschäftsführer von cargo-partner und seit 1991 im Unternehmen. Das Geschäft der Logistik hat er dort von der Pike auf gelernt. Seinen MBA in Supply-Chain-Management hat Schenzel an der Donau-Universität Krems erworben.
2020 war für cargo-partner das bisher erfolgreichste Geschäftsjahr. Bei all den Herausforderungen, die die Coronapandemie mit sich gebracht hat, war sie für Ihr Unternehmen offenbar gut …
MS: Die Pandemie hat eine Reihe beispielloser Herausforderungen für die Logistik mit sich gebracht: Lockdowns, Grenzschließungen, Kapazitätsengpässe aufgrund abgesagter Flüge, Containermangel und vieles mehr. Obwohl unsere Transportvolumina leicht gesunken sind, konnten wir dank flexibler Alternativ- und Emergency-Lösungen sehr gute Ergebnisse erzielen. Dazu zählt etwa der Transport per Bahn über die Neue Seidenstraße, der eine verlässliche und schnellere Alternative zur Seefracht darstellt.
Zusätzlich bieten wir für dringende Transporte mehrmals wöchentlich Charterflüge von Asien nach Europa und vice versa an – und auch Charterverbindungen mit anderen Ländern und Regionen wie zum Beispiel den USA. Die Geschäfte unserer Kunden sind etwas weniger geworden, jedoch konnten wir durch unser starkes Netzwerk unserer eigenen Standorte in Asien einige Neukunden dazugewinnen.
Können Sie das Wachstum von cargo-partner beziffern?
MS: Sagen wir so: Wir sind die letzten Jahre organisch gewachsen – beim Umsatz wie bei den Aufträgen. Zu der Erweiterung unserer Netzwerke um zusätzliche Niederlassungen in der EU und in Asien kommt das Standbein der Kontraktlogistik dazu – da hat sich in den letzten Jahren viel getan. Unsere Lagerkapazitäten wurden in den letzten Jahren auf über 250.000 Quadratmeter verdoppelt. Insgesamt ein Viertel der Lagerfläche befindet sich in Ostasien und in den USA.
Sie haben, so heißt es, auch die Umsatzmilliarde überschritten …
MS: Diese magische Grenze haben wir bereits am 30. Oktober erstmals erreicht und bis Jahresende dann bei Weitem überschritten. Dabei haben uns sicher die sehr hohen Importpreise von Asien geholfen, den Mengenausfall der Monate Februar bis Juni zu kompensieren. Wir konnten aufgrund früher Buchungen auch in den hitzigsten der sprunghaften Phasen den Bedarf unserer Kunden in der Luft-, der Seefracht und im Bahnverkehr mit Asien decken. Bis 2025 haben wir uns – das aber schon vor Corona – die zweite Umsatzmilliarde vorgenommen.
Wir sehen dem Jahr 2021 positiv entgegen. Es liegt uns nicht, im Status quo zu verharren.
cargo-partner bietet seinen Kunden auch eine Logistiksoftware namens SPOT an, die diese eigenständig zu unterschiedlichen Zwecken nutzen können. Was kann SPOT genau?
MS: Angefangen hat das als einfache Trackingplattform, die wir für und gemeinsam mit einem Kunden entwickelt haben. Damals sollte die Sendung einfach sichtbar gemacht werden. Daraus hat sich dann eine umfangreiche Plattform entwickelt, die laufend weiterentwickelt wird.
Neben umfassenden Informationen über Sendungen aller Art kann auch das Dokumentenmanagement genutzt werden, mit dem man von Lieferanten- über Transportrechnungen bis hin zu Verzollungsdokumenten alles gesammelt an einem Ort hat, was nicht nur praktisch, sondern auch nachhaltig ist. Nicht zuletzt ist SPOT eine neutrale Software – das heißt, dass sie jedes Unternehmen verwenden kann und auf einer Stand-alone-Plattform statt auf vielen unterschiedlichen mit allen Dienstleistern verbunden ist. Man spricht hier von einer Visibility-and-Collaboration-Plattform, die den Informations- und Güterfluss entlang der Lieferkette vereinheitlicht und alle Parteien zur effizienten Kommunikation und Prozessoptimierung zusammenbringt. Das geht bis hin zur Überwachung von Produktionen, um etwa Ausfälle rechtzeitig kommunizieren zu können und auf Lieferengpässe zu reagieren, oder dem sogenannten Time-Slot-Management zur Glättung der Laderampenauslastung.
Seit wann sind Sie selbst denn schon für cargo-partner tätig?
MS: Ich bin seit dem Sommer 1991 dabei, und alles, was ich über Logistik weiß, habe ich bei cargo-partner gelernt. Aber wenn Sie mich fragen würden: „Wissen Sie alles über Logistik?“, müsste ich sagen: „Nein.“ Weil wir einfach jeden Tag dazulernen – auch, weil die Logistik ein sehr herausforderndes Geschäftsfeld ist, das sich tagtäglich verändert. 1991 haben wir über Telex und Fax kommuniziert und hatten Mobiltelefone, deren Batterien so groß wie Aktenkoffer waren. Es zeigt sich: Wer nicht mit der Zeit geht und antizipiert, wird es schwer haben, am Markt erfolgreich zu sein.
Das gilt für alle, auch für Unternehmen. Und cargo-partner hat sich mit den Anforderungen der Zeit sehr verändert. Wir sind aber unseren Werten treu geblieben, egal, wie stark wir gewachsen sind. Wir nehmen unseren Leitspruch „We take it personally“ beim Wort – wir sind für unsere Kunden erreichbar.
Wie schätzen Sie denn das Jahr 2021 ein? Was kann dieses Jahr nach dem so außergewöhnlichen 2020 denn noch bringen?
MS: 2021 könnte ein noch schwierigeres Jahr als 2020 werden, weil wir diese Aufbruchstimmung und Mobilmachung, die wir beim ersten Lockdown hatten – im Sinne von „Jetzt erst recht!“ – nicht mehr haben. Wir haben uns an diese Situation schon gewöhnt und werden sehen, wie lange das mit der Pandemie noch andauert. Ich denke, bis da alles bereinigt und zu einem Normalzustand gekommen ist, könnte es womöglich 2022 sein.
Wir werden, so denke ich, 2021 Rückgänge im Warenfluss haben, aber auch Engpässe in der Versorgung sehen. Es ist eine Marktbereinigung zu erwarten, und ich fürchte, es wird uns eine Insolvenzwelle drohen, die großen Einfluss auf Lieferketten und Preise haben könnte. Gespannt sehen wir auch in die USA und darauf, wie sich die neue politische Lage auf die wirtschaftlichen Beziehungen mit China und Europa auswirken wird.
Insgesamt wird es ein herausforderndes Jahr, dem wir aber positiv entgegensehen – einfach, weil wir gut aufgestellt sind und nicht im Status quo verharren.
Text: Heidi Aichinger
Fotos: beigestellt, Walter Ebenhofer
Dieses Advertorial erschien in unserer Januar/Februar-Ausgabe 2021 „Innovation & Forschung“.