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Während in Ländern wie den USA und Großbritannien Überwachungskameras, sogenannte CCTV, kaum noch aus dem Straßenbild wegzudenken sind, ist man in Österreich noch zaghafter. Dennoch hat sich in Wien vor drei Jahren das KI- und „Objection Detection“- Unternehmen Deki angesiedelt, um die Objekterkennung in der Videoüberwachung in die Hände einer KI zu legen. Wie sicher diese Technologie ist und warum Osteuropa dafür offener ist als der Westen, erzählen Deki-CEO Denis Konorev und Produktmanager Tomas Tichy Forbes DA.
„Object Detection“ nennt sich die Technologie, mit der Deki seit Ende 2019 arbeitet. Dabei soll eine künstliche Intelligenz Objekte, Gegenstände und Menschen auf Videos erkennen und einordnen und dabei die meist lästige Aufgabe der Videokontrolle aus der Hand des Menschen nehmen. KI nimmt bei Deki dabei eine zentrale Rolle ein, schließlich findet sich künstliche Intelligenz auch im Namen wieder: Deki bedeutet auf Japanisch intelligent. Im Allgemeinen kann mithilfe dieser Detection-KI das menschliche Sehen mittels Computeralgorithmen nachgebildet werden. „Wir verwenden Deep Learning, um die KI-basierten Erkennungsmodelle zu trainieren, Objekte zu identifizieren, Gesichter zu erkennen, Bewegungen zu verfolgen und mehr“, erklärt der Produktmanager und KI-Spezialist des Unternehmens, Tomas Tichy. Somit gibt Deki passiven Kameras die Fähigkeit, Objekte und Situationen zu erkennen. Das kann beispielsweise dabei helfen, nur autorisierten Personen eine Tür zu öffnen oder Sicherheitsrisikos frühzeitig zu entdecken.
Diese Idee kam CEO und Co-Gründer Denis Konorev 2019, als er auf einer Messe in Wien mehrere Start-ups aus dem Gebiet künstliche Intelligenz und Computer Vision entdeckte. „In diesem Moment wurde mir klar, dass KI in Zukunft überall zum Einsatz kommen wird. Unternehmen wie Deki werden von der Welt gebraucht, um KI-Know-how in reale Geschäftsfälle einzubringen“, so der CEO.
Der gebürtige Russe Konorev zog mit 17 Jahren nach Deutschland, um seine Schulausbildung zu beenden. Nach seinem Studium (Internationale Wirtschaftswissenschaften) zog es Konorev jedoch nach Österreich: „Ich finde, dass Wien einfach eine tolle und vor allem sichere Stadt ist“, sagt er. So machten sich Konorev und sein Mitgründer Stan Savransky 2019 auf die Suche nach KI-Spezialisten und trafen dabei auf Tomas Tichy, den jetzigen Produktmanager von Deki. Dieser hat betriebswirtschaftlichen Hintergrund, entdeckte aber seine Leidenschaft für Technik, IT und künstliche Intelligenz, als er 2019 ein Praktikum bei der OMV absolvierte.
Heute hat Deki neun Mitarbeiter und bearbeitet vor allem Anfragen aus dem Osten Europas, doch ausgerechnet seinen ersten Auftrag bekam das Sicherheitsunternehmen nicht unweit von Wien: In einem Skigebiet sollte Deki in Zeiten der Pandemie seine Object Detection auf die vorhandenen Kameras installieren, um zu überprüfen, ob die Skifahrer ihren Mund-Nasen-Schutz tragen. „Der Hauptwunsch des Kunden war es, die Kosten zu senken“, so CEO Konorev. Dies ist einer der Hauptgründe, warum die Kunden von Deki auf dessen Technologie und Objection Detection zurückgreifen wollen. „Das Skigebiet hatte zuvor etwa 30 zusätzliche Mitarbeiter, die nur für die Sicherheit zuständig waren. Dank uns konnte der Kunde an den Arbeitskräften sparen, was vor allem während der Pandemie sehr wichtig war“, so Konorev. Doch inwieweit kann künstliche Intelligenz in der Zukunft ganze Berufsgruppen ersetzen? Und wie sicher ist Object Detection eigentlich?
„Künstliche Intelligenz zeichnet sich dadurch aus, dass sie lineare, sich wiederholende Aufgaben effizient und genau ausführt. Diese Aufgaben sind oft solche, die Menschen ohnehin nicht machen wollen“, sagt Tichy. „Warum sollte ein Mensch seine Zeit mit hochgradig monotoner, sich wiederholender Arbeit verbringen, wenn künstliche Intelligenz sie effektiver und schneller erledigen kann, oft mit weniger Fehlern?“
13 Mrd. US-$ ist der Markt für Überwachung heutzutage schwer – mit steigender Tendenz, denn laut Prognosen soll er in zehn Jahren bei 45 Mrd. US-$ liegen. Mit der wachsenden Nachfrage nach Überwachungskameras wird auch die Kritik an ihnen lauter: Gesichtserkennung, Social Profiling und das Eindringen in die Privatsphäre sind nur einige der Kritikpunkte an CCTV. Ob Sicherheit jemals auf Kosten der Privatsphäre gehen darf? „Nein“, lautet die Antwort von Deki-Produktmanager Tomas Tichy. „Sicherheit und Datenschutz sind miteinander verknüpft und schließen einander nicht aus“, so Tichy. Um die Privatsphäre von aufgenommenen Menschen zu gewährleisten, setzt Deki deshalb auf Sicherheitslösungen wie lokales Computing, Datenspeicherung und Datenverschlüsselung. „Die Speicherung von Daten auf lokalen Computern anstelle von externen Servern kann mehr Kontrolle und Sicherheit bieten, garantiert aber keine vollständige Datensicherheit“, so Tichy.
Heute hat Deki vor allem in Abu Dhabi und der Tschechischen Republik große Kunden. In letzterem Staat zählt etwa Gasnet, ein großes Gas- und Ölversorgungsunternehmen, zum Kundenpool von Deki. Für seine Sicherheits- und Überwachungslösungen hat Deki bestehende Vertriebspartnerschaften und offene Projekte mit sieben Unternehmen ebenfalls in der Tschechischen Republik, aber auch in der Slowakei, der Schweiz und seit Kurzem auch in Österreich. Gerade in Österreich hatte es Deki in der Vergangenheit schwer, Kunden zu gewinnen: „Ich glaube, in Österreich sind die Menschen noch etwas unsicher und sehen noch nicht wirklich die Möglichkeiten unserer Technologie“, erklärt Deki-CEO Konorev.
Für die Zukunft erhofft er sich daher, noch weitere größere Aufträge in Österreich zu bekommen und die Computer-Vision-Technologie auf breitere Bereiche auszuweiten. „Wir arbeiten auch daran, Drohnen in Zukunft beispielsweise mit einer Objekterkennung ausstatten zu können“, so Tichy. Ein größeres Sichtfeld, wie es beispielsweise bei Drohnen der Fall ist, macht es nämlich um einiges schwieriger für die KI, Objekte oder Menschen zu erkennen. Doch egal, ob Deki seine Technologie in Drohnen oder Kameras installiert – am Ende entscheidet immer noch der menschliche Verstand, was mit den Informationen der Kamera gemacht wird, die KI vereinfacht lediglich den Prozess.
Fotos: David Visnjic