Howard Lutnick: Der umstrittene CEO, der als Trump-Berater in die Politik geht

Howard Lutnick ist eine der faszinierendsten und gleichzeitig umstrittensten Persönlichkeiten an der Wall Street. Als CEO von Cantor Fitzgerald hat er seine Firma nach den tragischen Ereignissen des 11. Septembers wiederaufgebaut und ein Vermögen von über 1,5 Mrd. US-$ angehäuft. Trotz seines Erfolgs und der Tragödien, die er durchlebte, wird Lutnick von vielen als „der meistgehasste Mann an der Wall Street“ bezeichnet.

Am 27. Juli 2024 trat Lutnick auf der Bitcoin 2024 in Nashville auf, um für die Kryptowährung Tether und ein neues Finanzgeschäft zur Unterstützung von Bitcoin-Investoren zu werben. Dabei erinnerte er an die Ereignisse des 11. Septembers 2001, als er seine Firma fast vollständig verlor – 658 seiner Mitarbeiter, darunter auch sein Bruder, kamen ums Leben. Lutnick versprach damals, 25 % des Unternehmensgewinns für fünf Jahre an die Familien der Opfer zu spenden und zahlte letztlich 180 Mio. US-$.

Trotz dieser heroischen Geschichte und seiner angeblichen Standhaftigkeit in Krisenzeiten gibt es dunklere Seiten an Lutnick. In Gerichtsunterlagen und Aussagen ehemaliger Mitarbeiter wird Lutnick als ein Geschäftsmann beschrieben, der oftmals durch unfaire Geschäftspraktiken und Selbstbereicherung auffällt. Ein ehemaliger Partner bezeichnet ihn als „den meistgehassten Mann an der Wall Street“. In einer Klage wird Lutnick vorgeworfen, seine Mitarbeiter zu zwingen, 10 bis 20 % ihres Gehalts in Partnerschaftseinheiten zu investieren, die sich später als schwer liquidierbar herausstellten. Einem großen Teil der Mitarbeiter, die das Unternehmen verließen, wurde angeblich viel Geld vorenthalten.

Trotz dieser Kontroversen bleibt Lutnick eine zentrale Figur im Finanzsektor und eine enge Vertraute von Donald Trump. Als Trump ihn 2024 für das Amt des Handelsministers nominierte, hob der Präsident nicht Lutnicks Handelskompetenz hervor, sondern beschrieb ihn als „Inbegriff von Widerstandskraft“. Lutnick hatte Trump bereits 2021 finanziell unterstützt, als er half, Trumps Medienunternehmen zu finanzieren, und auch die Trump-Organisation profitierte von Lutnicks Immobiliengeschäften.

Lutnick, der schon früh ein gutes Gespür für lukrative Geschäftsmöglichkeiten entwickelte, hat seine Firma durch eine Vielzahl von Finanzinstrumenten geführt, von Anleihen bis hin zu Kryptowährungen und SPACs. Doch seine aggressiven Methoden, die er zur Maximierung seiner eigenen Gewinne einsetzt, stoßen bei vielen auf Widerstand. „Es geht darum, Menschen auszunutzen“, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter.

Mit seiner detailverliebten Arbeitsweise hat Lutnick auch in der Politik Aufmerksamkeit erregt. Er wurde von Trump als Vorsitzender seines Übergangsteams berufen, um bei der Auswahl von Appointees für die Regierung zu helfen. Lutnicks Firmen, die mit verschiedenen Bundesbehörden und Ministerien zusammenarbeiten, werfen jedoch Fragen zur Interessenkollision auf. Trotz ethischer Bedenken scheint Lutnick entschlossen, seine Karriere auf allen Ebenen weiter auszubauen.

Lutnick bleibt eine umstrittene Figur: von einem erfolgreichen Unternehmer bis hin zu einem Mann, dessen Methoden immer wieder in Frage gestellt werden. Doch eines ist sicher – er weiß, wie man in einem wettbewerbsintensiven Geschäftsfeld überlebt und sich behauptet.

Text: Dan Alexander
Foto: Wikimedia Commons

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