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In vielen Unternehmen steht das Thema Mental Health auf der Agenda immer noch zu weit hinten. Dr. Therese Höflich-Kienle hilft Arbeitgebern dabei, eine Kultur aufzubauen, in der offen über psychische Gesundheit gesprochen werden kann. So soll Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt und das Wohlbefinden der Angestellten gestärkt werden – ein besseres Investment als jenes in die Gesundheit gibt es wohl kaum.
Die Zahlen sind schockierend: Psychische Erkrankungen sind in Deutschland laut DAK-Gesundheit der dritthäufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit. Schätzungen zufolge belaufen sich die direkten und indirekten Kosten (etwa durch Produktivitätseinbußen) psychischer Erkrankungen in Deutschland auf 44,4 Mrd. € bzw. 102,6 Mrd. € pro Jahr. Zusammen entspricht das ungefähr 4 % des deutschen BIPs.
Viel von diesem Geld könnte gespart werden, würden Privatpersonen und Unternehmen mehr in die Prävention und frühzeitige Erkennung psychischer Krankheiten investieren. „Je früher wir die Symptome einer Depression oder eines Burn-outs erkennen, desto leichter ist es, der Person zu helfen“, sagt Dr. Therese Höflich-Kienle – sie ist Ärztin und hat langjährige Erfahrung in den Themenbereichen Neurologie, Psychiatrie und Mental Health. Seit 2020 hat sie ihre eigene Praxis und hilft vor allem Unternehmen und High Performern, aber auch Privatpersonen, psychischen Erkrankungen vorzubeugen und sie zu bekämpfen.
Laut Höflich-Kienle gibt es zahlreiche Gründe für die steigende Anzahl an Depressionen und Burn-outs, von denen die meisten auch auf Stress zurückzuführen sind. „Es gibt keine einfache Erklärung für psychische Krankheiten, aber ich sehe, dass einige Trends unserer Zeit – etwa die Globalisierung und die rasche Digitalisierung vieler Beziehungen – eine Informationsflut auf unser Nervensystem auslösen. Dadurch ist es ununterbrochen in Aktion, was enormen Stress verursacht“, so die Ärztin. Dennoch ist das Thema Mental Health in vielen Kreisen noch tabuisiert. Sich Hilfe zu holen, wird oft als Schwäche gesehen – obwohl gerade diese ein wertvolles Investment sein kann.
Nach dem Abschluss ihres Medizinstudiums 2009 widmete sich Höflich-Kienle in ihrer Facharztausbildung der menschlichen Psyche. Die Deutsche begann ihre Karriere in der Neurochirurgie und Neurologie, mit der Zeit verlagerte sich ihr Interesse jedoch zunehmend auf die Psychiatrie. Nach ihrer Ausbildung war Höflich-Kienle drei Jahre lang als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsklinik Frankfurt tätig. Während ihrer Zeit an der Universitätsklinik, aber auch schon davor, merkte die Ärztin, dass die Nachfrage von Unternehmen boomte. „Ich begann deswegen mit einigen Kollegen, Angebote für Firmen zu entwickeln“, sagt sie. In dieser Rolle half sie Unternehmen wie Lufthansa oder Philips, eine offene Unternehmenskultur aufzubauen, in der Warnzeichen für psychische Erkrankungen früher erkennbar sind.
2020 gründete Höflich-Kienle ihre eigene Praxis, mit der sie heute Firmen und Privatpersonen betreut. Besonders ihr Angebot für Unternehmen zielt auf die Prävention psychischer Erkrankungen ab. Mithilfe von Workshops sensibilisiert die Ärztin alle Beteiligten, angefangen bei der obersten Führungsebene, bezüglich mentaler Gesundheit. Sie erklärt: „Es braucht eine Unternehmenskultur, die offen ist und dem Thema Mental Health innovativ begegnet.“ Für Privatpersonen bietet Höflich-Kienle außerdem Diagnostik, Verhaltens- und Pharmakotherapie an. Ihr Angebot geht also über die klassische Psychotherapie hinaus – und anders als bei vielen Mentalcoaches, die nur eine kurze Ausbildung absolviert haben, kann Höflich-Kienle auf ihre Fähigkeiten aus über zehn Jahren medizinischer Ausbildung und Praxis zurückgreifen.
Diese Erfahrung hat der Ärztin gezeigt, dass viele Menschen sich nicht genügend Zeit für die psychische Gesundheit nehmen – in ihren Augen ein schwerer und kostspieliger Fehler. „Ein starker Fokus auf Mental Health ist ein Investment“, sagt Höflich-Kienle, bevor sie fortfährt: „Die Zahlen zeigen, wie viel psychische Erkrankungen kosten. Es würde viel Geld sparen und menschliches Leid vermeiden, die Probleme so früh wie möglich zu bekämpfen.“
Dr. Therese Höflich-Kienle ist Fachärztin und widmet sich seit mehr als zehn Jahren dem Thema Mental Health.
Text: Erik Fleischmann
Foto: Gaby Gerster